Basler Zeitung vom 04.11.2025
Die Mannschaft von Ludovic Magnin beendet mit dem 0:0 eine Serie von sieben Auswärtsniederlagen gegen YB. Freude hat aber keiner.
Oliver Gut
Am Ende dieses Fussballabends wendet sich Ludovic Magnin im Medienzentrum des Berner Wankdorfstadions an die anwesenden Journalisten. Es geht um die Frage, wie das Ergebnis und die Umstände aus Sicht des FC Basel zu bewerten sind. «Ist das Glas halb voll – oder ist es halb leer? Nun: Das können Sie alle für sich selbst entscheiden und entsprechend berichten.»
Der FC Basel hat zuvor beim BSC Young Boys ein 0:0 erreicht. Er hat damit einen Punkt geholt. Und Magnin verweist auf die Statistik: «Wenn ich an die vergangenen neuneinhalb Jahre denke, dann ist das mit das beste Resultat, wenn der FCB bei YB gespielt hat.»
Widersprechen lässt sich dem Trainer des FC Basel nicht. Denn da sind zuvor 20 Pflichtspielpartien auf Berner Kunstrasen gewesen, von denen gegen YB 17 verloren gegangen und nur 3 Remis erreicht worden sind.
Hinzu kommt: Der FC Basel hat in Bern an diesem Sonntag viel besser ausgesehen als bei jedem anderen Auftritt in den vergangenen knapp vier Jahren. Denn einen Punkt bei YB, das gab es letztmals am 15. Dezember 2021, als man sich 1:1 trennte. Danach, da gab es siebenmal in Folge auf die Mütze – und das, obwohl die Ausgangslage für etwas Zählbares ab und an günstig erschien.
So gesehen ist ein Basler Punkt in Bern viel – auch wenn er sich nach diesem Sonntag nach «zu wenig» anfühlt. Zumal man nicht nur dem Angst-Auswärtsgegner, sondern auch dem mutmasslich grössten Rivalen um den Meistertitel gegenübergestanden, gegen diesen in der Saison bisher vier von sechs Zählern geholt und ihn in der Tabelle weiterhin auf drei Punkten Distanz gehalten hat.
Aber es ist am Ende der 90 Minuten eben auch so, wie es FCB-Innenverteidiger Adrian Barisic sagt: «Wir wollten diesen Fluch bezwingen, der auf uns lastet – und wenn dann so viel für dich läuft wie in dieser Partie, dann musst du das eigentlich auch schaffen. Also ist es eine verpasste Chance.»
Bei den Young Boys bildet das Mittelfeld die Abwehr
Dabei hat allein schon die Berner Startaufstellung nach Chance gerochen. Denn nachdem sich Loris Benito in der letzten Aktion des Aufwärmens verletzt hat, muss Edimilson Fernandes in der Innenverteidigung neben Sandro Lauper ran. Macht zwei gelernte Mittelfeldspieler im Zentrum einer Abwehr, die in den fünf Pflichtspielen zuvor immer mindestens zwei Gegentreffer zugelassen hat. Und die in der 20. Minute abermals neu formiert werden muss, da sich Fernandes verletzt, wobei mit Rayan Raveloson ein weiterer Mittelfeldspieler als Notnagel einspringt.
Es ist eine Chance, die dann in der 48. Minute noch um einiges grösser wird, als Armin Gigovic mit Gelb-Rot vom Platz muss und der FCB beinahe eine Halbzeit lang in Überzahl agiert. Die Basler verstehen es auch, Druck aufzusetzen. Doch die ganz grossen Gelegenheiten zur Führung, die finden sie auch dann nicht. Und bleiben schliesslich in einer Partie ohne Treffer, in welcher für einmal ein Tor zum Sieg genügt hätte.
«Wir spielten ordentlich bis gut. Nur genügt das nicht, um in Bern zu siegen. Dazu musst du sehr gut sein», stellt Ludovic Magnin fest. Und sehr gut, das sei der FCB in der Offensive letztlich nicht gewesen. «Am Ende müssen wir ehrlich sein: Die beste Chance der Partie hat YB, in Unterzahl, gleich nach dem Platzverweis. Und wenn der reingeht, dann verlieren wir womöglich. Also nehmen wir den Punkt und fahren nach Hause.»
Ist das Glas jetzt halb voll beim FC Basel – oder ist es halb leer? Nun, in der Tabelle ist der Titelverteidiger nach zwölf Spieltagen nicht Erster. Und Adrian Barisic findet, mit der Erfahrung des Double-Gewinns aus der Vorsaison müsse das der Anspruch sein: «Ich denke, wir haben die beste Mannschaft der Schweiz und sind Favorit.»
Aber in der Tabelle, da ist dieser FC Basel Zweiter. Mit sechs Punkten Rückstand auf den FC Thun, von dem weiterhin keiner erwartet, dass er als Aufsteiger zum Titel durchmarschiert. Dabei totalisieren die Basler 22 Zähler. Vor einem Jahr, da waren es zum selben Zeitpunkt nur 19 Punkte gewesen. Damals, da hatte man in der zwölften Runde ebenfalls in Bern gespielt – und gegen YB verloren.
Am Ende der Saison, da feierte der FC Basel trotzdem den Titel.