Presseschau

TV Star vom 20.07.2007

«Der FC Basel wird Schweizer Meister»

gion stechER

Gleich in der ersten Super-League-Runde trifft Basel auf den Erzrivalen Zürich. Ein Match, bei dem höchste Sicherheitsstufe gilt. Wie beurteilt SF-Sportchef Urs Leutert die Lage?

TV-STAR Am 22. Juli startet die Meisterschaft mit einem Knaller: Die Erzrivalen FC Basel und FC Zürich treffen aufeinander. Live um 19.55 Uhr auf SF 2. Wie gross ist Ihre Angst?

URS LeuterT Zuallererst freue ich mich sehr, dass wir dem SF-Publikum zum Meisterschaftsauftakt das Beste zeigen können, was diese Liga im Moment zu bieten hat. Wir dokumentieren damit auch unsere Kompetenz als Fussballsender. Anderseits weiss ich natürlich, was Sie ansprechen: die Ausschreitungen und Randale der vergangenen Saisons und die damit verbundenen Sicherheitsfragen. Zusammen mit den Verantwortlichen der Klubs, der Liga, des Stadions und der Polizei diskutieren wir Präventionsmassnahmen, aber auch Szenarien für den Fall einer Eskalation. Über diese Massnahmen kann ich mich natürlich nicht öffentlich äussern.

Gibt es auch Szenarien für Ihre Mitarbeiter? SF-Reporter waren ja letzte Saison verschiedentlich Belästigungen und sogar Drohungen von Fussballfans ausgesetzt.

Ja, es geht auch um den Schutz unserer Mitarbeiter und unseres Materials (Reportagenwagen, Kameras, Verkabelungen etc.). Wir wollen aber jede Aufgeregtheit in dieser Sache vermeiden. Und wir wollen in unserer Vorberichterstattung auf das Spiel die sportliche Rivalität zwischen Basel und Zürich ins Zentrum stellen, die Spannung, die positiven Emotionen, die Leidenschaft. Kriegerisches Vokabular zum Beispiel oder das Schüren von Animositäten haben da keinen Platz. Das Fernsehen muss zudem versuchen, zu verhindern, dass es denjenigen eine Plattform bietet, die den Fussball für Hasstiraden und Gewalt missbrauchen.

Sind Sie mit den Klubs stärker im Gespräch als früher?

Wir wollen den direkten Kontakt zu den Klubs unbedingt verstärken. Nicht nur, um bilaterale operative Fragen zu diskutieren, sondern auch, um unseren Beitrag zu leisten im Kampf der Vereine gegen die Gewalt in den Stadien.

Ein Fussballkommentator muss ja unabhängig arbeiten können und auch sagen, wenn ein Klub schlechter spielt als der andere. Ist dies angesichts uneinsichtiger Fans noch gewährleistet?

Absolut. Unsere journalistische Unabhängigkeit lassen wir uns auch durch irgendwelche Drohungen nicht nehmen.

Die meisten Rechte an der Super League sind beim Pay-TV. Die SRG darf in der ganzen Saison zehn Spiele übertragen. Ist das nicht ein bisschen wenig für das grösste Fernsehen der Schweiz?

Wir hatten ja auch vor dem Markteintritt des Bezahlfernsehens nicht mehr als diese zehn Live-Spiele der Super League. Zusammen mit dem Schweizer Cup, allen Spielen der Schweizer Nationalmannschaft, der Champions League, der Weltmeisterschaft resp. der Euro sowie deren Qualifikationsspiele haben wir doch ein grossartiges Fussballangebot! Und wir haben ja auch Alinghi, Roger Federer, Tom Lüthi, Fabian Cancellara, wir haben Eishockey und Ski, wir haben Leichtathletik und Springreiten, wir haben Olympia etc. Der Fussball als sicher populärste Sportart ist in unserem Portefeuille absolut adäquat vertreten.

Das Problem ist doch: Es gibt am Wochenende diverse parallel laufende Sportarten, die SF gar nicht alle zeigen kann. Es gab schon Sonntage, an denen die Tour de France, Wimbledon und auch noch Formel 1 liefen. Braucht der Sport mehr Programmplatz? Bietet SF 2, wo ja auch Filme und Serien laufen, nicht zu wenig Platz dafür?

Ich bin sehr zufrieden mit der Einbettung und der Gewichtung des Sports in unserem Gesamtprogramm.

Als Sportchef wollen Sie doch mehr.

Ich trage ja als SF-Geschäftsleitungsmitglied auch eine Mitverantwortung für das Gesamtprogramm unseres Hauses. Auf SF2 hat der Sport unter der Woche mit Ausnahme des Montags (Serienabend) auch in der Primetime immer Priorität. Am Wochenende steht der zweite Kanal dem Sport praktisch uneingeschränkt zur Verfügung, bei parallel laufenden Veranstaltungen senden wir im Wechsel ­ oder auch mal zusätzlich ­ auf SF 1. Es gibt kaum einen Service-public-Sender in Europa mit einem derart umfangreichen Sportangebot wie SF.

Dennoch: Sport wird immer populärer. Immer mehr Schweizer haben in unterschiedlichen Disziplinen Erfolg. Warum keine eigene Sportkette?

Für eine eigene Sportkette hätten wir viel zu wenig hochwertige Programme. Zudem: SF 2 wird wesentlich durch den Sport geprägt; auf den rund 1600 Stunden Sport pro Jahr basiert im Wesentlichen der Erfolg des Senders. Ja, vielleicht ist der Sport sogar die eigentliche Daseinsberechtigung von SF 2.

Der kleine Sender U1 überraschte kürzlich mit der Ankündigung, mehr Sport zu zeigen. Und zwar Randsportarten wie Handball, Unihockey etc., die bisher nur wenig im TV zu sehen waren. Wie sehen Sie diese Entscheidung? Ist das finanzierbar?

Ob ein solches Programm finanzierbar ist, kann ich nicht beurteilen. Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappen würde. Als weitere Ergänzung zum Sportangebot von SF (neben dem Pay-TV mit Fussball und Eishockey) will dieser Sportsender ja vor allem den «kleineren Sportarten» eine TV-Plattform bieten. Diese Komplementarität ist sicher die einzig sinnvolle Lösung für die Schweiz.

Ab nächster Saison gibt's auf SF aus Spargründen keine Formel-1-Übertragungen mehr. Jetzt hat aber TV-Direktorin Ingrid Deltenre kürzlich in der «Sonntags-Zeitung» gesagt, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Tenor: Falls man eine Refinanzierung finde, bleibe uns die Formel-1-Übertragung möglicherweise erhalten.

Ich kann die Aussage von Ingrid Deltenre nicht kommentieren. Fragen der Refinanzierung der teuren Sportprogramme beschäftigen uns selbstverständlich ständig.

Die Schweiz ist doch ein Hightechland. Sauber hat eine F-1-Fabrik in Hinwil.

Diese Entscheidung wurde von der SRG-Geschäftsleitung gefällt. Meine Meinung dazu ist uninteressant.

Zum Schluss: Wer wird Ihrer Meinung nach Fussballmeister 2007/08?

Ich tippe auf Basel! Im St. Jakob-Park wurde kräftig aufgerüstet ­ Christian Gross wird sich nicht ein drittes Mal von Zürich den Titel wegschnappen lassen.




FC BASEL ­ FC ZÜRICH: Fakten und Zahlen zum Spiel

300 Mitarbeiter des Stadions St. Jakob-Park sind beim Spiel im Einsatz. Zu den Aufgaben gehören Tribünendienst, Rasenpflege in der Pause, Ticketkontrolle etc.

80 Leute kümmern sich um Verpflegung von VIPs und Publikum.

30 Sanitäter stehen im Stadion für den Notfall bereit.

30 Techniker der Produktionsfirma tpc sind für die TV-Übertragung im Einsatz.

10 Kameras sind neben dem Spielfeld und im Fernsehstudio vor Ort im Einsatz.

10 Beobachter der Feuerwehr versuchen, potenzielle Brandherde auszumachen.

7 Mitarbeiter von SF kümmern sich um Regie, Produktion, Aufnahmeleitung sowie Moderation.

1 Präsentator begrüsst die TV-Zuschauer. Name: Sascha Ruefer.

1 Kommentator verfolgt den Spielverlauf. Name: Dani Kern.

1 Flasher macht Kurz-Interviews. Name: Thomas Senn.

Zurück