Presseschau

bz Basel vom 16.05.2022

Der nächste Umbruch

Der FC Basel verpflichtet den Schweizer Goalie Marwin Hitz. Damit bringt er erneute Unruhe in den Verein.

Céline Feller

Am frühen Samstagmittag postet Heinz Lindner ein Bild auf Instagram. Er versieht es mit einem roten und einem blauen Herz. Und darunter mit dem Hashtag: Never give up. Gib niemals auf.

Es ist seine ganz persönliche Reaktion darauf, was diese Zeitung am Samstagmittag bekannt macht: Lindner wird im Tor des FC Basel Konkurrenz bekommen. Marwin Hitz wechselt zum FCB. Bereits vor ein paar Wochen hatte der Schweizer Torhüter, der zwei Mal für die Nationalmannschaft spielen durfte, seinen Abgang von Borussia Dortmund verkündet. Beim BVB hatte er seit 2018 gespielt, war meist die Nummer zwei, nur kurzzeitig die Nummer eins. Beim FC Basel dürfte Hitz, der mittlerweile 34 Jahre alt ist, nicht ins zweite Glied rücken wollen. Er wechselt nach Basel, um hier Stammkeeper zu sein. Diesen Anspruch darf einer, der über ein Jahrzehnt Bundesliga-Erfahrung aufweisen kann, durchaus auch haben.

Lindners Zukunft ist ungewiss
Und dennoch kommt Hitz’ Verpflichtung in Basel nicht gut an. Nicht bei Lindner, nicht bei der Mannschaft, nicht in der Öffentlichkeit. Lindner selbst ist selbstredend wütend über die Verpflichtung von Hitz, und dies nicht nur, weil er seinen Stammplatz gefährdet sieht. Es geht Lindner viel mehr darum, dass ihm Wertschätzung fehlt. Wertschätzung, die er in seinen Augen verdient hat. Seit knapp zwei Jahren und dem Moment, in dem der Österreicher in Basel zur Nummer eins avancierte, ist er die Konstanz in Person. In einem Umfeld, in dem alle um ihn herum Leistungsdellen verzeichnen. Lindner hat dem FCB mehr als nur einen Punkt gerettet. Er hat vielmehr grossen Anteil daran, dass die Basler diese Saison ziemlich sicher auf Platz 2 beenden werden. Auch wenn ihm zuletzt zwei folgenschwere Fehler unterlaufen sind. Auch statistisch gesehen ist er einer der Besten in der Super League.

All dies interessiert aber jene Person nicht, welche beim FCB das Sagen hat: David Degen. Schon im Sommer wollte Degen einen neuen Goalie, baggerte an Roman Bürki und Loris Karius. Der FCB-Boss bemängelt Lindners Spiel mit dem Fuss, seine Präsenz, seine Aura. Alles sei mangelhaft. Diesen Unmut tat er auch erst kürzlich an einem Mitgliederanlass kund. Lindner wurde die neuerliche Kritik zugetragen. In einem Interview mit der «Basler Zeitung» konterte er dann ungewohnt scharf: «Jemand, der sich mit Fussball beschäftigt, der sieht, dass ich eine sehr gute Saison spiele.»

Unter diesen Voraussetzungen ist es fraglich, wie es mit Lindner in Basel weitergehen wird. Oder besser: Ob. Vertrag hätte er zumindest noch bis 2023. Klar ist jedoch, dass der FC Basel mit dem Zuzug von Hitz einen weiteren Umbruch einläutet. Er tut dies auf einer Position, auf der kein Bedarf bestanden hätte. Und Degen und Co machen erneut deutlich: Kein Spieler kann sich seines Platzes sicher sein. Vor allem nicht jene, welche noch von der alten Führung verpflichtet wurden.

Mit Hitz bekommen die Basler aber einen erfahrenen Mann, das muss man schon auch sehen. Einen, der wohl ablösefrei kommt. Und einen, der als Schweizer die Kontingentsliste nicht belastet, wie das beispielsweise ein Djordje Nikolic getan hat, der den Klub im Sommer verlassen wird.

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