Presseschau

bz Basel vom 05.06.2025

Der Knatsch ums Joggeli eskaliert

Der Streit um das Basler Fussballstadion geht in eine nächste Runde. Vor der GV der Genossenschaft erhebt der Klub schwere Vorwürfe.

Céline Feller & Jakob Weber

Eigentlich müsste rund um den FC Basel die Stimmung gut sein. Nach acht Jahren Dürre konnte der Klub in diesem Jahr das Double holen, steht wieder ganz oben im Schweizer Fussball.

Und doch ist da die Thematik rund um den abwandernden Trainer Fabio Celestini – und seit Mittwoch herrscht auch noch der ganz grosse Knatsch rund um den St. Jakob-Park.

Das Stadion, in welchem der FC Basel lediglich Mieter ist, ist schon länger ein Streitpunkt. Auf der einen Seite der FCB, auf der anderen die Stadiongenossenschaft. Letztere ist die Besitzerin des Joggeli und hielt am gestrigen Mittwochabend ihre GV ab.

Dem vor der GV versandten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, dass der FCB «hohe Zahlungsausstände bei der Stadiongenossenschaft» habe. Gemäss dem Bericht sind rund zwei Millionen Franken ausstehend.

Bereits im Jahr 2020 verzichtete der FCB zeitweise auf die Mietzahlungen. Jetzt soll seit mehr als einem Jahr kein Geld mehr geflossen sein.

Genossenschaft wendete Überschuldung ab
Die Genossenschaft selbst schreibt, dass sie eine Überschuldung im Jahr 2024 aufgrund von notwendigen Investitionen in Sicherheit und Haustechnik nur knapp vermeiden konnte.

Nun sah sich der FCB gezwungen, zu reagieren. In einem Statement auf «X» schrieb der Klub am Mittwochmittag, er wolle Klarheit schaffen: «Trotz mehrfacher Versuche, bestehende Differenzen konstruktiv zu lösen, konnten keine trag­fähigen Lösungen erzielt werden. Im Zentrum der Meinungsverschiedenheiten stehen beispielsweise nicht nachvollziehbar getrennte Kosten bei Strom- und Wärmeverbrauch sowie aus Sicht des FCB über Jahre nicht erfüllte Verpflichtungen der Stadion-Genossenschaft», so der FCB.

Der Klub hat den Innenbereich des Stadions 2023 gemäss bz-Recherchen für rund fünf Millionen Franken übernommen. Dadurch sanken die jährlichen Mietkosten von 3,8 auf 1,65 Millionen Franken. Man habe seither beträchtliche Investitionen getätigt, um den Betrieb sicherzustellen und zeitgemäss weiterzuentwickeln, wie der FCB schreibt. Und weiter: «Gleichzeitig sind von Seiten der Stadion-Genossenschaft in den vergangenen Jahrzehnten kaum Investitionen erfolgt.»

Das im Jahr 2002 eröffnete Joggeli weise laut Klub erhebliche bauliche Mängel auf, die, so der FCB, «nicht länger ignoriert werden können». Abschliessend betont der Klub: «Der FCB ist nicht mehr bereit, ein veraltetes und fehlerhaftes Modell weiterhin einseitig zu finanzieren/unterhalten. Unser Ziel ist eine faire, tragfähige und zukunftsgerichtete Lösung, bei der die Verantwortung und die Kosten für den Stadionbetrieb gerecht verteilt sind – zum Wohl des Klubs, seiner Fans und des Standorts Basel.»

Die Genossenschaft hat sich am Abend dazu geäussert und stellte das Projekt «Mee Joggeli für alli» vor. Mit diesem sollen, so die Genossenschaft, «Lösungsansätze für die Zukunft unseres Stadions gefunden werden». Und weiter: «Wir möchten, dass in unserer Region eine neue Begeisterung für das Joggeli entsteht, sodass die Erneuerung des Stadions ermöglicht und der Betrieb für die Zukunft gesichert wird».

Der FC Basel muss ausziehen
Wegen der Frauen-EM kann der FCB im Juli den St. Jakob-Park nicht nutzen. Zudem muss der Rasen erneut teilweise ersetzt werden.

Jakob Weber

Am 2. Juli beginnt in Basel die Frauen-EM. Die Schweiz trifft im Eröffnungsspiel ab 21 Uhr auf Norwegen. Bis und mit Final finden weitere vier Spiele in Basel statt: Deutschland gegen Dänemark am 8. Juli um 18 Uhr, Niederlande gegen Frankreich am 13. Juli um 21 Uhr, der Viertel- final am 19. Juli um 21 Uhr und der Final am 27. Juli ab 18 Uhr.

Für den FC Basel bedeutet das, dass er seine Heimspielstätte von Ende Juni bis Ende Juli einen Monat lang nicht benutzen kann. Zugang hat ab dem 27. Juni bis zum Turnierende exklusiv die Uefa, die zudem auch den Platz im Leichtathletikstadion hinter der Eishalle nutzen darf.

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