Sonntagsblick vom 04.05.2008
VON ANDREAS BÖNI
SCHLACHT Die Hölle von Basel! Petarden, Gummischrot, Tränengas, mit Urin gefüllte Becher, umgerissene Zäune - und am Schluss verprügeln sich die FCZ-Fans untereinander. Das Ergebnis: 45 Verletzte. Schuld sollen zwei Zürcher Fan-Gruppen sein. Der grosse SonntagsBlick-Report.
Ancillo Canepa (54) war auch gestern noch tief getroffen, als er mit SonntagsBlick über die Ereignisse im St. Jakob-Park sprach. Der FCZ-Präsident sagt mit leiser Stimme: «Es hat nicht viel gefehlt und es hätte Tote geben können. Für einige Basler Zuschauer bestand absolute Lebensgefahr! Es kann doch nicht sein, dass man in einem zivilisierten Land wie in der Schweiz im Fussballstadion Angst um sein Leben haben muss.»
Lebensgefahr im St. Jakob-Park. Beim 4:0 des FCB über Zürich werfen einige Idioten mehrfach brennende Fackeln in die Zuschauer. Über 1000 Grad können diese heiss werden. Ein Glück, dass es im Stadion «nur» zwei Verletzte gibt.
Es könnte so ein Traumfrühling werden. Spannender Titelkampf, die EM vor der Tür. Und ein paar Idioten machen alles kaputt!
SonntagsBlick sprach mit mehreren Zeugen. Und bekam dabei einen Einblick in die schlimmen Ereignisse vom Freitag.
Die Schlacht begann schon vor dem Spiel. Als die FCZ-Fans beim St. Jakob-Park eintreffen, fliegen bereits Flaschen in Richtung der Basler Fans. Kleinere Scharmützel, wie man sie vor diesem Spiel leider erwarten musste.
Als die Partie um 20.15 Uhr losgeht, fliegen bereits Bierbecher auf die Basler Fans. Und nicht nur das: Die Fans erledigen ihr Geschäft in die Becher, schmeissen auch Urin in die Menge.
Um 20.37 Uhr, in der 21. Spielminute, erzielt Basels Valentin Stocker das 2:0. Kurz darauf werden in der Zürcher Kurve die Fackeln gezündet, fliegen immer wieder in den Basler Fanblock B. Die Ordner evakuieren daraufhin die Basler Fans, schicken sie in einen anderen Sektor. Diese beschimpfen die Ordner teilweise sogar, können nicht verstehen, warum sie die Plätze besser verlassen sollen!
FCZ-Pressesprecher Alexander Kuszka läuft Richtung Kurve, will die Menge beruhigen. Da fliegt eine Petarde nur knapp an seinem Kopf vorbei! Desillusioniert dreht er ab.
Die echten Fans wollen diesem Treiben nicht mehr zuschauen. Canepa sagt: «Ich will betonen, dass der überwiegende Teil der FCZ-Fans sich fair und korrekt verhält. In Basel wollten einige von ihnen die Idioten sogar stoppen und wurden dann selbst verprügelt.» Doch weswegen? Es geht um die zwei inoffiziellen Fan-Gruppen «K4» und «Fussball Prolls».
«K4» ist eine Fangruppierung, die vorwiegend aus Secondos besteht. Die meisten sind ursprünglich aus Italien, und in der Schweiz, viele im berüchtigten Zürcher Kreis 4, aufgewachsen. FCZ-Insider schätzen den harten Kern auf 50 bis 70 Leute.
Die «Fussball Prolls» sehen sich als apolitische Fangruppierung, die von FCZ-Insidern aber als extremlinks eingestuft wird. Auch sie sind sehr gewaltbereit, die Gruppe soll rund 30 Leute umfassen.
Dank Südkurve dabei
Das Unglaubliche: Die echten FCZ-Fans werden auch nach dem Spiel ausserhalb des Stadions weiter von den angeblichen FCZ-Anhängern verprügelt. Am Schluss liefern sich diese noch eine Strassenschlacht mit der Polizei. Die Ordnungshüter setzen Gummischrot und Tränengas ein. Erstaunlich: Auf die FCB-Fans gehen die Zürcher gar nicht mehr los.
Das Unglaubliche daran: Die beiden fehlbaren Gruppierungen waren vom Verein schon im Jahr 2007 ausgeschlossen worden! Die Drohung damals: «Wer aus diesen Gruppierungen ein Spiel des FCZ besucht, wird umgehend mit einem unbefristeten Stadionverbot belegt.»
Nur: Die Südkurven-Fans, bekannt für ihre wunderbaren Choreografien, setzten sich damals für die beiden Gruppierungen ein. So wurden K4 und die Prolls weiter geduldet. Das wird wohl am Dienstag im Heimspiel gegen St. Gallen nicht mehr so sein.
Doch wie hätten die Vorfälle verhindert werden können? Das Problem ist die kriminelle Energie einiger Idioten. So werden beispielsweise oft Frauen eingesetzt, die die Petarden ins Stadion schmuggeln. Entweder verstecken sie diese im BH oder führen sie in Körperöffnungen ein. Da dürfen die Ordner aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht kontrollieren.