Die Südostschweiz vom 21.04.2007
«Das Double ist trotz den Unentschieden gegen St. Gallen weiter realistisch», sagt der Basler Ivan Rakitic vor dem morgigen Spitzenkampf gegen Zürich. Gleichzeitig buhlen die Schweiz und Kroatien um den 19-Jährigen.
Von Peter Wyrsch
Fussball. - Während sich Ivan Rakitics einstiger Klubkollege und jetzige Fiorentina-Söldner Zdravko Kuzmanovic (20) offensichtlich für Serbien und gegen die Schweiz entschieden hat, ist der Basler Offensivspieler unentschlossen. Der kroatisch-schweizerische Doppelbürger, der in Rheinfelden geboren wurde, in Möhlin aufgewachsen ist und daselbst mit seinem älteren Bruder Dejan Rakitic wohnt, hat sich noch nicht zu einem Entscheid durchgerungen. «Ich wäge sorgsam ab, führe mit beiden Seiten Gespräche, lote meine Chancen aus und lasse dann die Vernunft und das Herz sprechen», sagte der sieben- fache Torschütze dieser Saison. Die Entdeckung des Frühjahrs wird demnächst mit Nationalcoach Köbi Kuhn ein intensives Gespräch führen. Ein Termin ist fixiert.
Qual der Wahl
Kuhn hält viel von Rakitic: «Ich habe grosses Interesse daran, dass er sich für uns entscheidet. Ich schätze seine Kaltblütigkeit, seine Technik, seine Laufbereitschaft und habe seine physische Steigerung erkannt. Er hat auch in unserer Nationalmannschaft eine verlockende Zukunft.» Einsätze im Team kann und will Kuhn dem unbekümmerten Blondschopf aber noch nicht garantieren. Zusammen mit dem Verband bemüht er sich aber intensiv um das grosse Offensivtalent. Kuhn: «Letztlich muss aber Rakitic selbst seine Wahl treffen. Er muss wissen, wo er hingehört, wo er aufgewachsen ist, wem er was zu verdanken und wer ihn gefördert hat. Ich würde jedenfalls gern auf ihn setzen.»
Rakitic steckt in der Zwickmühle: «Ich bin Kroate, meine Familie ist kroatisch. Zu Hause sprechen wir kroatisch und meine drei Fussballvorbilder sind Kroaten. Ich bewunderte einst Robert Prosinecki, eiferte meinem Bruder Dejan nach, der bei Nordstern und YF Juventus spielte, und habe einen engen Draht zu meinem Teamkumpel Mladen Petric, mit dem ich häufig die Freizeit verbringe und ihn im Tennis über den Platz jage. Aber ich bin auch Basler, spreche den Dialekt und habe alle Stufen in den Junioren-Nationalmannschaften der Schweiz durchlaufen.»
Im FC Basel fühlt sich der aufgeschlossene, junge Mann mit der Rückennummer 17 sehr wohl. «Meine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. In allen Belangen kann ich mich noch verbessern. Ein eventueller Sprung ins Ausland hat Zeit. Geld spielt in unserer Zeit zwar eine wichtige Rolle, kommt bei mir aber nicht an erster Stelle.»
Entschlossenheit fehlt
Verbessern muss sich auch der dieses Jahr allerdings weiterhin ungeschlagene FC Basel, wenn er seine Aufholjagd auf Leader Zürich morgen fortsetzen will. «Jetzt müssen wir eben den FCZ ein zweites Mal schlagen, indem wir entschlossener in den Abschluss gehen», sagte Rakitic. Sein Trainer Christian Gross fügt an: «Der Rückstand auf den FCZ ist in den letzten zwei Spielen wieder angewachsen. Deshalb stehen wir am Sonntag noch stärker unter Siegeszwang. Im Offensivbereich haben wir zuletzt zu wenig getan. Ich hoffe nun, dass St. Gallen auch gegen den FC Zürich mit der gleichen Energie kämpft wie gegen uns und ihm Punkte abknöpft.»