Presseschau

Blick vom 30.01.2023

Pulverfass FC Basel

SEBASTIAN WENDEL

- Granit Xhaka giftet gegen Stammklub
- Fabian Frei legt sich mit Mitspielern an

Präsident David Degen kündigte an, dass man «einen ganz anderen FC Basel» sehen werde im Jahr 2023. Und forderte bis Ende Saison von Trainer und Mannschaft den Sprung auf Rang 2. Nach zwei Spieltagen im neuen Jahr, gleichbedeutend mit dem Ende der ersten Saisonhälfte, liest sich die Realität so: 22 Punkte nach 18 Spielen. Absturz auf Rang 6, am Sonntagabend hätte es bei einem Sieg von Sion gegen Servette sogar Rang 7 sein können. Kurz: die schlechteste Halbzeitbilanz des FC Basel seit Gründung der Super League 2003.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen kilometerweit auseinander. Erstaunlich, dass es nach der 2:3-Heimpleite gegen den FC Luzern auf den Zuschauerrängen im St. Jakob-Park ruhig bleibt. Statt Pfiffe stoische Ruhe – oder Schockstarre? Dafür gehen in der Krise nun die Akteure aufeinander los. Jeder gegen jeden.

Den Anfang machen Fabian Frei und Taulant Xhaka. Nach dem Abpfiff kommt es zu einem emotionalen Wortgefecht zwischen den beiden Routiniers. Später kommt raus: Das war kein Streit zwischen Captain und Vizecaptain. Frei regte sich fürchterlich darüber auf, dass einige Spieler nicht vor die Muttenzerkurve gingen, um sich für die Unterstützung der treuen Fans zu bedanken – und deponierte seine Wut darüber bei Xhaka.

Später im SRF-Interview geht der FCB-Captain auch öffentlich auf seine Teamkollegen los: «Wir haben unser wahres Gesicht im Moment gezeigt. Mir ist in den falschen Hals gekommen, dass einige Spieler in die Garderobe sind, ohne sich bei den Leuten, die trotz Kälte ins Stadion gekommen sind, zu bedanken. Das habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt. Auch wenn wir momentan einen Seich zusammenspielen: Den Respekt und den Anstand müssen wir nach Niederlagen behalten, das ist eine Frage der Erziehung. Einfach in die Kabine – das ist ein No-Go.» Es sei jetzt Zeit, so Frei, die Mängel klar anzusprechen. Und ja, klar werde es in der Garderobe nun lauter.

Während Frei ins TV-Mikrofon schimpft, tippt sich im fernen London Granit Xhaka am Handy in Rage. Auf Instagram postet der Nati-Captain und Bruder von Taulant Xhaka ein Statement, das es in sich hat. Der Beginn ist ironisch: «Weiter so, FCB. Super, wie ihr das macht.»

Dann giftet Xhaka, bis 2012 selber FCB-Profi, so richtig los: «Da kann die Mannschaft aber nichts dafür. Die Einzigen, die mir leidtun, sind die Fans. Die reissen sich jede Woche den Arsch auf und das ist die Belohnung? Schämen müsst ihr euch, was mit dem Verein passiert ist!! Unglaublich!!»

Ganz klar ein Frontalangriff auf die Klubführung, namentlich Präsident David Degen. Und nicht der erste: Bereits vor einem Jahr nahm Xhaka Degen ins Visier, als es im ersten Spiel nach der Entlassung von Patrick Rahmen ein 2:4 beim Erzrivalen FC Zürich setzte. Damals kritisierte Xhaka Degens Strategie, auf einheimisches Schaffen zu verzichten und aus dem FCB einen Durchlauferhitzer für internationale Talente zu machen. Xhakas neuerlicher Post dürfte aufs gleiche Problem abzielen.

Trainer des vom Arsenal-Profi kritisierten FCB-Kaders ist seit Sommer Alex Frei. Am Samstagabend musste der schon zum sechsten Mal nach einem Ligaspiel dem Gegner zum Sieg gratulieren. Danach bemühte sich Frei an der Pressekonferenz, Ruhe auszustrahlen. Innerlich aber brodelte Frei spürbar: «Ich bin extrem gefrustet. Aber ich werde mich immer vor die Mannschaft stellen. Ich bin der Trainer, ihr könnt immer mir die Schuld geben!» Dem Disput zwischen seinen Captains kann Frei sogar etwas Gutes abgewinnen: «Unabhängig davon, was zwischen Fabi und Tauli war: Dass zwei Führungsspieler sich emotional unterhalten, begrüsse ich sehr. Hoffentlich passiert das endlich mal!»

Vor einem Jahr musste Patrick Rahmen gehen, obwohl der FCB bei Halbzeit elf Punkte mehr auf dem Konto hatte als in dieser Saison. Gebracht hats statistisch gesehen nichts – im Gegenteil. Doch ob ein erneuter Trainerwechsel die Probleme des FC Basel löst? Wohl kaum!

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