Presseschau

Basler Zeitung vom 30.10.2024

Xherdan Shaqiri soll den Bann von Bern brechen

Tatsächlich ist ein Jahrzehnt vergangen, seit der FC Basel bei YB drei Punkte holte, die er brauchen konnte. Ein Blick nach vorn und zurück.

Oliver Gut

Fabio Celestini lacht viel an diesem Dienstag. So, wie man als Fussballtrainer eben viel lachen kann, wenn man gleich dreimal in Folge gewonnen hat. Und auch ganz am Schluss der Medienkonferenz, da schickt er dem finalen Satz noch ein Lächeln hinterher. Dies, obwohl die Lage sehr ernst ist, wenn es um den von ihm trainierten FC Basel und Auftritte in Bern geht: «Wer weiss, vielleicht gelingt es uns nun, auch an dieser Statistik etwas zu unseren Gunsten zu verändern.»

«Diese Statistik» ist nichts anderes als die Auswärtsbilanz des FC Basel gegen den BSC Young Boys, die inzwischen an Trostlosigkeit kaum zu überbieten ist. Von den vergangenen 18 Ernstkämpfen, die der FCB im Wankdorf gegen YB ausgetragen hat, gingen inklusive Cup-Partien sagenhafte 15 Spiele verloren und gab es gerade dreimal ein Unentschieden.

Und selbst der letzte offizielle Sieg ist nur von begrenztem Wert: Am 22. Mai 2016 gewann der FCB mit Trainer Urs Fischer 3:2 in Bern – allerdings zu einem Zeitpunkt, als er bereits vor Anpfiff als Schweizer Meister feststand. Dass die Basler in Bern gewannen und drei Punkte holten, die sie auch brauchen konnten, liegt tatsächlich bereits ein volles Jahrzehnt zurück – und zwar ziemlich genau: Am 18. Oktober 2014 gewann die Mannschaft des damaligen Trainers Paulo Sousa mit 1:0 im Wankdorf.

Der jetzige FCB-Präsident David Degen war im Sommer zuvor eben erst zurückgetreten, während sein Zwillingsbruder Philipp in dieser Partie Gelb wegen Zeitspiels kassierte. Gelb wegen einer Unsportlichkeit gab es auch für Renato Steffen, der da aber noch Berner und nicht Basler (und schon gar nicht Luganese) war. Der jetzige FCB-Assistenztrainer Davide Callà durfte auf dem rechten Basler Flügel ran. Und Shkelzen Gashi erzielte den einzigen Treffer auf Vorarbeit eines Teenagers namens Breel Embolo. Der FC Basel siegte, obwohl ihm mit Marco Streller, Fabian Schär, Behrang Safari und Walter Samuel gleich eine ganze Reihe namhafter Spieler verletzt fehlte.

Seither war es in Bern immer so: Wenn es für beide Mannschaften um etwas ging, dann war für den FCB selten wenig und meistens gar nichts zu holen. Und seit YB den FCB als Nummer 1 der Schweiz abgelöst hat, wars noch dazu meist ziemlich eindeutig. Klatschen wie das 1:7 im September 2018 oder das 1:5 beim bisher letzten Basler Auswärtsspiel in Bern inklusive.

Das war im März. Und Celestini war da bereits Trainer des FC Basel. Die Erfahrung von damals lässt ihn auch jetzt vorsichtig sein. Dass die Berner eine für ihre Verhältnisse bislang katastrophale Meisterschaft spielen, ist bekannt. Aber man erinnert sich eben auch an das Frühjahr und daran, dass Gelbschwarz vor dem Treffen mit Rotblau gerade Trainer Raphael Wicky entlassen hatte, um dann mit Interimslösung Joël Magnin dem FCB den Meister zu zeigen.

Dieser Joël Magnin steht nun auch wieder an der Seitenlinie, seit mit Patrick Rahmen der nächste Ex-FCB-Trainer, der sich bei YB versuchte, suspendiert worden ist. Und auch wenn YB zuletzt gegen Lugano (0:2) nicht gut ausgesehen hat, so gibt Antipode Celestini doch zu bedenken: «Es ist YB. Das ist der Schweizer Meister.»

Hoffnung auf einen Sieg macht sich der Trainer des FC Basel trotzdem. Das hat aber mehr mit der eigenen Mannschaft zu tun. Denn zuletzt stehen ja nicht nur die drei Siege, sondern steht auch der Eindruck stetig verbesserter Auftritte. «Ich spüre bei meinen Spielern momentan ganz viel Lust auf Fussball – das stimmt positiv.»

Am meisten Lust versprühte dabei zudem jener Spieler, der wie kein anderer im Zentrum dieser Mannschaft, ja des ganzen Clubs steht: Xherdan Shaqiri brillierte beim 6:1-Sieg in Winterthur mit unzähligen guten Aktionen, wobei ihm zwei sehenswerte Tore und drei feine Assists gelangen.

Gegen YB erhält er gemeinsam mit der Mannschaft die Gelegenheit, den generellen Aufwärtstrend, aber auch die jüngste Leistung zu bestätigen. Denn es ist ja bei aller Brillanz auf der Schützenwiese auch so, dass man nicht so recht weiss, was man vom letzten Gegner halten soll: Der FC Winterthur ist Tabellenletzter und hat am Samstag nicht den ersten inferior anmutenden Auftritt hingelegt.

Kann Fabio Celestini mit Xherdan Shaqiri den Basler Bann von Bern brechen? Es wäre eine weitere wichtige Wegmarke. Dies, nachdem Celestinis Team Ende Januar bereits eine etwas kürzere Durststrecke gegen die Berner hinter sich liess, indem man den ersten Heimsieg gegen YB seit über drei Jahren feierte – und vor dreieinhalb Wochen nachlegte, wobei man abermals 1:0 gewann.

Sucht man ein gutes Omen für den ersten bedeutsamen Basler Sieg in Bern seit einem Jahrzehnt, so findet sich dies: Wie damals, so ist es auch jetzt Oktober. Und wie damals, so steht auch jetzt der 12. Spieltag der Super League an.

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