Presseschau

Basler Zeitung vom 27.10.2021

Bimbalabumba und eine unvergessene Nacht

Im Schweizer Cup trifft der FCB im Achtelfinal heute auf Etoile Carouge. Bei den Genfern haben die Basler schon so manch denkwürdigen Moment erlebt.

Dominic Willimann

Etoile Carouge gegen den FC Basel, dieses Duell hat es im nationalen Fussball bereits 25-mal gegeben. Dennoch ist die nächste Auflage vom Mittwoch im Rahmen des Schweizer Cups eine spezielle, da der Vergleich lange nicht mehr stattgefunden hat (19 Uhr, Fontenette, RTS live).

Letztmals gegenübergestanden sind sich die beiden Teams vor genau zwanzig Jahren, ebenfalls in diesem Wettbewerb. Die BaZ blickt auf dieses Spiel sowie drei andere Gegebenheiten zurück, die der FCB-Fan mit den Genfer Amateuren in Verbindung bringt.

Massimo Ceccaroni und der Penalty
120 Minuten lang muss der FCB im Februar 2001 beim damaligen B-Ligisten Etoile Carouge leiden, ehe das Penaltyschiessen über das Weiterkommen entscheidet. Der Gast aus der Nationalliga A gewinnt 12:11, und der verletzte Abwehrchef Oliver Kreuzer sagt danach auf der Tribüne nur: «Bimbalabumba.» Will wohl so viel heissen wie: Was für ein Dusel.

Mann des Abends ist nebst Goalie Miroslav König Massimo Ceccaroni. Weil sich die beiden Teams in der Entscheidung munter mit Treffen und Verschiessen abwechseln, schickt Trainer Christian Gross als zehnten Penaltyschützen Ceccaroni zum Punkt. Und dessen Erinnerungen an den freien Schuss aus elf Metern sind bekanntlich nicht nur positiv: Ein halbes Jahr zuvor hat er die Möglichkeit, auf der Schützenmatte gegen GC in der Nachspielzeit sein erstes NLA-Tor zu erzielen. Und scheitert an Goalie Peter Jehle. Die Fans jubeln trotzdem, die vereinstreue Nummer 2 hat sich mit dieser Aktion endgültig unsterblich gemacht.

Diesmal aber trifft Ceccaroni, den darauffolgenden Penalty der Genfer pariert König. Der FCB ist eine Runde weiter. Die Reise führt dort nach Lausanne und damit wieder an den Lac Leman. Wieder entscheidet das Penaltyschiessen. Wieder tritt Ceccaroni als letzter Schütze in Rotblau an - doch diesmal scheitert er und mit ihm Rotblau. Der Aussenverteidiger schreibt ein nächstes Kapitel seiner FCB-Karriere.

Der Transfer von Thierry Ebe
In diesem letzten Vergleich mit Etoile Carouge fällt Trainer Gross ein weiteres Mal Thierry Ebe auf. Der Linksverteidiger aus Genf wird vom FCB schon länger beobachtet, nach dem Cupspiel der Wechsel spontan eingefädelt. Gross sagt: «Sein Temperament hat mich in dieser Partie überzeugt.»

Die Westschweizer leihen den damals 24-Jährigen schliesslich an Basel aus, weil Rotblau in der Verteidigung mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hat: von der Nationalliga B in die Finalrunde der Nationalliga A. Der Schritt ist gewaltig; so gewaltig, dass Ebe nie kaschieren kann, dass der FCB für ihn schlicht eine Nummer zu gross ist.

Letztlich trägt er in fünf Teileinsätzen und in 90 Minuten gegen GC das Trikot des FCB, danach ist dieses Kapitel so rasch beendet, wie es zustande gekommen ist. Ebe kehrt zu Etoile Carouge zurück und spielt danach nie mehr höher als in der zweithöchsten Liga des Landes.

Der Aufstieg 1994
Die Nationalliga B ist in den 90er-Jahren auch das Daheim des FC Basel. Bis am 3. Mai 1994 die Clubgeschichte um ein weiteres historisches Datum reicher ist. Ein 1:1-Remis bei Etoile Carouge reicht dem FCB an diesem Dienstag zum Aufstieg. Den wichtigen Treffer erzielt Dario Zuffi, danach kehrt Rotblau mit der Propellermaschine - ein Geschenk der Crossair an den Club - vom Genfersee ans Rheinknie zurück.

Was danach folgt, bleibt unvergessen: Bei einer Freinacht rund um den Barfüsserplatz feiert Basel seine Aufstiegshelden. Die Spieler werden auf den Schultern der Supporter über den Platz getragen, Tausende feiern bei diesem spontanen Fest ihre Helden. Nicht dabei bei den Feierlichkeiten ist Trainer Claude «Didi» Andrey. Er bleibt, weil er es so geplant hat, nach dem Spiel für ein paar Tage in der Westschweiz.

Das Aus von Jörg Berger
Andrey bleibt danach Trainer, aber ein Spiel bei Etoile Carouge hat auch schon einem FCB-Coach den Job gekostet. Der mittlerweile verstorbene Jörg Berger verliert im Oktober 1997 mit seinem Team bei den Genfern 1:2 und ist danach arbeitslos. Es ist das Ende eines grossen Basler Missverständnisses.

Im Rahmen einer «Bundesliga-Offensive» transferiert der FCB in der Saison 1997/1998 nicht nur Berger, sondern auch drei deutsche Profis nach Basel. Doch sportlich befindet sich der FCB trotzdem auf Talfahrt. Schon das Hinspiel gegen Carouge wird zum Desaster. Vor der Partie soll Berger in der Kabine gesagt haben: «Wir haben Gaudino, wir haben Zuffi, wir haben Huber! Wen haben die? Niemand!» Die Partie endet torlos und nach dem Rückspiel eben auch Bergers Zeit in der Schweiz.

Es ist für den FCB am Mittwoch also eine Rückkehr an eine historische Stätte, die sich nicht wesentlich verändert hat. Das Stade de la Fontenette wird so ein nächstes Mal Schauplatz einer Partie mit Basler Beteiligung. Nicht auszuschliessen deshalb, dass Rotblau auch diesmal am Genfersee etwas erlebt, über das in Jahren noch berichtet wird.

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