Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 23.08.2007

Fördern, nicht abwerben

Schlaglicht . . . Fussball Zehn Teams des FCB und Concordia spielen in den U-Ligen

Georges Küng

Die Nachwuchsabteilung des FC Basel ist ein professionelles Gebilde. Vier Profitrainer und ein Betreuerstab von rund 30 Personen garantieren, dass 150 Nachwuchsspieler im Alter zwischen 13 und 20 Jahren optimale Voraussetzungen für eine Profikarriere erhalten.

«Seit Jahren ist der FCB im nationalen Nachwuchsfussball eine konstante Grösse, die sich auch international nicht verstecken muss», sagt Peter Knäbel, der Nachwuchsverantwortliche des FC Basel. Betrachtet man die Anzahl der Titel und die frappante Überlegenheit der rot-blauen Nachwuchsmannschaften in den nationalen U-Meisterschaften, so kann man guten Gewissens von einer eindrücklichen Dominanz sprechen.

Bis zur U16-Stufe sind die Mannschaften nach Jahrgängen organisiert. «Wer bis zum 16. Altersjahr, ob bei uns oder Concordia gespielt hat, sollte zumindest später regionales Zweitliga-Niveau haben», so Knäbel. Eine erste Sichtung erfolgt in der U18-Equipe. «Die besten spielen nur noch ein Jahr in dieser Kategorie und wechseln dann gleich zur U21-Mannschaft. Oder sie schliessen sich einem Erstligisten an. Unsere Philosophie ist, dass in der U21-Elf ein Akteur maximal zwei Jahre spielt; dann sollte man sehen, wohin sein Weg weiterführt», erklärt Knäbel. Pro Jahrgang betreuen Basel und «Congeli» rund 40 bis 50 Nachwuchsfussballer, die von einer Profikarriere träumen.

Engländer umwerben FCB-Talent

Dass im heutigen Fussball die Entwicklung nicht linear erfolgen kann, haben die Bespiele von Ivan Rakitic und Zdravko Kuzmanovic aufgezeigt, welche den Sprung direkt von der U18-Mannschaft ins Fanionteam schafften. «Dass sie meiner Meinung zu früh ins Ausland gewechselt sind, ist eine Tatsache, die sich nicht ändern lässt», so Knäbel. Und schüttelt den Kopf, weil gerade in dieser Woche wieder zwei englische Grossklubs (Chelsea, Liverpool) um ein knapp 16-jähri- ges FCB-Talent gebuhlt haben. Den Namen des Spielers will er aus verständlichen Gründen nicht verraten.

«In der Schweiz befinden sich 50 Sportagenturen, welche das Land systematisch nach Talenten abgrasen. Mit Einführung der U15-Nationalmannschaft stehen die besten Talente bereits sehr früh im internationalen Fokus, sodass es sehr viele Argumente braucht, um diese Spieler im Land zu halten», erläutert Knäbel.

Eine Hausmutter gehört dazu

Der FCB will seine Talente auch auf der emotionalen Basis ansprechen. Ein perfektes Schulmodell (in Zusammenarbeit mit den Sportklassen in Basel-Stadt und Basel-Landschaft), ein Betreuerstab, angefangen über den Trainer bis hin zu einer Art «Hausmutter», eine umfassende medizinische Betreuung sowie die Aussicht, dereinst den Sprung in den St. Jakob-Park zu schaffen, sind für viele auswärtige Jünglinge Anreiz genug, sich dem FC Basel anzuschliessen. «Jeder Schweizer Grossklub hat Talentspäher, welche die Szene perfekt kennen. Und ich kann versichern, dass andere Vereine wie der FC Zürich viel aggressiver vorgehen, um Talente aus anderen Landesteilen zu sich zu holen», so Knäbel. Dass Spieler wie Fabian Frei, der beim FC Frauenfeld und FC Winterthur gross wurde, oder Valentin Stocker (SC Kriens) nun bei Basel sind, hat auch damit zu tun, dass zum Zeitpunkt der Übertritte der FCB die mit Abstand beste Ausbildung garantieren konnte. «Aber GC mit seinem Campus in Niederhasli, das für Schweizer Verhältnisse einmalig ist, oder der FCZ, der das gleiche in Herrliberg plant, kämpfen mit gleich langen Lanzen wie wir», gibt Knäbel zu bedenken.

2,5 Millionen Franken im Jahr

Wenn der FC Basel talentierte Spieler aus der Region zu sich holt, spricht der Deutsche nicht von «Abwerben», wie dies früher die regionalen Klubs dem FCB immer wieder vorgeworfen haben. «Es ist ein Geben und Nehmen; ich kann versichern, dass die Zusammenarbeit zwischen dem FCB und den anderen Vereinen vorzüglich ist. Wir haben viel Respekt vor der Arbeit, welche diese Klubs leisten», so Knäbel.

Seitdem der FCB im Nachwuchsbereich professionelle Strukturen eingeführt hat, die rund 2,5 Millionen Franken jährlich kosten, stimmt auch sein Unterbau. «Ein Verein in der Challenge League, neben der eigenen U21-Mannschaft drei weitere Erstligisten und vier Klubs in der 2. Liga interregional, sind ideal», sagt Knäbel angesichts der Fussballhierarchie in der Nordwestschweiz und verweist auf die unbefriedigende Situation in der Region Bern hin. «Was macht dort ein Junge, der für die Young Boys oder Thun nicht mehr in Frage kommt? Er muss die Region verlassen und bei Lyss, Biel oder Grenchen spielen. In Basel dagegen kann er in der unmittelbaren Umgebung bleiben und somit auch im Blickfeld», so Knäbel, der jedoch nicht vergisst zu erwähnen, dass «Basel geographisch eine Randregion ist und daher einen gewissen Standort-Nachteil aufweist». Dies hindert den eloquenten Deutschen und sein Team jedoch nicht, mit vorzüglicher Arbeit den FCB im Nachwuchssektor zum Schweizer Vorzeigeklub geformt zu haben.

Die Basler U-Teams 2007/08

FC Basel

U21: Patrick Rahmen (Trainer); Sandro Kamber

(Co-Trainer), Ivan Tezak (Coach)

U18: Remo Gaugler (Trainer), Reto Weidmann

(Co-Trainer), Heinz Studer (Coach)

U17: Thomas Paul (Trainer), Urs Schädeli (Coach)

U16: Werner Mogg (Trainer), Bekim Arifi (Coach)

U15: Marco Otero (Trainer)

U14: Roger Huber (Trainer)

FC Concordia Basel

U17/A-Meister: Marco Walker (Trainer), Bülent

Güzel (Coach)

U16: Samir Tabakovic

U15: Mario Ucella (Trainer), Luigi Perfetti (Coach)

U14: Dejan Miljojkovic (Trainer), Rafet Oeztürk

(Coach)

Schlaglicht...

TEAMSPORTARTEN UND LIGEN IM SCHATTEN DER GROSSEN werden von der bz am Donnerstag beleuchtet. Thematisiert wird dabei die ganze Bandbreite des regionalen Sportgeschehens. Heute: Hinter den Kulissen des regionalen Spitzen-Nachwuchsfussballs.

Der Baumeister der Erfolge

Seit dem Sommer 2003 leitet Peter Knäbel (40) als Verantwortlicher (oder «Technischer Leiter», wie es im Organigramm des FC Basel steht) die Nachwuchsbewegung des Stadtklubs. Der Deutsche mit Abiturabschluss, der einst beim VfL Bochum, Saarbrücken, St. Pauli und Nürnberg in der 1. und 2. Bundesliga spielte, hatte vorgängig beim FC St. Gallen und FC Winterthur als (Spieler-)Trainer und Nachwuchschef gewirkt. Seitdem Knäbel beim FCB tätig ist, dominieren die rot-blauen Nachwuchs-Equipen die Meisterschaften nach Belieben. Jeweils vier Titel in Serie bei den U18- und U16-Equipen und ein Cupsieg (U18) sprechen eine deutliche Sprache. «Trotzdem schaue ich nie auf die Rangliste und zähle keine Titel. Unser Ziel muss es sein, jeden unserer Nachwuchsspieler als Sportler und Mensch weiterzubringen. «Und wenn es darunter derartige Kracher wie einen Ivan Rakitic oder Zdravko Kuzmanovic hat, dann freut uns dies natürlich speziell», so der Deutsche, der nie in der Ich-Form, sondern stets von «wir» spricht. Bescheidenheit und Realitätssinn zeichnen diesen Fachmann zusätzlich aus. (GK)

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