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FC Zürich

FC Basel

FC Zürich - FC Basel 2:0 n.V. (0:0, 0:0)

Datum: 21.04.2014, 14:00 Uhr - Wettbewerb: Schweizer Cup 2013/14 - Final

Stadion: Stadion Wankdorf (Bern) - Zuschauer: 23'312

Schiedsrichter: Patrick Graf Schweiz

Tore: 100. Gavranovic (Teixeira) 1:0. 114. Gavranovic (Chikhaoui) 2:0.

Gelbe Karte: 47. Sio (Foul). 61. Chikhaoui (Reklamieren). 62. Elneny (Unsportlichkeit). 83. Buff (Foul). 95. Kecojevic (Foul). 102. Serey Die (Reklamieren).

Gelb-Rote Karte: 99. Sio (Unsportlichkeit).

Rote Karte: 66. Sauro (Notbremse-Foul).

FC Zürich: Da Costa; Teixeira, Kecojevic, Djimsiti; Buff (86. Mariani); Philippe Koch, Chiumiento, Chikhaoui, Rikan (110. Kajevic); Gavranovic, Etoundi (91. Sadiku).

FC Basel: Sommer; Aliji, Suchy, Sauro, Safari; Serey Die, Elneny; Callà (70. Arlind Ajeti), Frei (60. Delgado), Stocker (106. Diaz); Sio.

Bemerkungen: Zürich ohne Brunner, Chermiti, Nef, Kukeli (alle verletzt), Benito, Pedro Henrique und Schönbächler (alle gesperrt), Basel ohne Ivanov, Streller, Schär, Voser, Xhaka (alle verletzt) und Philipp Degen (gesperrt). 82. Lattenschuss von Chiumiento.

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(Si) Zürich gewinnt zum achten Mal den Cup. In doppelter Überzahl rang der FCZ im Final-Klassiker den Meister Basel 2:0 nieder. Mario Gavranovic überragte mit seiner Doublette alle. Die Verlierer beschwerten sich nicht grundlos über einen Schiedsrichter-Fauxpas.

In der Liga ist der FCB seit über vier Saisons nicht aufzuhalten, im Cup hingegen wurde der Schweizer Branchenleader nun zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten von einem Zürcher Vertreter gestoppt. GC triumphierte 2013, nun doppelte der FCZ gegen einen Kontrahenten nach, der auf nationaler Ebene zuvor in 35 Partien nur einmal verloren hatte - im letzten August gegen Urs Meiers Equipe.

Seit 2009 haben die Stadtzürcher keine Trophäe mehr gewonnen, in der Meisterschaft sind sie längst abgestürzt und 17 Punkte hinter dem FCB ohne Perspektiven. Im wichtigsten Spiel und Klassiker seit Jahren hingegen haben sie die Chance ergriffen, in den Mittelpunkt zurückzukehren. Und der FCZ verlängerte im ersten Endspiel-Vergleich mit Basel seit 41 Jahren eine imposante Serie aus den Siebzigern. Nach 1970 (4:1 n.V.), 1972 (1:0) und 1973 (2:0 n.V.) zelebrierte der FC Zürich eine weitere Cup-Party auf Kosten des Erzrivalen.

Während die über 9000 FCZ-Supporter die Rückkehr auf den Cup-Thron wild feierten und die Stadt Zürich zwei Tage nach dem Titel der ZSC Lions ein nicht alltägliches "Double" zelebrierte, musste sich Murat Yakin mit einem Cup-Déjà-vu der eher unschönen Art beschäftigen. Für den Coach der Bebbi wiederholte sich das Final-Trauma abermals. Als Verantwortlicher Luzerns verlor er, vor Jahresfrist stahl GC ihm die Show, nun tanzte der FCZ nach einem fast 54-minütigem Powerplay.

Noch vor Spielschluss gratulierte Yakin seinem Amtskollegen Meier sportlich zum Erfolg. Weniger gelassen wirkte er später bei der Aufarbeitung der Schiedsrichter-Leistung. Die Art und Weise der Niederlage setzte ihm zu: "Wir haben nicht verdient verloren. Die gelb-rote Karte gegen Sio war ein klarer Fehlentscheid", ärgerte sich der FCB-Coach. Offenbar lohne sich das "Gejammer" der Konkurrenz, giftelte Yakin und spielte darauf an, dass auch der FCZ nach diskutablen Pfiffen schon mehrfach den Begriff "FCB-Bonus" bemüht hatte.

Der Doppel-Ausschluss und Gavranovic

Yakins Groll kam nicht von ungefähr. In der 99. Minute hatte sich die Lage aus Sicht der Bebbi primär ohne ihr Verschulden endgültig zugespitzt. Beim Stand von 0:0 erhielt Giovanni Sio für eine angebliche Schauspieleinlage Gelb-Rot statt einen Foulpenalty. Schiedsrichter Patrick Graf hatte die umstrittene Szene falsch beurteilt - der FCB-Stürmer war von Jorge Teixeira im Strafraum an der Schulter touchiert worden. "Das war matchentscheidend", betonten die Basler unisono.

Derweil die FCB-Beteiligten sich heftig über den zweiten Ausschluss - Gaston Sauro sah wegen eines Fouls bereits in der regulären Spielzeit Rot (66.) - beschwerten und Coach Murat Yakin in jener Phase und auch später kaum mehr zu beruhigen war, setzte der FCZ in doppelter Überzahl praktisch im Gegenzug zum entscheidenden Angriff an. Ausgerechnet Teixeira, der Auslöser Basler Protestwelle, bereitete Mario Gavranovics 1:0 mit einem smarten Pass vor.

Der Tessiner setzte seiner persönlichen Flaute (sechs Spiele ohne Torerfolg) im wichtigsten Rendez-vous der Saison ein Ende. Doch anders als in Valencia (0:5) stemmte sich der personell erheblich geschwächte FCB selbst zu neunt bis tief in die Verlängerung gegen die Niederlage. Und Zürich tat "Rotblau" lange den Gefallen, die Breaks nicht entschlossen genug abzuschliessen.

Gavranovic und Sadiku vergaben die Möglichkeit, die Angelegenheit früher zu klären. Der FCZ benötigte einen dritten Konter, um den Widerstand Basels definitiv zu brechen. Chikhaoui, der überragende Antreiber im Mittelfeld, legte vor, Matchwinner Gavranovic schob den Ball ins leere Tor - und Meier ballte die Faust: "Ein grosser Moment für den FCZ. Jahrelang haben wir extrem viel investiert, hatten immer wieder Rückschläge zu verdauen. Deshalb ist dieser Triumph hoch verdient, und zwar diskussionslos!"

Die Ruhe vor dem Ausschluss

Lange hatte sich der FCB (wohl angesichts seines Marathon-Programms) mit der Neutralisierung des Spiels begnügt, bis ihm im 52. Einsatz der Saison die Kontrolle unverhofft entglitt, weil Sauro im falschen Moment zögerte. Franck Etoundi, der bullige, aber keinesfalls überdurchschnittliche Stürmer, enteilte - der Gaucho erfasste den Ernst der Lage zu spät und griff zur Notbremse. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Partien verursachte der unter Druck nicht zum ersten Mal fehleranfällige Südamerikaner mit einem Platzverweis für sein Team eine zuerst prekäre und dann nicht mehr zu lösende Situation.

"Wir werden aus dem 2:4 in Basel die Lehren ziehen", hatte Urs Meier nach der missratenen Cup-Generalprobe angekündigt. Zu einem wilden Schlagabtausch im Stil der letzten Begegnung im St.-Jakob-Park vor fünf Tagen liess sich der FCZ nicht mehr hinreissen. In der ersten Hälfte senkte der Aussenseiter das Risiko gegen null. Als Einziger wagte Yassine Chikhaoui gelegentlich einen Vorstoss.

Weil sich Basel in der Startphase ebenso zurückhielt und Da Costa bis auf eine Ausnahme (Callà/5.) nicht beschäftigte, kam ausser dem beidseits schon vor dem Anpfiff überhitzten Anhang zunächst niemand auf erhöhte Betriebstemperaturen. Doch die Ruhe war trügerisch. Ein paar umstrittene Pfiffe und einige Tacklings genügten bereits, um Emotionen zu entfachen.

Nach der Pause rückten die Finalisten ohne Verzögerung von ihrer passiven Haltung ab. Callà konfrontierte den FCZ-Keeper sofort mit einem ersten Problem, die Bebbi legten nach - und der FCZ passte sich an. Chikhaoui löste einen ersten gefährlichen Gegenzug aus, Gavranovic vergab Sekunden später eine nächste Option, dem FCZ einen ersten Vorteil zu verschaffen.

Erneute Drehbuchänderung

Doch die gegenseitige Intensität hielt nur vorübergehend an. Der berechtigte Ausschluss Sauros veränderte das Drehbuch des Endspiels abermals. In Unterzahl zog sich der Meister wieder zurück. Und Zürich taktierte weiterhin geschickt. Nach all den negativen Erfahrungen in Duellen mit dem Serien-Champion zog Meiers Team eine ausgewogene Balance einem kopflosen Sturmlauf vor.

Erst nach dem zweiten Basler Platzverweis erhöhte Zürich die Schlagzahl sofort. Er habe sofort registriert, dass "Basel kaputt war", hielt Gavranovic in seiner Analyse hinterher fest. Mit seiner Doublette verdarb er der Nummer 1 der Schweiz das Cup-Fest endgültig. Für den FCB wars ein "Tag zum Vergessen" (Yakin), der Südschweizer hingegen sprach von einem "Tag, der immer in Erinnerung bleiben wird".