Presseschau

NZZ vom 10.06.2013

Klares Signal gegen Gewalt an Sportanlässen

Das verschärfte Hooligan-Konkordat soll schon auf die neue Fussballsaison hin in Kraft treten

Im Kanton Zürich wird die Luft für gewalttätige Fussball- und Eishockeyfans dünner. Wenn die neue Fussballsaison im August beginnt, soll härter gegen Hooligans vorgegangen werden. So will es die grosse Mehrheit der Stimmbevölkerung.

Die gegnerische Mannschaft war zu schwach: Die Grünen, die AL und die CSP hatten als Gegner des Beitritts des Kantons Zürich zum Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen nicht den Hauch einer Chance, die Abstimmung zu gewinnen. Da half es auch nichts, dass sie von linken Jungparteien und Fussball-Fanklubs unterstützt wurden. Die Niederlage ist vernichtend: Keine Gemeinde im Kanton Zürich und kein Stadtkreis in Zürich und Winterthur sagte Nein zur Hooligan-Vorlage. Insgesamt wurde die Vorlage mit 85,5 Prozent der Stimmen angenommen.

Fehrs doppelter Jubel

Mit der von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren ausgearbeiteten Verschärfung des Konkordats können nun gewalttätige Fans an Sportveranstaltungen im Kanton Zürich härter angepackt werden. Unter anderem können bis zu dreijährige und landesweit gültige Rayonverbote ausgesprochen und die Eintrittskontrollen genauer vorgenommen werden. Zudem sind die Klubs bei der Vorbereitung der Spiele zur Zusammenarbeit mit den Behörden verpflichtet. Zur Anwendung kommen die Massnahmen nur bei Hochrisikospielen.

Regierungsrat und Fussballfan Mario Fehr, Vorsteher der Sicherheitsdirektion, konnte am Wochenende zweimal jubeln: Als die Schweiz im WM-Qualifikationsspiel gegen Zypern am Samstag das 1:0-Siegtor schoss und als am Sonntag das Abstimmungsresultat zum Hooligan-Konkordat feststand. Entsprechend zufrieden trat Fehr am Sonntagnachmittag vor die Medien, um die Abstimmung zu kommentieren. Es seien von den Abstimmenden gleich mehrere Botschaften ausgesendet worden. Die Bevölkerung wolle gewaltfreien Sport und akzeptiere das Verhalten von gewalttätigen Fans nicht mehr. Ferner werde von den Fussball- und Eishockeyklubs ein klares Bekenntnis gegen die gewaltbereiten Fans erwartet. Jetzt sei fertig mit «Herumeiern».

Fehr hofft auch, dass der Entscheid in Zürich ein nationales Signal sei an die Kantone, die noch am Beitritt zum Konkordat zweifelten. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung wolle die verschärften Massnahmen. Baschi Dürr, der zuständige Regierungsrat im Kanton Basel-Stadt, müsse dieses Geschäft nun auch an die Urne bringen. Denn gerade die Fans des FC Basel benähmen sich immer wieder daneben, zum Beispiel auch auf europäischem Parkett wie kürzlich im Auswärtsspiel gegen Tottenham Hotspur in London.

Umsetzung auf Anfang August

Fehr versprach, wie schon im Abstimmungskampf, dass die Massnahmen massvoll umgesetzt würden. Momentan ständen vier Hochrisikospiele im Fokus des verschärften Konkordats. Die Fans hätten es mit ihrem Verhalten in der Hand, dass nicht mehr Spiele dazukämen. Das Ziel müsse sein, die Massnahmen möglichst wenig anwenden zu müssen. Jetzt wird Fehr eine Umsetzungsverordnung ausarbeiten, die auf den 1. August 2013 in Kraft treten soll.

Jürg Trachsel, SVP-Fraktionschef im Kantonsrat, zeigte sich froh darüber, dass die Angstmacherei der Gegner mit juristischen Argumenten nicht verfing. Das Abstimmungsergebnis sei auch ein Wink an die Klubpräsidenten, mehr Verantwortung zu übernehmen. Für die kantonale SP ist der Volksentscheid pragmatisch und richtig, wie es in einer Mitteilung heisst. BDP-Kantonsrat Rico Brazerol war erfreut über das klare Resultat, vermutete aber, dass viele Junge der Urne ferngeblieben seien. Die unterlegenen Grünen fordern vom Regierungsrat, Kollektivbestrafungen von Matchbesuchern zu verhindern.

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