Presseschau

Sonntag vom 30.03.2008

Der EHC Basel auf der Bremsspur

Der Eishockey-Klub, der weiter um den Klassenerhalt kämpfen muss, hat die Marschrichtung verfehlt

Von Vorwärtsstrategie war die Rede, nun kämpft der EHC Basel gegen einen Rückfall in die Bedeutungslosigkeit. Werden die Kufen-Profis dieses Frühjahr doch noch die Kurve kriegen?
VOn Martin Merk

Lange ist es her, als der EHC Basel grosse Erfolge hat feiern können. In den vierziger und fünfziger Jahren spielte er um den Meistertitel mit. An die Zeiten, als Basel eine Eishockey-Stadt und die Kunsteisbahn St. Margarethen mehrfach WM-Austragungsort gewesen ist, erinnern aber fast nur noch Fotoalben. Der Weg zurück ist mehr als steinig und die Euphorie um die Rückkehr in die National League A im Jahr 2005 arg gedämpft worden.

In der Saison nach dem Aufstieg erreichten die Basler Eishockeyaner überraschend die Playoff-Viertelfinals – als Aufsteiger ein seltenes Ereignis. Man wollte weiter vorwärts, sich im Mittelfeld etablieren, doch die Marschrichtung wurde auf dem Eis nicht umgesetzt. Letztes Jahr kämpften die Basler gegen den Abstieg und wurden Zweitletzter, diese Saison im 75-Jahr-Jubiläum gar Letzter. Als «Verlierer der Verlierer» erhält man gegen den Nationalliga-B-Meister EHC Biel die letzte Gelegenheit zum Klassenerhalt.

Entgegen der Leistung gehören die Basler mit einem Budget von rund 8,5 Millionen Franken zum unteren Mittelfeld. Mit Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen lässt sich dieser Betrag jedoch nicht decken. Die schwache Saison mit fünf Siegen in 59 Spielen hilft nicht, das Basler Sportpublikum für die Sportart zu begeistern. Nur 2366 Zuschauern kamen im Durchschnitt in der gesamten Saison etwa so viele wie beim Nachbar FC Basel in drei Heimspielen.

Mit dieser Zahl tanzt man in der Liga, wo die anderen Klubs rund 5800 Zuschauer pro Heimspiel begrüssen, aus der Reihe. «Wir müssen einen Verlust verhindern und schauen, dass wir das finanziell hinbringen», sagt der Verwaltungsratspräsident Michael Geiger, «ohne Mäzene hätte es im Lauf der Saison schlecht ausgesehen mit der Liquidität.» Das Loch in die Kasse, das durch diese gedeckt wird, um erneut eine ausgeglichene Bilanz zu erreichen, wird noch grösser sein als zuletzt.

Ein Abstieg in die Zweitklassigkeit wäre für den Klub fatal, denn für Nationalliga-B-Eishockey ist das Interesse in einer ambitionierten Grossstadt zu klein. Der grösste Gönner, der Industrielle und Straumann-Präsident Rudolf Maag, dürfte in den vergangenen sechs Jahren mehr als zehn Millionen Franken investiert haben, um den Klub auf Nationalliga-A-Niveau zu hieven. Die genauen Zahlen werden auf seinen Wunsch streng geheim gehalten. Mittlerweile sollen das Engagement reduziert sein und um Maag herum andere Gönner mitwirken. Eine Donatorengruppe mit Beiträgen ab 10 000 Franken pro Person sowie vor allem ein Co-Mäzenatentum mit dem Arbeitstitel «Gruppe Preiswerk» mit Gönnern um das Verwaltungsratsmitglied und Banker Matthias Preiswerk. «Rudolf Maag ist für uns sehr wichtig, denn die anderen Geldgeber sind motiviert durch das Engagement einer solchen Persönlichkeit», sagt Geiger.

Der EHC Basel kam wie eine Oase in die verwüstete Basler Eishockey-Landschaft, wo lange kein professioneller Spielbetrieb existierte. Die Nachwuchsbewegung hat entsprechend Nachholbedarf. Derzeit befinden sich drei Spieler aus der Region im Team: Gian-Andrea Randegger (Sohn des Basler alt Nationalrats), der Oberbaselbieter Ralph Stalder und der Reinacher Stefan Voegele. In der Region mangelt es an Eishallen. Mit nur drei Standorten ausserhalb der Stadt (Laufen, Sissach und Rheinfelden) steht man schlechter da als andere urbane Regionen. Ein starker EHC Basel könnte helfen, wird aber weiter Geld und Geduld benötigen.

Was im Fall eines Abstiegs geschehen würde, darüber will sich Michael Geiger den Kopf nicht zerbrechen. Es wäre auch ein falsches Signal. «Solche Turbulenzen kann man nicht planen, zudem kennen wir ja die Nationalliga B bereits», meint Geiger.

Vielmehr schaut der EHC-Präsident in die Zukunft – in der Nationalliga A. Geiger: «Wir sind nun in der Bremsspur und müssen die Kurve kriegen.» Transfers wurden teils getätigt, teils muss der Klassenerhalt abgewartet werden, was es dem im Herbst verpflichteten CEO Beat Kaufmann nicht einfach macht. Dessen Verpflichtung bezeichnet Geiger als grösste Korrektur. Sein Vorgänger Ueli Schwarz gilt als grösster Sündenbock, und vor allem die vielen verpflichteten und selten überzeugenden Ausländer hatten Geiger sehr verärgert.

Von Kaufmann fordert er Qualität statt Quantität. «Es ist nicht immer nur eine Millionenfrage. Man muss schauen, was Fribourg mit einem leicht geringeren Budget erreicht hat oder Lugano mit einem viel grösseren Budget nicht. Wir müssen das Geld besser einsetzen und ein saugutes Management haben», fordert Michael Geiger. Zuerst gilt es jedoch, mit dem Klassenerhalt gegen Biel den Grundstein zu legen, um einen weiteren Anlauf nach vorne zu starten.

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