Basler Zeitung vom 13.05.2022
Selbst daheim gegen die Grasshoppers findet Rotblau nicht zum Siegen zurück. Der Super-League-Zweite enttäuscht beim 1:1. Kommt nun Alex Frei?
Oliver Gut und Dominic Willimann
Am Ende hüpft Guillermo Abascal ein letztes Mal an der Linie wild rum. Nachdem er sich zuvor - für seine Verhältnisse ungewohnt - mehrheitlich auf die Trainerbank zurückgezogen hat. In dieser abschliessenden Aktion will er ein Vergehen des Grasshoppers-Spielers Bendeguiz Bolla im Strafraum gesehen haben. Der Schiedsrichter pfeift zwar, aber er beendet die Partie. Schlusspfiff statt Penalty.
So endet dieses zweitletzte Heimspiel des FC Basel mit einem 1:1-Remis. Einem Unentschieden das dem Widersacher aus Zürich im Abstiegskampf mehr hilft als dem zweitplatzieren Gastgeber. Und dennoch muss sich der FCB die Fragen gefallen lassen: Wo ist die Reaktion auf den blutleeren Auftritt vom Sonntag in Lausanne (0:0) geblieben? Vor dem Spiel sagte Absacal, man müsse «auf den letzten Metern besser performen, sich besser in Szene setzen.» Nicht so wie in der Romandie also.
Doch davon ist an diesem warmen Abend im Joggeli nichts zu sehen. In der ersten Hälfte: Null Torschüsse. In der zweiten Hälfte: Drei Torschüsse. Das ist zu wenig für eine Mannschaft, die für sich reklamiert, zu den besten Equipen dieses Landes zu gehören. Immerhin: In der 84. Minute gelingt Sebastiano Esposito in numerischer Überzahl der Ausgleich, nachdem sich die GC-Verteidiger Bolla und Noah Loosli gegenseitig behindern.
Grosse Bühne für Fabian Frei
Dabei ist es der FCB, der sich zuvor selbst im Weg steht. Sinnbildlich dafür ist die Aktion in der 69. Minute: Noah Katterbach möchte aus der Distanz abschliessen, tut dies auch, aber nicht mit letzter Konsequenz, weil Wouter Burger dort steht, wo er nicht stehen sollte und den Deutschen somit irritiert.
Kurz darauf hat Bolla die Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen und das zweite GC-Traumtor im St.-Jakob-Park zu erzielen (73.). Doch der Abschluss des Ungarn landet am Pfosten. Danach sind nicht wenige Pfiffe zu hören - weil der FCB drauf und dran ist, erstmals in dieser Saison gegen die Zürcher eine Partie zu verlieren.
Dabei wäre es ein perfekter Abend gewesen, um so richtig zu feiern. Vor dem Anpfiff gehört die Bühne Fabian Frei, dem Rekordspieler in Rotblau. Die Muttenzerkurve hat eine fantastische Choreografie gebastelt, der Club bei Freis 454. Einsatz ein paar Gratulanten per Videobotschaft Frei grüssen lassen Und natürlich bekommt die Basler Nummer 20, die nicht künftig nicht mehr vergeben wird, den wohlverdienten Spalier - gebildet von Mitspielern, Clubmitarbeitern, Familie und Freunden.
Doch das ist nach diesen erneut nicht befriedigenden 90 Minuten für Frei erstmals weit weg. «Diese Partie wird mir nicht gross in Erinnerung bleiben, es war einfach zu wenig», sagte der Captain. Da pflichtete ihm auch sein Trainer.
Grosse Bühne für Alex Frei?
Dass dieser über den Sommer hinaus FCB-Trainer bleiben wird, ist nicht erst seit Donnerstag sehr unwahrscheinlich. Die Anzeichen verdichten sich, dass Alex Frei der neue Mann an der Linie der Basler sein wird. Nachdem die BaZ bereits am Dienstag berichtete, dass es Gespräche zwischen David Degen und Frei gegeben hat, meldet nun die «BZ Basel» dasselbe und verweist auf verschiedene Quellen.
Vorzustellen braucht man den ehemaligen FCB-Torjäger nicht. Aktuell beim FC Winterthur in der Challenge League engagiert, war er nach seiner Spielerkarriere bereits als Verwaltungsrat, Nachwuchstrainer und Interimscoach bei Rotblau tätig.