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FC Luzern

FC Basel

FC Luzern - FC Basel 3:1 (1:0)

Datum: 21.10.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 15. Runde

Stadion: Allmend (Luzern) - Zuschauer: 16'000

Schiedsrichter: Hans Müller Schweiz

Tore: 34. Aleksandrov 1:0. 56. Fink 2:0. 64. Zuffi 2:1 (Foulpenalty). 85. Kurniawan 3:1.

Gelbe Karte: 21. Walker (Foul), 41. Camenzind (Foul).

FC Luzern: Mutter; Joller, Wolf, van Eck, Baumann; Fink, Seoane (74. Krez), Wyss, Camenzind (82. Renggli); Sawu (70. Kurniawan), Aleksandrov.

FC Basel: Huber: Ceccaroni (81. Okolosi), Tabakovic, Walker, Orlando; Cantaluppi, Nyarko, Moro (73. Sutter), Smajic; Rey (78. Yakin), Zuffi.

Bemerkungen: Luzern ohne Gmür (gesperrt), FCB ohne Meier, Olsen (beide verletzt) und Moser (krank). Nicht die geringsten Zwischenfälle unter den Zuschauern, obschon (oder weil) die Fanblocks nicht mehr in «Käfighaltung» getrennt wurden und die Polizei weniger provokativ als in früheren Fällen auftrat.

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Luzern nicht der Ort für die Wende

Die achte Niederlage der Saison bezog der FC Basel am Samstag - dies vor 16 000 Zuschauern mit 1:3 beim FC Luzern, der in einem guten Match vom FCB ernsthaft erst in der Schlussphase gefordert wurde.

Luzern. Luzern war nicht der Ort der Wende, und dieser FC Luzern in der Verfassung nicht der Gegner, der dem FCB eine Wende zum Guten erlaubte.

Zwar zeigten die Basler in einem insgesamt interessanten, intensiven und temporeichen Match eine stärkere Leistung als in den Partien zuvor, doch das reichte am Ende nur zum Gefühl, dass die Basler Mannschaft diesmal im athletischen und kämpferischen Bereich das gab, was sein muss. Zu einem der dringend benötigten positiven Ergebnisse aber langte das nicht.

Den FCB-Spielern ist beizupflichten, wenn sie «unsere Reaktion in der zweiten Halbzeit als einzige mögliche Lösung auch für die nächsten Spiele» anwenden wollen, wie es Cantaluppi hinterher sagte. Und es ist Trainer Andrey nicht zu widersprechen, wenn auch er die «Charakterfestigkeit» der Seinen am Ende besonders hervorstrich.

Denn es war tatsächlich so, dass der FCB in der zweiten Halbzeit, nach dem zweiten Gegentor, die richtige Reaktion zeigte. Jetzt spielte er vorwärts, jetzt kam er nach einer Einzelleistung Cantaluppis (64.) durch ein Penaltytor von Zuffi auch zum Anschlusstreffer, jetzt waren, ehe in der 85. Minute nach einem Konter das 3:1 durch Kurniawan fiel, Hoffnungen auf ein 2:2 berechtigt. Und richtig ist auch, dass diesmal der FCB während 90 Minuten spritzig, physisch nie schlapp wirkte. Und schliesslich ist auch zu sagen, dass die Rückkehr zum 4-4-2 dem Team mehr Stabilität verlieh, wobei da im nämlichen Atemzug halt auch gesagt sei, dass die Abkehr von diesem System in etlichen Spielen dieses Herbsts eine Massnahme war, die sich nicht auszahlte.

All diese (kleinen) positiven Erkenntnisse sind freilich nur der eine Teil der Wahrheit, der freundliche Teil.

Den anderen, negativen Teil aber gab es auch in Luzern.

Es gab diese lange Phase, in der der FCB wieder nur reagierte, statt agierte. Nach einer ordentlichen Start-Viertelstunde, in der die Basler die Dinge im Griff hatten, in der Luzerns Goalie Mutter bei einem Weitschuss Zuffis (10.) zur einzigen schwierigen Parade gezwungen wurde, in der die Innerschweizer ihrerseits noch ohne Chancen waren, gab der FCB so von der 14. Minute an die Sache wieder aus der Hand.

Auslöser war eine Szene, in der Aleksandrov eine hundertprozentige Goalchance von Torhüter Huber zwar vernichtet sah, diese Aktion aber den Luzernern den Weg zu einem frischen, freien Aufspielen ebnete.

Tatsächlich gehörte von nun an der Match bis zum vorentscheidenden 2:0 in der 54. Minute den Innerschweizern mit ihren schnellen und starken Konter-Stürmern Aleksandrov und Sawu. In dieser langen Zeitspanne hatten die Basler keine, die Luzerner etliche vorzügliche Möglichkeiten.

Zum Mann des Spiels hätte dabei Goalie Huber werden können. Er bot vor den Augen von Hodgson-Assistent Karl Engel eine absolut länderspielreife Darbietung mit sensationellen Paraden gegen Aleksandrov (12. und 92.) und Sawu (42.) sowie mit etlichen ganz sicheren Interventionen der normalen oder der schwierigen Art.

Doch da gab es umgekehrt dieses 1:0 in der 34. Minute, einem «Fall», an dem Huber halt auch beteiligt war. Er brachte eine Flanke Camenzinds nicht wunschgemäss unter Kontrolle, so dass zuerst Sawu mit einem Lattenschuss und dann - endgültig - Aleksandrov mit dem Erbe zum 1:0 profitieren konnten. Huber vertrat hinterher die Meinung, gefoult worden zu sein, doch ihm wurde der Weg zum hohen Flankenball wohl eher von eigenen Kollegen verbaut.

Dieses 1:0 hätte noch nicht die Entscheidung sein müssen, hätte der FCB bereits jetzt so reagiert, wie er das dann nach dem 2:0 tat. Dieses 2:0 fiel in der 54. Minute, als Fink Moro enteilte und Huber mit einem unhaltbaren Schuss in die entfernte Ecke bezwang.

Erst jetzt, als gar nichts mehr zu verlieren war, hielt der FCB offensiv gegen - mit dem Ergebnis, dass er tatsächlich in der 64. Minute nach Wolfs Foul an Cantaluppi und Zuffis erfolgreichem Elfmeter-Schuss verkürzen konnte.

In der Folge drückten die Basler tatsächlich, waren nun überlegen - doch echte Ausgleichschancen hatten sie gleichwohl nicht, sieht man von Zuffis Weitschuss an den Aussenpfosten ab.

Das Ausbleiben von Möglichkeiten hatte mit der grössten Schwäche des FCB an diesem Abend zu tun: Die beiden Stürmer wurden mit wenig brauchbaren Bällen versorgt. Zuffi stemmte sich so dagegen, dass er sich viele Bälle selber holte und am Ende mit Sicherheit zu jenen Basler Spielern gehörte, die für die nächsten Partien allem zum Trotz ein Versprechen sind. Rey aber blieb isoliert und deshalb wirkungslos.

Und als dann in der 85. Minute Walker vom sonst durchaus gut leitenden Schiedsrichter Hans Müller bei einer Obstruktion Aleksandrovs nicht geschützt und der Weg damit für Kurniawans 3:1 frei wurde, waren die Hoffnungen auf ein 2:2 endgültig im Eimer.

Was blieb, war ein völlig verdienter Applaus für den frisch spielenden FC Luzern, der insgesamt dem FCB vormachte, wie man das eigene Publikumte verwöhnen kann, wie man unkompliziert Fussball spielt, ohne dass Samstag für Samstag die Spieler auf ihren Positionen herumgeschoben werden, bis sie die Orientierung verlieren. Und was blieb, war gleichwohl jene Hoffnung, die die Basler mit ihrer Schlussphase von Luzern für die kommenden Aufgaben weckten. Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 23.10.1995