Presseschau

Basler Zeitung vom 06.10.2022

Taulant Xhaka beisst sich zurück, Fabian Frei verliert an Dynamik

Gewinner und Verlierer beim FCB Das erste Viertel in der Super League ist gespielt. Die BaZ nennt vor dem Heimspiel gegen Bratislava fünf Gewinner und fünf Verlierer des bisherigen FCB-Saisonverlaufs.

Tilman Pauls und Oliver Gut

Auch wenn da noch diese Partie beim FC Luzern fehlt, so ist das erste Saisonviertel seit dem vergangenen Wochenende und dem 3:2-Erfolg des FC Basel über St. Gallen vorbei. Es war wettbewerbsübergreifend der fünfte rotblaue Vollerfolg in Serie, nach einem schwierigen Start resultierten aus den vergangenen neun Pflichtspielen acht Siege und scheint vieles auf Kurs.

Es ist eine Entwicklung, die auch dem Umstand geschuldet ist, dass der im Sommer neu verpflichtete Trainer Alex Frei seine bevorzugte Formation sowie deren präferierte Varianten erst finden musste - noch dazu aus einem grossen, sich zunächst noch verändernden Kader mit vielen Spielern, die ebenfalls neu waren.

Die BaZ nennt weder die besten noch die schlechtesten, weder die wichtigsten noch die nichtigsten Basler Spieler des ersten Viertels, sondern legt den Fokus auf fünf Gewinner und fünf Verlierer, die sich erst in dieser Findungsphase herauskristallisierten.

Gewinner 1: Taulant Xhaka
Als die Saison begann, blickte er auf zwei bittere Jahre zurück: ein Jahr Knie kaputt, ein Jahr langer, mühsamer Weg zurück - so mühsam, dass sich im Sommer so ziemlich jeder fragte, ob man den Xhaka von früher je wiedersehen würde. Dazu passte, dass FCB-Trainer Alex Frei zunächst nicht auf den 31-Jährigen setzte, was sich am klarsten in nur einem Teileinsatz in sechs Europacup-Qualifikationsspielen ausdrückt. Eine Bilanz, die sich nicht allein damit erklären lässt, dass der Routinier kurzzeitig angeschlagen fehlte.

Schon zuvor beim 4:2 über den FC Zürich stark, kam die Wende mit der Sion-Niederlage (ohne Xhaka): Frei änderte das System hin zu einem 4-1-4-1 mit dem Defensiv-Wadenbeisser als einzigem Sechser. Seither geht Xhaka meist als Captain ins Spiel und wirkt tatsächlich wieder wie früher. Das macht sich sogar bei seinem offensiven Output bemerkbar: Zurzeit steht er bei fünf Assists - und ist damit klar auf Kurs zum persönlichen Rekord, der bisher bei sieben Skorerpunkten liegt.

Gewinner 2: Darian Males
Bei ihm ist es ein bisschen wie bei Xhaka - einfach in jung und ohne lange Verletzung: Trotz 14 Skorerpunkten war die letzte Saison vor allem so, dass man sich fragte, ob er für den FCB der Zukunft taugt. Und auch in der neuen Spielzeit war er zunächst nur zweite Wahl. Dann kam der lockere Cup-Aufgalopp in Allschwil mit drei Males-Toren. Dann ein gutes Males-Spiel gegen den FCZ. Und dann die Niederlage in Sitten, wo Males nur eingewechselt wurde.

Seither setzt Alex Frei auf den schnellen Offensivspieler, meist am rechten Flügel. Resultat: weitere ansprechende Leistungen und vor allem weitere Siege - auch dank Males.

Gewinner 3: Arnau Comas
Wer hätte schon gedacht, dass sich dieser schmale, unscheinbare, unaufgeregte Spanier innerhalb weniger Wochen zum verlässlichsten Basler Innenverteidiger entwickeln würde? Aber Comas hat nach seiner Schulterverletzung nicht viel Zeit gebraucht, um sich - nicht zuletzt dank seinen eingesprungenen Grätschen - zum Stammspieler zu werden.

Gewinner 4: Jean-Kévin Augustin
Jean-Kévin Augustin ist ein Spieler, an dem der ehemalige Stürmer Alex Frei seine Freude hat. «Kreativität, eine Prise Verrücktheit - solche Dinge werde ich als Trainer nie unterbinden», hat er im «Blick» kürzlich mal über den Franzosen gesagt. Und der 25-Jährige dankt es seinem Trainer mit Toren.

Dreimal hat Augustin in dieser Saison bereits getroffen. Das ist für einen Stürmer noch keine Sensation - in seinem Fall aber durchaus bemerkenswert. Augustin war davor dreieinhalb Jahre ohne Tor, war verletzt, litt an Long Covid, war wieder verletzt. Inzwischen ist er hinter Zeqiri die erste Alternative im Sturm und macht seinem Trainer die Entscheidung nicht leicht.

Gewinner 5: Andy Diouf
Der junge Franzose hat offensichtliche Anlagen zum dynamischen Mittelfeld-Puncher, die gefördert werden sollen. Auch dann, wenn ihm wie zuletzt die Stringenz in seinen Aktionen abgeht, am Ende oft verpufft, was verheissungsvoll beginnt. Fakt ist: Seit Sitten stand er dreimal in der Startelf und viermal Captain Fabian Frei vor der Sonne. Auch zuletzt gegen St. Gallen, als er im Gegensatz zum Routinier eingewechselt wurde.

Verlierer 1: Fabian Frei
Vor einem Jahr befand er sich im x-ten Frühling einer langen Karriere. Vor einem halben Jahr gabs auch dafür eine Vertragsverlängerung bis 2024. Vor einem Vierteljahr wurde er - inzwischen FCB-Rekordspieler - doch noch Captain. Und dann hatte er mit Toren gegen Bröndby und gegen Sofia massgeblichen Anteil daran, dass der FCB sich für die Conference League qualifizierte und die finanzielle Rechnung aufgeht.

Aber für Alex Frei ist er offensichtlich nicht dynamisch genug - wohl auch, weil er ihn nicht für austrainiert genug hält. Also bleibt er seit der Sion-Niederlage meist aussen vor. Vielleicht ist das nur Momentaufnahme, ein Reizpunkt hin zum nächsten Frühling. Aber Fabian Freis WM mit der Schweiz ist gefährdet - und die Art und Weise seines Karriereausklangs völlig offen.

Verlierer 2: Adam Szalai
Wie es wohl Adam Szalai in diesen Tagen geht? Immerhin hat er im Trikot der ungarischen Nationalmannschaft gerade erst gegen Deutschland gewonnen, dabei ein Traumtor erzielt, gegen Italien dann sein 86. und letztes Länderspiel bestritten und damit ganz nebenbei noch den grossen Ferenc Puskas (85 Spiele) überholt.

In Basel erwartet ihn aber wieder die trübe Realität und die lautet: Ersatzbank. Mit Zeqiri, Augustin und Fink ist die Konkurrenz enorm, und der Stürmer Szalai mag auch nicht so recht zur Spielidee der Basler passen. Und so kommt es, dass ausgerechnet der Spieler mit der grössten europäischen Laufbahn im Basler Kader am weitesten von der Startelf entfernt scheint.

Verlierer 3: Liam Millar
Liam Millar, das kann man durchaus so sagen, ist ein Spätstarter. Schon in der letzten Saison brauchte er einige Wochen, um sich an Club, Liga, Land und Leute zu gewöhnen. Und jetzt das Gleiche: Millar wirkte in den ersten Spielen deutlich weniger effizient und geradlinig als in seinen besten Phasen. Mit dem Resultat, dass der Kanadier einige Wochen vor der WM hinter Dan Ndoye und Darian Males zurückgefallen ist.

Verlierer 4: Andy Pelmard
Er war in der Vorsaison der beste der Basler Innenverteidiger. Den Clubverantwortlichen war das zu wenig, sie holten erst Comas, dann Adams - und Pelmard wurde nach links aussen gedrückt. Dort spielte er seit Sion aber weniger als Noah Katterbach, während alles auf das Debüt des neuen Linksverteidigers Riccardo Calafiori wartet.

Eine Alternative kann der Franzose auf der Sechser-Position sein - aber wohl nur, wenn diese doppelt besetzt ist. Das jedenfalls ist der Eindruck nach dem Cupspiel in Aarau, wo er den Part allein übernahm. Damit sich grundlegend etwas ändert, müsste Adams so wackeln wie zuletzt oder ein Innenverteidiger verletzt oder gesperrt fehlen.

Verlierer 5: Michael Lang
Kann ein Aussenverteidiger, der in zehn Spielen vier Skorerpunkte sammelt, wirklich ein Verlierer sein? Ja. Denn Michael Lang ist nicht mehr unbestrittene Stammspieler, der er noch vor vielen Jahren war. In der Conference League hat er noch gar keinen Einsatz, und auch im Spitzenspiel gegen die Young Boys wurde ihm Sergio Lopez vorgezogen.

Sein freudig-erleichtert-grimmiger Torjubel gegen Aarau steht symbolisch für die Situation des 31-Jährigen. Allerdings hat Lang aufgrund der Verletzung von Lopez jetzt die Chance zu beweisen, dass er noch immer die erste Wahl sein kann.

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