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FC Basel

Grasshopper Club

FC Basel - Grasshopper Club 1:1 (1:0)

Datum: 29.08.1998, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1998/99 - 8. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 26'600

Schiedsrichter: Roland Beck Liechtenstein

Tore: 9. Ouattara 1:0. 73. De Napoli 1:1.

Gelbe Karte: 3. Vogel (Foul), 15. Rytschkow (Unsportlichkeit), 20. Cravero, 29. Tararache (beide Foul), 51. N'Kufo (Unsportlichkeit), 62. Magnin, 91. Perez (beide Foul).

FC Basel: Huber; Kreuzer; Konde, Cravero; Ceccaroni (86. Barberis), Sahin, Veiga, Reimann; Abedi (72. Perez), Rytschkow; Ouattara (70. Mendi).

Grasshopper Club: Haas, Gren, Smiljanic, Christ; Magnin (65. Kawelaschwili), Vogel, Tikva (46. Esposito), Tararache (65. Comisetti); N'Kufo, De Napoli.

Bemerkungen: Basel ohne Frick, Henry (beide verletzt) und Tschopp (gesperrt). GC ohne Türkyilmaz (verletzt). 59. Schuss von De Napoli an die Oberkante der Querlatte.

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Ein Punkt fürs Hoffnungsflämmchen

Der FC Basel bleibt in der Fussball-Saison 1998/99 zu Hause weiterhin ungeschlagen. Gegen Meister GC erkämpfte er sich ein 1:1 (1:0). Ahmed Ouattaras Führungstreffer (9.) glich Patrick De Napoli aus (73.).

Basel. Die Rechnung einiger Optimisten war kühn gewesen: Die Grasshoppers verlieren in der Champions-League-Qualifikation gegen Galatasaray, der FC Basel ist in Fahrt, also wird er den Platz als Sieger verlassen - ist doch logisch? Dass GC nach wie vor die beste Schweizer Mannschaft und der FCB nicht Galatasaray ist, war nebensächlich geworden. Aber der Samstag zeigte dann doch auf, dass an der Realität vorbeizielt, wer den FCB auf die Stufe eines Spitzenteams stellt. Davon ist er noch ziemlich weit entfernt.

Damit sei das zarte Pflänzchen, das unter Guy Mathez zu gedeihen beginnt, nicht mit dem Absatz getreten. Denn vieles ist in Ansätzen gut, vieles stimmt optimistischer als in vergangenen verkrampften Jahren. Und ein 1:1 zu Hause gegen den Meister ist ein gutes Resultat für einen Club, der vor Jahresfrist mit Etoile Carouge um die rote Laterne stritt. Dieser eine Punkt, der 14., ist ein weiterer auf dem Weg zu den 26 Zählern, die der 8. Platz erfahrungsgemäss verlangt.

Für den FCB sprach am Samstag in erster Linie die Anfangsphase. Da nützte er den, wie's Rolf Fringer später formulierte, «pomadigen Auftritt» der Gäste. Nach neun Minuten hiess es 1:0, 26 000 Zuschauer jubelten, Argemiro Veiga hatte einen Freistoss schnell ausgeführt und Ahmed Ouattara den Ball sehenswert an Pascal Zuberbühler vorbeigelupft. Es war ein schönes Tor, «und alles ging ein bisschen zu schnell für uns», befand der GC-Trainer.

Doch ein gutes Spiel entwickelte sich aus dieser eigentlich verheissungsvollen Ausgangslage nicht. Der FCB, zumal in Führung, liess sich zurückfallen und spekulierte auf schnelle Gegenstösse, und die Grasshoppers mühten sich, ihren Rhythmus zu finden. Gepaart mit einem Schiedsrichter, Roland Beck, der jedes Zweikämpfchen im Keime zu ersticken glauben musste, ergab sich ein recht zähes, selten attraktives Spiel ohne Fluss. Bei GC war der Wurm drin, und die Basler waren nicht in der Lage, die schnellen Gegenstösse präzis genug anzusetzen. Namentlich auf den Aussenbahnen zeigte sich einmal mehr das in dieser Saison oft gesehene Offensiv-Vakuum, und im Zentrum wollten ein Argemiro Veiga oder Alexander Rytschkow dem Publikum bisweilen zuviel bieten.

Sich selbst überfordert

So wurde das einfache Spiel kompliziert, der Wunsch nach Spektakel verhinderte das schnörkellose Überbrücken des Mittelfeldes, was zur Folge hatte, dass - GC hin oder her - der FCB sich selbst überforderte und nicht mehr an die Leistungen in den vorhergehenden Partien anknüpfen konnte.

Was auf Basler Seite recht gut klappte, war aber einmal mehr die Organisation der Defensive aus dem Spiel heraus. Die Zuordnungen wurden eingehalten, das Duo Veiga/Sahin räumte vor der Abwehr auf, und Oliver Kreuzer fühlt sich nach wie vor wohl auf dem Libero-Posten. Was hingegen nicht funktionieren wollte, war die Zuteilung bei den Standardsituationen, wenn die GC-Innenverteidiger Mats Gren und Boris Smiljanic vor Stefan Huber aufkreuzten. Das Wort «Raum-Deckung» verstanden die Basler in solchen Momenten falsch, und hätte der FCB-Goalie Smiljanic' Kopfball nicht wundersam gehalten (14.), der Ausgleich wäre früher Tatsache geworden.

Ansonsten blieb GC im Angriff über weite Strecken stumpf. Ja, der Unterschied zu früheren Tagen war geradezu eklatant. Moldovan und Subiat verkauft, Türkyilmaz ausser Betrieb - da bleiben noch Blaise N'Kufo und Patrick De Napoli. Der eine (N'Kufo) fiel in Basel völlig durch, der andere kam um diese Wertung herum, weil er eine Viertelstunde vor Schluss wie ein rasender Tomba um die rot-blauen FCB-«Stangen» kurvte und den Ausgleich erzielte. Wie dem 1:0 Rytschkows in St. Gallen war diesem Treffer ein Einwurf vorausgegangen. Trainer reden dann oft von «vermeidbaren Toren».

Ouattaras Chance zum 2:0

Dieser Ausgleich, das erste Basler Gegentor nach 410 Minuten (!), dämpfte die Stimmung, doch an seiner Logik gab es nichts zu rütteln. Einerseits hatte Ouattara (er schied später am Knie verletzt aus/70.) das 2:0 verpasst, als er fünf Minuten nach der Pause aus spitzem Winkel alleine auf Zuberbühler eilen durfte, anderseits zahlte sich die GC-Ersatzbank aus. Fringer brachte Toni Esposito für den schwachen Avi Tikva, später Alexandre Comisetti für den blassen Mihai Tararache - und dies brachte, zusammen mit der überlegenen Physis, den Schwung, der den FCB richtiggehend erdrückte.

Mathez sagte später, seine Mannschaft habe den Gegner nicht am Ausspielen seiner Qualitäten hindern können. Das war in der Tat schwierig, denn der FCB-Trainer hat(te) auch die Alternativen auf der Bank nicht, um reagieren zu können. Weder kann er einem ausgelaugt wirkenden Ivan Reimann eine Verschnaufpause gönnen, noch kann Deniz Mendi Ouattara als «Pivot» ersetzen. Ausserdem ist Mario Frick verletzt, dessen liechtensteinische Muskelmasse gerade gegen GC nichts geschadet hätte. Kein Wunder fiel das Basler Gefüge gegen die, es sei nochmals betont, beste Schweizer Mannschaft mit zunehmender Spieldauer in sich zusammen. Chancen jedenfalls hatte im Unterschied zu den Gästen der FCB nach Ouattaras Vorstoss keine mehr.

Es war daher am Ende ein wirklich gutes Resultat für den FCB, ein Unentschieden, das ihm mehr nützt, als es GC schadet. Und es war auch ein gutes Resultat für den Schweizer Fussball, der in der vergangenen Woche auf internationalem Parkett in die Schranken verwiesen worden war. So darf in Basel auf nationaler Ebene ein vorerst kleines Hoffnungsflämmchen weiterlodern. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 31.08.1998