Presseschau

bz Basel vom 25.04.2024

Kaum Kritik aus den eigenen Reihen

Am Dienstagabend stellten sich die Verwaltungsräte des FC Basel den Fragen der Fans. Es wirkt, als hätten sie Vertrauen gewinnen können.

Céline Feller

Das Setting barg eine gewisse Sprengkraft. Eine Woche, nachdem der Verwaltungsrat des FC Basel zugegeben hatte, eine geheime Firma zu führen, mit der Millionen in den Klub eingeschossen wurden, stellte er sich den Saisonkartenbesitzern und Vereinsmitgliedern. Diese sollten Gelegenheit haben, zu dieser lange Zeit verborgenen Horizon2026 AG, aber auch zur sportlichen Entwicklung, zur Jahresrechnung oder was ihnen auch sonst auf dem Herzen lag, Fragen zu stellen.

Ein intimer Rahmen sollte es sein, insofern das bei 600 angemeldeten Fans möglich ist. Aber zumindest so intim, dass die Medien nur zugelassen waren mit der Bedingung, keine direkten Zitate wiederzugeben – weder vom Verwaltungsrat noch von den Fans – und die Anwesenden gebeten wurden, keine Liveticker auf der Plattform «X» zu betreiben.

Das Interesse daran wäre fraglos vorhanden gewesen. Denn der Anlass hätte durchaus für einen kleinen Knall gut sein können. Oder zumindest für hitzige Diskussionen, nachdem auf Social Media Kampagnen geführt und zu stellende Fragen geteilt wurden. Nur: Umgesetzt wurde davon wenig. Wohl auch, weil die treibende Kraft hinter der Netz-Kampagne den Weg an den Anlass nicht fand.

So war die Stimmung an diesem Dienstagabend in der Baloise Lounge des St. Jakob-Parks unter den zirka 600 Fans gelassen, mehrheitlich positiv. Es gab zwar durchaus kritische Fragen – inklusive dem Vorwurf der Bilanzfälschung, den ein Mitglied erhob. Meist jedoch folgten kritische Voten auf einen Dank. Dafür, dass die Verwaltungsräte David Degen, Dan Holzmann, Andreas Rey und Ursula Rey-Krayer Geld in den Klub eingeschossen haben.

Kernthemen Vertrauen und Transparenz
Auch dass einst geplant war, Geld via Transfers aus dem Klub zu ziehen, war Thema. Doch auch hier: Entrüstung gab es keine, die Verwaltungsräte konnten ihre Sicht darlegen. Sie taten dies ruhig, oft in bildhafter Sprache; von zu stoppenden Blutungen war die Rede. Dieses Bild zeichneten die FCB-Besitzer in der Vergangenheit schon öfters.

Was die Verwaltungsräte ausführten, wurde oft mit Applaus quittiert. Die Stimmung blieb gelassen, bis zum Ende der rund zwei Stunden dauernden Veranstaltung. Und man kann bilanzieren: Der FCB-Führung ist es gelungen, trotz schwieriger Vorzeichen, bei den anwesenden Fans Vertrauen zu schaffen. Es wurde in diesem Zuge auch darauf hingewiesen, dass die Medien falsche Dinge kolportiert hätten, die Verwaltungsräte – die ihre Zitate letzte Woche notabene freigegeben hatten – falsch wiedergegeben würden und Sportjournalisten von Bilanzen und Erfolgsrechnungen keine Ahnung hätten.

Abgesehen davon drehte sich viel um Transparenz und Vertrauen. Schliesslich trat die Führung einst mit dem Versprechen an, ehrlich und offen zu sein, nur um dann lange verheimlichte Firmen zu führen. Die Verwaltungsräte gaben diesbezüglich und puncto ihrer Kommunikation Fehler zu. Und man sah und spürte: Sie wirken teilweise etwas müde. Die letzten Wochen scheinen nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen zu sein.

Eine geldgebende Familie will verborgen bleiben
Vertrauen schaffte mit Sicherheit, dass auch die zweite Gesellschaft, welche dem FCB Darlehen gewährt, ein Thema war: die Intein AG. Zwar wurde sie nicht namentlich genannt und ist die Existenz dieser Gesellschaft nicht neu. Diese Zeitung sowie die «Basler Zeitung» berichteten vergangene Woche bereits darüber. Dass jedoch eine Basler Familie, die weiterhin im Verborgenen bleiben möchte, im Hintergrund zusätzliche Millionen einschiesst, scheint die Fans zu beruhigen und zusätzlich dankbar zu machen. Dass der Name der Familie geheim bleiben soll, scheint nebensächlich.

Nächstes Treffen: An der Vereins-GV am 6. Mai
Neben detaillierten Fragen zum aktuellen Kader sowie ausgeliehenen Spielern, zur Stadionatmosphäre, der potenziellen Veräusserung des Stadionnamens oder einem nervigen Tor-Jingle, die wie alle Voten ausführlich beantworten wurden, stehen ein paar Fragen jedoch weiter im Raum. Fragen, die nicht gestellt wurden an diesem Abend: Wie lange können und wollen die Verwaltungsräte überhaupt noch ihr Privatvermögen investieren? Wird es ihnen irgendwann zu bunt? Und wie lange steht die ominöse Basler Familie als nobles Back-up zur Verfügung?

Etwas aber scheint klar : Die Führung muss wohl keine Angst haben, dass ihr nach den Enthüllungen letzter Woche an der Generalversammlung des Basisvereins am 6. Mai das Vertrauen entzogen wird.

Zurück 2611129