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FC Basel

FC Zürich

FC Basel - FC Zürich 2:1 (2:0)

Datum: 25.07.1998, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1998/99 - 3. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 8'500

Schiedsrichter: Dieter Schoch Schweiz

Tore: 25. Rytschkow 1:0. 45. Sahin 2:0. 64. Sant'Anna (Penalty) 2:1.

Gelbe Karte: 3. Tschopp (Foul), 27. Sant'Anna (Rek.), 30. Castillo (Foul), 44. Rytschkow (Foul), 64. Reimann (Foul), 82. Di Jorio (Foul).

FC Basel: Huber; Kreuzer; Konde, Ceccaroni; Tschopp (69. Pechoucek), Barberis (46. Calapes), Perez, Rytschkow, Sahin, Reimann; Cravero (74. Mendi).

FC Zürich: Trombini; Fischer; Huber, Del Signore; Tarone (59. Albrecht), Hodel, Sant'Anna, Wiederkehr (59. Jodice), Di Jorio; Chassot, Castillo (33. Nixon).

Bemerkungen: Basel ohne Frick, Henry, Fabinho (alle verletzt), Disseris und Hartmann (nicht im Aufgebot) Zürich ohne Shorunmu, Brunner und Opango (alle verletzt). 28. Freistoss von Rytschkow an den Pfosten. 62. Pfostenschuss Rytschkow.

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Ein Sieg im ersten Strichkampf?

Der FC Basel kam in der 3. Runde der Fussball-NLA-Saison 1998/99 zum ersten Sieg. Dank Toren der beiden neuen Mittelfeldspieler Rytschkow und Sahin kam er zu einem 2:1 (2:0) gegen einen miesen FC Zürich.

Basel. Auch im Fussball ist vieles Ansichtssache. Da verliert der FC Basel am vergangenen Dienstag in Aarau 0:5, lässt sich vorführen, verunsichern, jegliche Aggressivität vermissen - ist dann aber als Vorletzter immerhin in der Lage, den Letzten, den FC Zürich, auf Distanz zu halten. 2:1 gewann am Samstag der FCB, der sich nach seinen (bescheidenen) Möglichkeiten gewehrt hat, der im Unterschied zum FCZ gewillt schien, nicht widerstandslos in den Sumpf zu geraten.

Der FC Basel auf dem Weg zum Guten? So argumentierten sie im Umfeld des Clubs, erleichtert über den Sieg und über die Tatsache, dass für einmal nicht fehlendes Personal im Mittelpunkt stand, sondern die Reaktion der lizenzierten Profis. Doch namentlich die mitleidenden Direkt-Beteiligten werden - und das ist die etwas andere Sicht der Dinge - spätestens beim Video-Studium erkennen, dass es bisweilen nicht einfach ist, Spannung und Einsatz von Spielkultur und Organisation zu unterscheiden.

So hinterliess, differenziert betrachtet, der dritte FCB-Auftritt dieser Saison zweierlei Eindrücke: Den einen (positiven), dass die Mannschaft im Gegensatz zum Vorjahr eine Mannschaft ist, dass jeder bereit ist, für den anderen zu laufen, sich keiner zu schade ist, defensiv auszuhelfen. Und auch die jungen Spieler haben nach der Pleite in Aarau offenbar begriffen, dass ein bisschen Lob wie nach dem 0:0 gegen den FC Sion noch keine fertigen Nationalliga-A-Spieler produziert.

Der zweite Eindruck ist der, dass in der jetzigen Zusammensetzung dem Team in vielen Situationen die Organisation fehlt - oder wie es Trainer Guy Mathez formuliert: «Zu viele bei uns müssen zu sehr daran denken, wo sie gerade stehen und wo sie eigentlich stehen müssten.»

Das führt dazu, dass der FCB bei leisem Gegendruck weiterhin schnell auseinanderfällt, den Ball sehr oft sehr schnell verliert, die Reihen zu «tief» stehen und die Wege selbst zum Kontern zu weit werden. Es fehlen Mathez noch ein paar Spieler, um einerseits die Jungen zu entlasten und anderseits der Equipe ein grösseres Mass an Stabilität zu vermitteln.

Werden Veiga, Ahmed Ouattara und der nach wie vor verletzte Mario Frick mitspielen dürfen, dann wird der FC Basel zwar kein Spitzenclub, aber sicher stärker sein als heute. Was noch immer fehlen wird, ist die eine oder andere Alternative für die Abwehr.

Im 4-5-1 ins Heimspiel

Dass eine gute Abwehrarbeit die Basis für Erfolge ist, durfte der FCB auch gegen den FCZ erfahren. Mathez, der Taktiker, hatte den Gegner offensiv (3-5-2 oder 3-4-3) erwartet und liess daher seine Mannschaft wie ein Auswärtsteam mit nur einer Spitze (Philippe Cravero bei seinem Debüt) antreten und auf schnelle Gegenstösse warten.

Dies führte dazu, dass die Zürcher zu Beginn mehr im Ballbesitz waren, auch zahlreiche Corner treten durften, aber, wie ihr Trainer Raimondo Ponte hinterher konstatieren musste, «eigentlich keine Torchance hatten». Die ersten 20 Minuten der Partie waren, abgesehen von Marco Tschopps Schuss nach 15 Sekunden, punkto fussballerischer Qualität denn auch saumässig schlecht.

Dann allerdings begann sich der FCB zu erholen. Nicht, dass nun alles klappte, aber in ein paar Szenen wurde deutlich, dass er die bessere Mannschaft stellte an diesem Abend mit den besseren Einzelspielern und dem grösseren Willen, den Saisonstart nicht restlos zu verhauen. Und die Basler hatten auch den besten Spieler auf dem Platz in ihren Reihen: Alexander Rytschkow. Er war die Schaltstelle im Gefüge, ideenreich, laufstark, offensiv wie defensiv eine Stütze.

Das 1:0 hätte bereits fallen können, als Rytschkow Oliver Kreuzer den Freistoss-Ball auf die Stirn gelegt hatte (20.) - doch es fiel erst fünf Minuten später, als der kleine Russe selbst zum Kopfball kam. Tschopp und Sébastien Barberis hatten die gute Vorarbeit geleistet. Es war nach 205 Minuten das erste Saisontor des FC Basel.

Dieser Treffer wirkte befreiend, der Gastgeber bekam bis zur Pause Luft und Laune. Oumar Konde als Beispiel für alle war plötzlich wieder Oumar Konde, und Rytschkow fand den nötigen Raum für sein Spiel. 60 Sekunden nach dem 1:0 scheiterte er mit der nächsten Chance am Italiener Christian Trombini im FCZ-Tor, und eine weitere Minute danach zirkelte er einen Freistoss an den linken Pfosten. Im Grunde genommen war's Rytschkow, der dem FC Basel den Weg aufzeigte, wie er sich aus dem Schlamassel zu ziehen hatte.

Er und Atilla Sahin waren die Basler Pluspunkte im Mittelfeld, und wie Rytschkow kam auch der Neuzugang aus Muttenz zu seinem ersten NLA-Treffer: Cravero hatte in der eigenen Hälfte am Boden liegend Sahin bedient, und der lief ohne Gegenwehr (!) aus 60 Meter Entfernung auf Trombini zu und überlistete diesen im Stile des Routiniers (45.). Ponte war der Schrecken über diesen Treffer auch nach dem Spiel noch anzusehen und anzuhören: «Wer solch ein dämliches Tor kassiert, verdient keinen Punkt.»

Und von einem Unentschieden war der FCZ auch stets weiter entfernt als der FCB vom dritten Tor. So traf Rytschkow, immer wieder er, nach einem Solo gegen die Statisten des Uefacup-Teilnehmers ein zweites Mal nur den Pfosten (62). Das war Pech, aber öfters galt auch: Hätten sich die Basler bei ihren Kontern nicht so schusselig angestellt, sie hätten den Zürchern eine weit deutlichere Niederlage beigefügt.

Das 1:2 verdankte der FCZ Ivan Reimann, der seine gute Leistung mit einem läppischen Leibchen-Zupfen an Marc Hodel trübte, damit einen Penalty verschuldete und sich einen «Vortrag» in Sachen Cleverness von Kreuzer anhören musste. César Sant'Anna, der Brasilianer, erzielte den Anschlusstreffer (65.), dem der FCZ ein erstaunlich müdes Schluss-Spürtchen folgen liess. Neben den verpatzten Kontern galt die Sorge eigentlich nur Luis Calapes, der den zur Pause wegen Magenkrämpfen ausgeschiedenen Sébastien Barberis nicht ersetzen konnte.

Am Sieg des FCB gab es aber letztlich nichts zu deuteln. Vom Spielcharakter her war's so etwas wie ein erster Sieg im ersten «Strichkampf». Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 27.07.1998