Presseschau

NZZ am Sonntag vom 28.10.2007

Formel Fragezeichen

Wie der FC Basel im Motorsport Millionen verdienen will. Von Remo Geisser und Elmar Brümmer

reg

Nichts tun und abkassieren. So lautet das Lockvogelangebot, mit dem Fussballklubs für ein neues Nebengeschäft gewonnen werden sollen. Promotoren sind der Spanier Alex Andreu und der Brite Robin Webb. Ihr Projekt: Ab 2008 blochen Rennautos in den Farben von Fussballvereinen aus der ganzen Welt um die Wette. Das werde gleichermassen attraktiv für Fussball- und Motorsport-Fans sein - so attraktiv, dass mit Lizenzprodukten, Sponsoring und TV- Geldern Millionen verdient würden. Im dritten Jahr soll laut Businessplan die Gewinnzone erreicht werden; dann gibt es Cash für die Fussballklubs: 20 bis 30 Millionen Franken für die Vertragslaufzeit von fünf Jahren. Das lockt auch den FC Basel, der als einer von bisher neun Vereinen - darunter die AC Milan, Flamengo Rio und der FC Porto - der Superleague Formula beigetreten ist. Mehr ist nicht zu erfahren. «Bis das Auto am 9. Dezember im St.- Jakob-Park vorgestellt wird, kommunizieren wir nicht», sagt der FCB-Mediensprecher Josef Zindel.

Der FCB stellt wie die anderen Klubs nur seine Marke zur Verfügung. Für das Spektakel sind private Motorsport-Teams zuständig. Auch ihnen wird viel versprochen: Die ersten Autos sind gratis, die Motoren werden zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt. Alle werden mit identischen Wagen unterwegs sein, die von 750-PS- Aggregaten angetrieben werden. 20 Boliden in den Farben von 20 Fussballvereinen sind für die erste Saison vorgesehen. Fahren sollen junge Sportler; die Superleague Formula wird als Sprungbrett für Talente angepriesen.

So weit, so klar. Doch wie wird das alles finanziert? Andreu und Webb reden von Investoren, die in den ersten beiden Jahren die Existenz sichern. 20 Autos bauen, Pisten mieten und einen Rennzirkus auf die Beine stellen - das wird teuer. Scheich Maktum bin Hasher Al-Maktum leistete sich die vergleichbare Serie A1 Grand Prix zwei Jahre lang und soll damit pro Saison einen zweistelligen Millionenbetrag verpulvert haben. Auch die Teams haben trotz Gratis-Autos einigen Aufwand zu gewärtigen. «Pro Wagen liegen die Betriebskosten bei jährlich mindestens 1 Million Euro», sagt der Motorsport- Fachmann und ehemalige Formel-1- Fahrer Marc Surer. Allein für die Sicherheitsbestimmungen wird in seriösen Rennserien viel Geld ausgegeben. Peter Sauber, bis 2005 Teambesitzer in der Formel 1, sagt: «Ich kenne die Superleague Formula nicht im Detail. Aber mein Fragenkatalog ist so lang, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie man das in so kurzer Zeit realisieren und finanzieren will.»

Die Promotoren erhoffen sich grosse Einnahmen aus dem Sponsoring und dem Verkauf von TV-Rechten. Aber da sind sie nicht allein. «Im Automobilrennsport suchen alle Geld», sagt Marc Surer. TV-Verträge seien nur in der Formel 1 lukrativ. Und auch hier halten sich die Einnahmen in Grenzen. Laut dem Magazin «Formula Money» betragen sie pro Jahr knapp 300 Millionen Euro. Das grosse Geld bringen die Automobilhersteller, die einen Drittel des Jahresumsatzes von 3 Milliarden Euro in die Formel 1 pumpen.

Diese Art der Finanzierung entfällt für die Superleague Formula mit ihren Einheitsautos. Bleibt das Hoffen auf Sponsoren, doch die wollen mit ihrem Engagement die Massen erreichen. Hier kommt erneut das Fernsehen ins Spiel. Ohne TV-Übertragung keine Bekanntheit und keine Sponsoren - so lautet die einfache Logik. Patrick Cotting, Accounts- und Marketingdirektor von Eurosport für Zentraleuropa, sagt, dass die TV-Sender sich ihrer Rolle als Türöffner bewusst seien. «Wenn einer mit einem neuen Projekt kommt, sagt jede grössere und etablierte Station: » Eurosport würde die Superleague Formula sicher nicht gratis übertragen. Der Sportsender ist aber nicht interessiert, denn er hat mit dem World Touring Car Championship und der International Rally Challenge zwei eigene Serien lanciert.

Andreu hofft auf Verbreitung durch Fussball. Wenn Klubs aus 20 Ländern in seiner Serie vertreten seien, habe er auch Fernseh-Abdeckung, sagt er. «Die lokalen Sender werden uns brauchen.» Der Eurosport-Mann Cotting bezweifelt, dass das viel bringt. In Frankreich habe zum Beispiel Canal plus Sport einen Marktanteil von 0,1 bis 0,4 Prozent. Cotting ist der Ansicht, dass die Superleague Formula nur dann eine Chance habe, wenn sie sich bei einem grossen Sender einkaufe und finanziell auf fünf Jahre hinaus gesichert sei. Da bisher keine der beiden Bedingungen erfüllt scheint, sagt er: «Als Sportexperte kann ich dem FC Basel nur empfehlen, mit null zu kalkulieren. Es wäre ein Fehler, in einem Businessplan mit Gewinnen aus dieser Serie zu rechnen.»

Eine spanisch-britische Marketingoffensive im PS-BusinessDie Männer hinter der Superleague Formula

reg

Fussball und Motorsport - das sei eine Kombination, die ein ganz neues Publikum an die Rennstrecken locke, sagen die Promotoren der Superleague Formula, Alex Andreu und Robin Webb. Andreu war früher im spanischen Ableger der Agentur ISL unter anderem für die Vermarktung der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und der Ski- WM 1996 in der Sierra Nevada zuständig. Sein Partner Webb kommt aus der britischen Formel 3. Ganz neu ist ihre Idee übrigens nicht. 2002 sollte unter dem Namen Premier One eine ähnliche Serie starten, doch kam sie nicht zustande. Schon damals war Webb beteiligt. (reg.)

Zurück