Presseschau

Basler Zeitung vom 17.07.2007

«Ich bin lieber ein Unikat als eine Kopie»

Sein Outfit ist dem FCB-Spieler Benjamin Huggel nicht völlig unwichtig
Interview: Natalie Grob

Benjamin Huggel kann nicht durch Basels Strassen gehen, ohne nach Autogrammen gefragt zu werden.

baz: Herr Huggel, Fussballer stehen auch abseits des Platzes im Rampenlicht. David Beckham beispielsweise ist zur Stilikone geworden. Wie viel Wert legen Sie aufs Aussehen?

Benjamin Huggel: Ich verbringe meine Zeit lieber mit meinen beiden Kindern, als durch die Boutiquen zu rennen. Damit will ich nicht gesagt haben, dass mir mein Outfit völlig unwichtig ist, aber es hat nicht Priorität.

Haben Sie ein Stilvorbild?

Um diese Frage zu beantworten, musste ich eine Weile überlegen, was ja die Leserinnen und Leser in einem E-Mail-Interview nicht mitbekommen. Und dann bin ich zu diesem Schluss gekommen: Hätte ich tatsächlich ein Stilvorbild, so hätte ich nicht überlegen müssen. Zudem bin ich grundsätzlich lieber ein Unikat als eine Kopie.

Wie wichtig ist Ihnen der Dress, in dem Sie spielen. Sollte er modisch sein?

Ich sage das aus vollster Überzeugung und keineswegs, um mich irgendwo beliebt zu machen: Der FCB mit seinem Rotblau hat den schönsten Dress in ganz Europa! Für mich ist das Kult!

Sie haben mit 190 Zentimetern Modelmasse. Wie setzen Sie Ihre Grösse ein?

Klar ist für gewisse Aufgaben im Fussball ein robuster Körper ein Vorteil, doch die Grösse ist kein Muss. Am oberen Ende meiner 190 Zentimeter ist mein Kopf, und darin befindet sich mein Hirn › und das setze ich ein. Verstand und Fussballintelligenz sind auch in diesem Job wichtiger als die Körpergrösse.

Können Sie durch die Strassen von Basel gehen, ohne nach einem Autogramm gefragt zu werden?

Nein.

Ist es schwer, als Schweizer Fussballspieler einen lukrativen Werbevertrag zu erhalten?

Es ist mit Sicherheit viel schwerer als in jenen Ländern mit grossen Ligen wie Deutschland, Italien, Frankreich, England oder Spanien. Dort fliesst auch das grosse Werbegeld. Doch wenn Real Madrid einen Beckham verpflichtet, wird seine grosse Lohn- und Transfersumme sehr rasch allein nur wegen der verkauften Beckham-Leibchen wieder refinanziert. Lukrative Werbeverträge in der Schweiz erhalten vielleicht zwei, drei Top-Stars wie Chapuisat oder jetzt Alexander Frei, aber nicht die andern Fussballprofis.

Was machen Sie eigentlich nach einem Match? Gehen Sie in die Disco?

Ja klar, wie alle anderen Fussballer auf der Welt renne ich praktisch mit dem Schlusspfiff am Samstagabend um 19.30 Uhr los in die Disco und bleibe dort bis am anderen Freitagabend, so lange eben, bis wir das nächste Spiel haben. Ich tanze ohne Unterbruch ab, trinke ausschliesslich Hochprozentiges und bin so jede Woche sechs Tage in Folge in der Disco, da sind mir alle anderen egal, Familie, Fans, Club. Ja, und wenn mich der Trainer im Spiel am Samstag vorzeitig auswechselt, dann freut mich das ungemein, denn dann kann ich noch etwas früher in die Disco! Und wenn Sie nachfragen, ob denn das geht in meinem Beruf, dann sage ich: Ja, klar, wir sind ja nur Leistungssportler, die nur rund 70-mal im Jahr vor Tausenden von kritischen Augen einen möglichst guten Job abliefern müssen, da kann man leicht und locker vom 15. bis zum 35. Lebensjahr in der Disco quasi wohnen.

Das ist ja wahnsinnig... Welche Musik mögen Sie?

Alternativen Rock, Pop › und alles, was zu häufig am Radio gespielt wird, verleidet mir sehr schnell…

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