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FC Lausanne-Sport

FC Basel

FC Lausanne-Sport - FC Basel 3:0 (2:0)

Datum: 01.05.1999, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Finalrunde 1998/99 - 9. Runde

Stadion: Stade olympique de la Pontaise (Lausanne) - Zuschauer: 6'100

Schiedsrichter: Roland Beck Liechtenstein

Tore: 13. Puce 1:0. 31. Barberis (Eigentor) 2:0. 67. Gerber 3:0.

Gelbe Karte: 40. Varela (Reklamieren). 53. Cantaluppi (Foul). 89. Tschopp (Foul).

FC Lausanne-Sport: Brunner; Ohrel, Puce, Londono, Hänzi; Gerber, Rehn (84. Zaric), Piffaretti, Diogo; Pantelic (46. Mazzoni), Thurre (89. Schageldjan).

FC Basel: Huber; Barberis, Kreuzer, Cravero, Fabinho; Cantaluppi (82. Tschopp), Henry (46. Sahin), Veiga; Varela, Gonçalves (79. Perez), Frick.

Bemerkungen: Lausanne ohne Celestini (gesperrt). Basel ohne Potocianu (gesperrt), Güntensperger, Rytschkow (beide verletzt) und Güner (nicht spielberechtigt).

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Doppelpässchen bis zum Untergang

Der FC Basel bot in Lausanne eine halbe Stunde lang verblüffenden Kombinationsfussball, kassierte aber in dieser Phase zwei Gegentore nach Standardsituationen und verlor am Ende korrekt mit 0:3.

Lausanne. Pierre-André Schürmann sass auf seinem Stuhl, blickte zufrieden in die Runde und berichtete von seinem Stolz, den er angesichts der Reaktion seiner Lausanner Mannschaft auf die beiden Niederlagen gegen GC empfinde. 3:0 hiess es nach 92 Minuten, der FCB war restlos bedient, und die Lausanner Spieler jubelten - vielleicht auch darüber, selten so wenig für drei Punkte getan haben zu müssen.

Es war eine sonderbare Partie für die Basler, die loslegten, als hätten sie sich für ein Schaulaufen vorbereitet. Das Spielgerät rollte durch die eigenen Reihen, verblüffend elegant und locker zugleich wirkte der Auftritt, alle waren sie mit Freude am Werk und zelebrierten die Schönspielerei.

Es mag sein, dass die ersten 30 Minuten mitunter die attraktivsten FCB-Kombinationen bescherten seit langer, langer Zeit - doch was nützt der ganze Zauber, wenn man nach einer halben Stunde 0:2 im Rückstand liegt, wenn nach zwei Standardsituationen der Ball zweimal im Netz liegt?

Abedis grosse Chance

Daher ist es heute müssig, darüber zu diskutieren, was geschehen wäre, wenn Abedi nach Mario Fricks Absatzkick-Vorlage den Ball ins Tor statt sich selbst auf den Rasen gelegt hätte (7.). Das wäre die grosse Möglichkeit gewesen, das Spiel aus der Abwehr heraus zu gestalten, was angesichts des schnellen Personals im Basler Angriff die Basis hätte sein können, um auf der Pontaise nicht unterzugehen.

Doch fünf Minuten nach Abedis Stolperer war die Partie in die vorentscheidende Bahn gelenkt, einen Corner-Ball Paolo Diogos verlängerten Andres Gerber und Daniel Puce ins Tor, ohne dass die kopfballstarke FCB-Innenverteidigung Kreuzer-Cravero eingegriffen hatte. Der FCB versuchte zu reagieren, Carlos Varela schoss knapp am Tor vorbei, doch vom 1:0 an liefen die Lausanner kaum mehr Gefahr, den Match noch aus der Hand zu geben.

Sie überliessen dem Gast den Ball, liessen die Basler kombinieren, dass die am Ende sogar das Gefühl beschlich, fussballerisch besser gewesen zu sein. Doch das ist ein Trugschluss, so lange in diesem Spiel die Tore zählen und nicht die B-Noten für den künstlerischen Eindruck. So vollführten die Basler weiter ihre Rittberger und Doppel-Axel, wuselten Abedi und Co. durchs Mittelfeld wie am Sandstrand der Copa Cabana, jonglierten wie die Seelöwen im Zolli - und kassierten nach einer halben Stunde das 0:2. Nach Diogos Freistoss hatte sich Stefan Huber entschlossen, auf der Linie zu bleiben, und Sébastien Barberis spedierte den Ball ins eigene Tor.

Wie schon im «Hinspiel» auf der Schützenmatte (bei Kreuzers Kopfball-Lob) schoss sich der FCB selbst ab. Brotlose Kunst war's, schön fürs Auge, schlecht fürs Punkte-Konto.

Nach dem 0:2 war die Zeit der Artisten vorbei, und der Blick auf die Manege offenbarte nun, dass vieles Illusion gewesen war, was dem FCB im Kampf (und Fussball besteht nach wie vor auch aus Kampf) um Platz 4 hätte weiterbringen sollen. Fabinho war linker Aussenverteidiger, und er hätte von dieser Stelle aus die Vorstösse lancieren sollen. Doch daraus wurde nichts, Fabinho, am Donnerstag noch des Trainings verwiesen, mühte sich einmal mehr, aber verkleinern konnte er den Unterschied zwischen Talent-Sein und Talent-Ausspielen nicht.

Fabinho jedoch die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, wäre falsch. Die anderen waren nicht viel besser; aber Fabinho ist als Aussenverteidiger ein gutes Beispiel dafür, dass Guy Mathez auf der Pontaise beim Experimentieren mit seinen Elementen generell die Mischung nicht fand. Um beim Aussenverteidiger-Beispiel Fabinho zu bleiben: Irgendwo zwischen dem aussortierten Fighter Massimo Ceccaroni und dem brasilianischen Zappel-Philipp muss es eine Lösung geben, die gepflegtes Aufbauspiel und solide Abwehrarbeit, die Technik und natürliche Aggressivität verspricht.

Diese fehlte am Samstag. Eine Reaktion auf das 0:2 blieb aus, was ein Zeichen dafür war, dass sich in dieser Zusammenstellung keine Mannschaft finden wollte, finden konnte. Erst nach dem 0:3 (Andres Gerber/67.) kam der FCB zur nächsten Chance, doch Philippe Cravero traf nur den Pfosten (91.).

Die Alibi-Kombinationen

Probleme hatte nicht nur die Abwehr, sondern auch das Mittelfeld, in dem die Doppelpässchen-Fraktion bei der Aufgabenverteilung zuviel Gewicht erhalten hatte. Die Folge war, dass die rasanten Kombinationen zu reinen Alibi-Übungen verkamen, weil in bezug auf die Abwehrarbeit die Solidarität mit den Verteidiger-Kollegen verloren ging (zuletzt die grosse FCB-Stärke) und weil in Sachen Abschluss vom Quartett Cantaluppi, Abedi, Henry, Veiga nach wie vor sehr wenig bis gar nichts zu sehen ist.

Angesichts der chronischen Schwäche vor dem gegnerischen Gehäuse, die die zweite Reihe des FCB ohne den nach wie vor nicht gesunden Alexander Rytschkow jeweils befällt, erscheint auch Mathez' Taktik für die Stürmer in Lausanne nicht die glücklichste gewesen zu sein. Er hatte Frick (links) und Varela (rechts) an die Seitenlinie beordert und wollte die Lausanner Innenverteidigung mit Vorstössen aus dem Mittelfeld überraschen.

Die Rechnung ging nicht auf, denn das Duo Puce-Londono war durch das Einmann-Forechecking Abedis nicht zu beunruhigen. Vielleicht wäre es gescheiter gewesen, Fabinho nach vorne zu beordern und Frick in einer Dreimann-Offensive als «Pivot» aufzustellen. Damit seien die Stürmer nicht aus der Verantwortung genommen; wer so früh resigniert wie Frick oder Varela, ist seinem Job nicht nachgekommen.

Apropos Stürmer - es ist nicht zu übersehen, dass der FCB ein Problem mit seinen Angreifern hat: Güntensperger verletzt, Frick auf dem Weg zum FCZ und mit den Gedanken offenbar schon mitten im Baregg-Tunnel und Varela nach der achten Verwarnung (als Stürmer!) gegen GC und den FC Zürich gesperrt. Das sind endgültige Anzeichen dafür, dass Mathez im Training neben dem Kombinationsfussball auch das Defensiv-Verhalten neu einstudieren muss. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 03.05.1999