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Neuchâtel Xamax

FC Basel

Neuchâtel Xamax - FC Basel 3:0 (0:0)

Datum: 30.08.1997, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 9. Runde

Stadion: Maladière (Neuchâtel) - Zuschauer: 8'100

Schiedsrichter: Carlo Bertolini Schweiz

Tore: 65. Lesniak 1:0. 83. Martinovic 2:0. 90. Kunz 3:0.

Gelbe Karte: 57. Martin (Foul), 66. Kreuzer (Foul), 77. Ceccaroni (angebliches Foul).

Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Rothenbühler; Martin, Perret (85. Boughanem); Alicarte, Wittl, Gigon, Martinovic; Lesniak (75. Isabella), Sandjak, Kunz.

FC Basel: Stöckli; Hartmann, Kreuzer, Sas (77. Perez), Salvi; Barberis, Konde (63. Ceccaroni), Gaudino, Frick; Giallanza (67. Dobrovoljski), Frei.

Bemerkungen: Neuchâtel Xamax ohne Jeanneret und Rueda (beide verletzt). Basel ohne Zuffi (gesperrt), Huber, Tabakovic, Henry, Knup, Disseris und Hasler (alle verletzt). - 78. Sandjak schiesst Foulpenalty an den Pfosten. - Pfostenschuss: 89. Gaudino.

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Talfahrt am Neuenburgersee - 0:3 gegen Xamax

Der FC Basel verlor nach in mancherlei Hinsicht ungenügender Darbietung bei Neuchâtel Xamax mit 0:3 (0:0). Vor der Pause vermochte der FCB dank seinem Defensivkonzept den Schaden in Grenzen zu halten - nach dem 0:1 durch Marek Lesniak brachen jedoch alle Dämme.

Neuchâtel. Rückblende.

Vor gut einem Jahr spielte der FC Basel auf der Maladière - er lag zur Pause 1:3 zurück. Nach dem Wechsel aber drehte er auf und kam noch zu einem 3:3. Neuchâtel Xamax hatte damals die deutlich stärkere Mannschaft als heute; doch diese Aussage, das lässt sich heute nicht mehr verleugnen, trifft auch auf den FCB zu.

Im vergangenen September noch hatten die Basler ab und zu die kämpferischen und spielerischen Mittel, um den damaligen Tabellenführer in Nöte zu bringen. Am Samstag war nichts mehr von solchen Qualitäten zu sehen.

Es geht hier nicht darum, das Vergangene hochzujubeln. Auch sollte man nicht meinen, jenes 3:3 sei Basler Normalität gewesen. Vielmehr hat der FCB in den zurückliegenden Wochen und Monaten eher so gespielt wie am Samstag - brotlos, harmlos, ratlos. Doch das Fatale an der jetzigen Situation ist, dass die Mannschaft selbst nach zwei Siegen in Serie (eine echte Rarität) keinen Hauch von spielerischen Fortschritten verriet. Der FC Basel ist nicht erkennbar, er verfügt über keine Charaktermerkmale, er hat schlicht keine Identität auf dem Rasen. Individuelle Fehler sind das eine, das Grundproblem freilich liegt tiefer - im Selbstverständnis, dass man im Fussball nur dann Erfolg hat, wenn man als Mannschaft auftritt. Und von einer Einheit ist der FCB scheinbar weiter entfernt denn je. Bislang aber hat keine Massnahme Jörg Bergers seine Spieler sich finden lassen.

Der Trainer hatte auch nach dem 3:2 gegen den FC St. Gallen (dieses Spiel war ebenfalls eine Enttäuschung) sein Team umgekrempelt. Massimo Ceccaroni sass nur noch auf der Bank, für ihn spielte Jürgen Hartmann (!) rechter Aussenverteidiger, und dies im Zusammspiel mit Sébastien Barberis nicht einmal schlecht. Im Mittelfeld kam Oumar Konde zu seinem Debüt, Maurizio Gaudino vertrat den gesperrten Dario Zuffi und kehrte ins Mittelfeld zurück. Und im Angriff spielte Alex Frei neben Gaetano Giallanza zum ersten Mal von Beginn weg.

Auf dem Rasen sah dies folgendermassen aus: Der FCB war um defensive Stabilität bemüht, was sicher nicht falsch war. Er mauerte (durchaus kompakt) gegen den deutlich besseren Widersacher, er war auf ein «zu Null» aus - und hoffte auf den «lucky punch», den glücksbringenden Konter. Aber Xamax hätte bereits mit zwei oder drei Toren Vorsprung führen können, als den Gästen der erste gute Angriff gelang. Kurz vor der Pause war's, als nach einem Durchspiel über rechts der Ball plötzlich dem links vorgerückten Mario Frick vor die Füsse fiel, doch der traf aus 16 Metern am bereits geschlagenen Joël Corminboeuf einen Verteidiger statt ins Tor.

Dass der erste FCB-Angriff so lange auf sich warten liess, hatte dreierlei Gründe: Erstens ging das Defensivdenken zu Lasten jeglicher Kreativität, zweitens ist der erste Pass aus der Abwehr heraus zumeist mit einem Einwurf für den Gegner verbunden, und drittens, wenn der Ball einmal über die Mittellinie kommt, weiss keiner, wohin er laufen oder abspielen soll. Es war der offensive Offenbarungseid, und der Trainer muss sich fragen lassen, warum nicht ein einziger einstudierter Spielzug zu erkennen war. Auch hatte der FCB acht Corner - doch es resultierte daraus keine einzige nennenswerte Aktion. Weitere Standard-Situationen hatte der FCB nicht, Xamax musste nie zu einem Foulspiel in Strafraumnähe greifen. Dabei hatte Gilbert Gress, der Neuenburger Trainer, noch Bedenken gehabt, weil seine Verteidiger (mit dem vorzüglichen Libero Régis Rothenbühler) allesamt doch etwas gar «klein» waren. Die FCB-Stürmer aber, ohne gut zu sein, hatten keine Bälle, Gaudino (höchst bescheiden) ging einmal nur in den Abschluss und traf den Pfosten, als der Match schon entschieden war (89.).

64 Minuten war die Partie alt, als man sich keine Gedanken mehr über den Sieger machen musste. Berger hatte Konde, den wertvollsten Spieler im Mittelfeld, ausgewechselt, Hartmann übernahm dessen Position, und Ceccaroni kam als rechter Verteidiger - und es dauerte keine sechzig Sekunden, da lag der Ball in Oliver Stöcklis Netz. Didier Gigon lief unbehindert durch die Mitte, seinen Ball hätte der ansonsten sehr gute Ersatz für den verletzten Stefan Huber halten müssen, doch weil er es nicht tat, kam Marek Lesniak zum 1:0. «Der Gegner hat unsere Umstellungen eiskalt ausgenützt», sollte Gaudino danach sagen.

Dies war das Ende der Basler Hoffnungen, der FCB war zu keiner Reaktion fähig, und Xamax fand Freude am munteren Konterspiel. Regelrecht vorgeführt wurde nun der Gast, die Tore waren nichts mehr als die logische Folge. Vladimir Martinovic traf zum 2:0 (83.), als Berger die Offensive verstärken wollte und auf ein 3-5-2 umgestellt hatte (Marco Perez kam für Marco Sas/77.). Kurz vor dem Abpfiff schoss dann auch noch Adrian Kunz sein obligates Tor gegen den FCB. Hätte Liazid Sandjak den «geschenkten» Penalty (Schwalbe Isabella) genutzt, der FCB hätte womöglich noch höher verloren. Rosige Perspektiven sind das weiss Gott nicht. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 01.09.1997