Presseschau

Basler Zeitung vom 10.12.2013

Der FC Basel will eine Redewendung umdeuten

Wie bereits 2002 und 2011 entscheidet auch morgen ein Direktduell darüber, ob der FCB in der Champions League überwintert

Von Oliver Gut

Basel. Aller guten Dinge sind drei? Die Redewendung meint, dass etwas erst beim dritten Anlauf klappt. Davon kann beim FC Basel keine Rede sein, wenn er morgen zum grossen Champions-League-Showdown auf Schalke antritt. Zwar hat er zum dritten Mal die Chance, sich zum Abschluss der Gruppenphase das Überwintern in der Königsklasse zu sichern – allerdings hat er dies bis jetzt auch jedes Mal geschafft, wenn er sich in den fünf Spielen zuvor diese Gelegenheit erarbeitet hatte. Deshalb soll «Aller guten Dinge sind drei» für den FCB bedeuten: Was zweimal klappt, klappt auch dreimal.

Dass es dabei wie 2002 und 2011 zu einem Direktduell um den Einzug in die nächste Runde kommt, ist die auffälligste Parallele zu früheren Triumphen. Eine andere Gemeinsamkeit ist, dass sich die Basler in einer Gruppe mit einem englischen Team und einem Club aus Osteuropa befinden: Was 2002 Liverpool und Spartak Moskau und 2011 Manchester United und Otelul Galati (Rum) waren, sind nun der Chelsea FC und Steaua Bukarest. Zudem bestritten die Basler vor dem grossen Rendez-vous stets ein Heimspiel in der Meisterschaft.

Erstes Endspiel in der Fremde

Hier allerdings enden die Parallelen. 2002 gingen die Basler mit einem 5:3-Sieg über den FC Zürich ins Duell gegen Liverpool, das mit 3:3 endete – 2011 schlugen sie Manchester United mit 2:1, nachdem sie den FC Luzern mit 1:0 bezwungen hatten. Die Hauptprobe für das Schalke-Spiel: ein 1:1 gegen GC.

Hinzu kommen veränderte Parameter von grösserer Bedeutung. Zwar benötigen die Basler wie 2002 gegen Liverpool nur ein Remis und keinen Sieg wie 2011 gegen Manchester. Allerdings findet das dritte Basler Champions-League-Endspiel nicht wie die vorherigen im St.-Jakob-Park, sondern in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen statt. Der FCB muss erstmals auf fremdem Terrain für eine «night to remember» sorgen.

Die psychologische Annäherung an die Aufgabe ist wohl auch deshalb eine andere. So, wie es Einfluss haben dürfte, dass man sich nicht mehr auf die Formel «Britische Teams liegen uns» einschwören kann. Nun gilt es, einen deutschen Bundesligisten in Schach zu halten. Die Erfahrungswerte mit diesen Mannschaften wecken weniger positive Gefühle: Gegen Schalke unterlag man zuletzt zu Hause 0:1, gegen Bayern München verlor man in der Sternenliga vorher drei von vier Partien und kassierte in den Achtelfinals 2012 als Antwort auf einen 1:0-Heimsieg mit einem 0:7 die höchste Champions-League-Niederlage der Clubgeschichte. Das Klischee besagt, dass ein deutsches Team in derartigen Situationen tendenziell zu wahrer Stärke findet, während englische Equipen lieber tragisch scheitern.

Ungewohnte Resultatkonstellation

Neu ist für den FCB auch die Resultatkonstellation, die ihn zu diesem Endspiel geführt hat. Nie zuvor hat er wie jetzt mit Chelsea ein Team aus einer grossen Liga zweimal geschlagen. Dafür fiel die Punkteausbeute gegen die Nummer 4 der Gruppe, Steaua Bukarest, mit zwei von sechs möglichen Zählern äusserst bescheiden aus. In den zuvor erfolgreichen Champions-League-Kampagnen hielt sich Rotblau gegen den kleinsten Gegner schadlos, feierte 2002 gegen Moskau und 2011 gegen Galati je zwei Siege.Wäre dies nun auch der Fall gewesen, er könnte bei Schalke mit der B-Elf auflaufen, denn er wäre mit zwölf Zählern bereits Gruppensieger.

So aber ist morgen maximale Spannung angesagt und muss der FCB eine Prüfung bestehen, die im Vergleich zur Vergangenheit ihren Charakter verändert hat. Gelingt ihm dies, sind für ihn aller guten Dinge drei – auch wenn er damit eine Redewendung umdeutet.

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