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FC Basel

BSC Young Boys

FC Basel - BSC Young Boys 1:0 (1:0)

Datum: 04.10.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 13. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 10'000

Schiedsrichter: Dieter Schoch Schweiz

Tore: 36. Yakin 1:0.

Gelbe Karte: 7. Dittgen (Foul), 20. Neqrouz (Foul), 24. Ceccaroni (Foul), 34. Smajic (Unsportlichkeit), 73. Rey (Foul).

FC Basel: Huber; Ceccaroni (65. Sutter), Tabakovic, Olsen (87. Disseris), Walker; Moro; Cantaluppi, Nyarko, Smajic; Rey, Yakin (69. Moser).

BSC Young Boys: Pulver; Neqrouz (61. Maiano); Aebi, Streun, Lengen; Aduobe, Christensen (38. Gerber), Baumann, Sutter, Gertschen (69. Ruef); Dittgen.

Bemerkungen: FCB ohne die verletzten Meier und Zuffi, ohne den erkrankten Okolosi sowie ohne den gesperrten Orlando. NLA-Debüt für Disseris. - YB ohne den verletzten Rotzetter. - 26. Pulver hielt Foulpenalty von Smajic. - 31. Tor von Rey wegen Offside annulliert.

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Ein schwer erarbeiteter, glanzloser Pflichtsieg

Nach zwei Niederlagen kam der FC Basel gestern seiner Pflicht nach und holte gegen die zuerst destruktiven, danach leicht überlegenen Young Boys vor 10 000 Zuschauern mit 1:0 (1:0) drei wichtige Punkte, was für die Basler namentlich nach Yakins Tor (36.) schiere Knochenarbeit war.

Basel. So hat zuletzt der FC Chur im Basler Stadion gespielt. Das ist nun doch einige Jahren her, war noch in der Nationalliga B, und inzwischen kämpft der FC Chur in der Ostschweizer Zweitliga-Gruppe mit allen Kräften gegen den Abstieg in die 3. Liga.

Das wird den Young Boys in den nächsten Jahren nicht blühen.

Doch der Stil, mit dem die Berner gestern abend in Basel in der ersten Halbzeit ihr Heil suchten, erinnerte entsetzlich an den damaligen FC Chur oder den damaligen FC Emmenbrücke - ein Fussball zum Davonlaufen. Nur destruktiv, nur auf Zerstören aus, mit unzähligen Fouls, viele nicht einmal besonders hart, aber genug nachdrücklich, um den paar Ansätzen eines Spiels den letzten Rest von Fluss zu nehmen. Bis zu acht Feldspieler verteidigten, der neunte, Baumann, war lange Zeit noch immer nichts als Manndecker gegen Smajic, egal wo auf dem Feld ja, vermutlich wäre der Berner dem Basler notfalls auch noch aufs Klo gefolgt.

Sie werden sagen, sie müssten jenen Stil spielen, den sie können, die Berner, und ihr Trainer Jean-Marie Conz sprach hinterher auch mehr von der aus seiner Optik besseren zweiten Hälfte. Mag sein, dass die Berner damit recht haben, doch sie kommen mit dieser Hauruck-Taktik kein Jota weit, was in der zweiten Halbzeit bewiesen wurde: Jetzt, mit offenerem Spiel, standen die Berner ihrem eigenen Torerfolg plötzlich so nahe wie in den ersten 45 Minuten nie und nimmer.

Man hatte, als Conz noch Trainer bei Delémont war, oft gepflegten Fussball von den Jurassiern gesehen, jetzt, mit YB, ist das nicht einmal mehr in Ansätzen der Fall: Selbst ein an sich kreativer Mann wie Aduobe holzte vorwiegend in der Gegend rum, einzig René Sutter und Gertschen liessen fussballerisches Können durchblicken.

Um so schlimmer war es, wie der FCB nach seiner brauchbaren Leistung der ersten Halbzeit nach der Pause die Dinge völlig aus den Füssen gab und nun seinen Beitrag zu einem erbärmlichen Match leistete.

Es war wirklich nicht zu verstehen, weshalb sich die Basler, die durch Yakin in der 36. Minute endlich zum längst verdienten 1:0 gekommen waren, die zuvor gar den Schrecken eines von Smajic verscherzten Penalty überstanden hatten, diesen Vorsprung in der zweiten Halbzeit gegen diesen Rivalen derart zaghaft und ängstlich verwalteten und so den Bernern gar noch einige Ausgleichsmöglichkeiten zugestehen mussten.

Selbst hatte der FCB in der zweiten Halbzeit gerademal noch zwei Chancen: Durch Smajic in der 58. und durch Disseris, dem in seinem fünfminütigen NLA-Debüt beinahe noch das 2:0 gelungen wäre.

YB umgekehrt kam zu seinem Chancenplus erst in zweiter Linie dank eigener Leistungssteigerung, sondern vielmehr wegen des krassen Nachlassens der Basler, die auch im physischen Bereich Fragen aufwarfen: Entweder fehlte den Baslern die Kraft oder dann aber die taktischen Fertigkeiten zum besseren Spiel ohne Ball. Daneben war abermals das Spiel aus «stehenden» Bällen absolut mangelhaft.

Dazu kam, dass der FCB von Schiedsrichter Schoch nur ungenügend geschützt wurde. Wohl pfiff der Ref die Fouls im Dutzend und fast immer zu Recht ab, dass am Ende mehr Basler als Berner verwarnt waren, war ein ziemlich mieser Witz. Für ein Foul der Grössenordnung, wie es sich Lengen bei der Penalty-Szene gegen Smajic zuschulden kommen liess, war Orlando in Sion vom Platz geflogen. Lengen wurde nicht einmal verwarnt, Aduobe, Aebi - alle überstanden trotz rüdem Stil die 90 Minuten ohne Verwarnung.

Doch der Auftritt der Berner war nur der eine Grund des schlechten Spiels, das hundert Unterbrüche hatte. Die ebenso gewichtige Ursache war die Verunsicherung der Basler, ihre Angst vor einem neuen Negativerlebnis.

So gesehen, war es von grosser Bedeutung, dass der FCB dennoch gewann, dass er wieder einmal ein Tor schoss, das mehr als nur Resultatschönerung war. Da lohnt es sich durchaus, dieses einzige Goal des Matches, das (neben einem Offside-Treffer von Rey) zählte, etwas genauer zu beschreiben:

Smajic hatte rechts draussen Cantaluppi bedient, dessen Flanke wurde von zwei Bernern verfehlt, nicht aber von Yakin, der den Ball aus kürzester Distanz ins Goal von Pulver wuchtete.

Doch um aus seinem Leistungsloch herauszukommen, braucht es vom FCB künftig wieder mehr - denn der nächste Gegner heisst nicht mehr YB, sondern Xamax, und zwar am 14. Oktober.

Zuvor, am Samstag, bestreitet der FCB in Oftringen ein Trainingsspiel gegen eine Auswahl stellenloser italienischer Profis. Dann will Sportchef Oldrich Svab einen Brasilianer und zwei Afrikaner testen, was freilich im besten Fall für die Zukunft ein Thema sein könnte.

Im Moment aber müssen jene vorwärtskommen, die da sind - und zu jenen dürfte zum Glück gegen Xamax der am meisten vermisste Mann wieder zählen: Dario Zuffi. Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 05.10.1995