Erste Mannschaft | Spiele
  • Telegramm
  • Spielbericht

FC Sion

FC Basel

FC Sion - FC Basel 1:0 (1:0)

Datum: 27.09.1998, 16:15 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1998/99 - 12. Runde

Stadion: Tourbillon (Sion) - Zuschauer: 6'900

Schiedsrichter: Dominique Tavel Schweiz

Tore: 37. Thôlot 1:0.

Gelbe Karte: 13. Bertone (Foul). 24. Benson (Foul). 40. Thôlot (Unsportlichkeit). 49. Konde (Reklamieren). 86. Allenspach (Foul).

Rote Karte: 81. Veiga (Notbremse).

FC Sion: Borer; Quennoz; Grichting, Duruz; Bugnard, Pascale (38. Lipawsky), Eydelie, Benson, Bertone (70. Biaggi); La Placa (81. Allenspach), Thôlot.

FC Basel: Huber; Kreuzer; Konde, Cravero; Perez, Sahin (74. Tschopp), Veiga, Calapes; Frick, Rytschkow; Ouattara.

Bemerkungen: Sion ohne Moret, Nichetti, Brown, Aziawonou (alle verletzt) und Vanetta (gesperrt). Basel ohne Henry (verletzt), Mendi, Tabakovic und Hartmann (nicht im Aufgebot).

Zurück

Ausgebrannt und auf Formsuche

Der FC Basel verlor zum Rückrundenauftakt der Fussball-NLA beim FC Sion mit 0:1 (0:1). Er spielte dabei nicht gut genug, um das Tor des Franzosen Didier Thôlot vermeiden oder korrigieren zu können.

Sion. Der Frust über die eigene Leistung entlud sich zum Schluss am Schiedsrichter. Dominique Tavel pfiff ab, als der FC Basel seine letzten verzweifelten Versuche gestartet hatte, um die 0:1-Niederlage beim FC Sion doch noch abwenden zu können. Aber die Reaktion kam zu spät, so wie der FCB über weite Strecken der Partie schon zu spät gekommen war. Es blieb beim 0:1 und der FCB vieles schuldig, was man sich von ihm versprochen hatte.

Die Mannschaft habe, so wurde ihr vom Trainerstab bescheinigt, in den vergangenen Tagen sehr gut trainiert. Doch ein gelungener Doppelpass in den Übungen will nicht bedeuten, dass dann auch im Spiel alles nach Wunsch funktioniert; wobei das Wörtchen «alles» an dieser Stelle hochgegriffen ist - ein «bisschen» hätte schon genügt. Aber das war namentlich vor der Pause bereits zu viel. Dem FCB, seltsam blockiert, emotionslos und ausgebrannt, gelang da nicht einmal ein Zehntel von dem, was er sich vorgenommen hatte.

Es war daher ein ziemlich eigenartiges Spektakel, das die 6900 Zuschauer im Stade de Tourbillon lange Zeit zu sehen bekamen. Mit der Sonne, die sich am späten Nachmittag doch noch durch die Wolken gekämpft hatte, schien sich jede Form von Inspiration verflüchtigt zu haben. Ball nach vorne dreschen, Ball vergessen, Ball zum Gegner - nein, für diejenigen, die an den schönen Seiten dieser Sportart interessiert sind, gab's wenig zu geniessen.

Ein vermeidbarer Gegentreffer

Kein Wunder vielleicht, dass der erste gelungene Spielzug zum ersten Tor führte. Einen Konter über Jean-Jacques Eydelie und Jean-Pierre La Placa schloss Didier Thôlot aus kurzer Distanz zum 1:0 ab. Der FCB sah auch in dieser Szene nicht vorteilhaft aus, drei verlorene Zweikämpfe im Mittelfeld in Serie waren ihr vorausgegangen, und Philippe Cravero hechtete letztlich auch La Placa hinterher wie einer, der verzweifelt versucht, den Ski vorm Hangherunterrutschen abzuhalten.

Ja, so sah er oft aus gestern, der FCB, verzweifelt auf der Suche nach seiner Form der ersten Saisonhälfte und nach dem Quentchen Glück, das ihn bislang so treu begleitet hatte. Er verschlief (was die Walliser ins Spiel brachte) die erste halbe Stunde, die Konter wollen nicht mehr so leicht gelingen, und auch die Gegner haben sich halt mittlerweile besser auf das Trio Rytschkow/Veiga/Sahin eingestellt, das gestern auf dem holprigen Rasen Mühe hatte, die Ideen in die Tat umzusetzen.

Nicht neu ist die Feststellung, dass der FCB auf den Seiten nicht die Qualitäten erreicht, die er im Zentrum schon gezeigt hat. Guy Mathez hatte auf das 1:5 in Lugano reagiert, indem er links Luis Calapes für Ivan Reimann und rechts Marco Perez für Massimo Ceccaroni brachte - doch der Unterschied war bescheiden. Die beiden dem Nachwuchs entsprungenen Zukunftshoffnungen waren defensiv zu sehr beschäftigt, um den weiss Gott nicht furchteinflössenden FC Sion in den Couloirs zu beschäftigen.

Die Ausnahme bildete die 44. Minute, als Perez geflankt und Ahmed Ouattara in der Mitte den Kopf hingehalten hatte. Das war die einzige Situation, in der Fabrice Borer richtig gefordert war. Ansonsten herrschte Funkstille vor seinem Tor. Mario Frick ist nach langer Verletzungspause noch ohne Rhythmus, und Ouattara kennen sie in Sion zu gut, um ihm mehr Zentimeter als nötig zuzugestehen.

Dass es über weite Strecken kein gutes NLA-Spiel war, lag aber nicht nur am FCB, sondern auch am FC Sion, der sich jedoch nicht den Vorwurf gefallen lassen musste, deutlich unter seinem Leistungsvermögen geblieben zu sein. Und vor allem waren die Gastgeber in den Zweikämpfen entschlossener als die Basler, die erst nach der Pause (und den entsprechenden Worten des Trainers) die Aufgabe mit der gebotenen Aggressivität angingen. Doch der letzte Zwick, der unbedingte Wille sind dem FCB abhanden gekommen; und weil die Routine fehlt, lässt sich fehlende geistige Frische kaum kompensieren.

Platzverweis für Veiga

Die besseren Chancen jedenfalls hatte, wie fast immer bei solchen Konstellationen, die Mannschaft, die sich aufs Konterspiel verlegen durfte - in diesem Fall der FC Sion. So stand Stefan Huber öfter im Mittelpunkt als Borer und bezahlte der FCB die Niederlage sogar noch mit einer roten Karte. Argemiro Veiga (welch' missglückte Rückkehr ins Tourbillon) flog vom Platz, nachdem er Yane Bugnard mit einer Textilbremse gestoppt hatte (81.).

Leichter wurde die Aufgabe dadurch nicht für die Gäste. Sie mühten sich zwar weiter, hatten aber an diesem Tag generell das Potential nicht, um auf ein Unentschieden hoffen zu dürfen. Sicher gab's zwei haarige Situationen im Walliser Strafraum - doch was müssen die Sittener sagen angesichts der Unzahl von Möglichkeiten, die sie nach der Pause vergeigt hatten? Die Frage nun ist, wie lange der FCB braucht, um seine offensichtliche Müdigkeit abzuschütteln. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 28.09.1998