Presseschau

Blick vom 08.05.2008

Pyro-Paradies Italien

Hier decken sich Schweizer Fussball - Chaoten ein

Von Jan Fischer und Myrte Müller

Fackeln, Petarden, Raketen: Was in der Schweiz verboten ist, posten die Fussballchaoten in Italien. Ein E-Mail genügt.

Die gefährlichen Fackeln und Leuchtgeschosse in den Schweizer Fussballstadien. Sie stammen meist aus Italien wie BLICK-Recherchen zeigen. Von dort versorgen Ultra-Firmen Fussballfans und Randalierer auf der ganzen Welt. Mit allem, was Rabatz macht.

Die Schweizer Behörden wissen das: «In der Schweiz muss man beim Kauf von Signalfackeln den Namen hinterlegen», sagt der Hooligan-Experte der Basler Polizei, Mario Rupp. «Deshalb wird diese Ware oft übers Internet im Ausland bestellt - manchmal in Deutschland, aber vor allem in Italien.»

Einer der grössten Anbieter: T.I.F.O. (Torcida International Fans Organization). Ein Turiner Versandhaus von Ultras für Ultras. Dort gibt es neben harmlosen Fanartikeln wie Schals, Spruchbändern und Trikots auch die gefürchteten Feuerwerkskörper: Rauchpetarden, Signalfackeln und Böller. Und die werden mit markigen Worten angepriesen: «Feuer und Flamme». Und: «Um das Revier zu markieren.»

T.I.F.O. «versorgt Fanclubs und Ultras-Gruppen aus ganz Europa», wie das Unternehmen auf seinen Internetseiten stolz verkündet. Man habe schon 3000 Kunden beliefert.

Unter ihnen sind diverse Fanclubs aus der Schweiz. Allerdings ist die Einfuhr von Feuerwerkskörpern in die Schweiz schwierig. «Für Petarden, Böller und Kracher gilt ein generelles Einfuhrverbot», sagt Walter Pavel von der Oberzolldirektion Bern. Und das Importieren von Signalfackeln muss die Bundespolizei bewilligen.

Der Schmuggel von Pyro-Material sei deshalb «ein Dauerbrenner» für Grenzwächter und Zöllner, sagt man bei der Oberzolldirektion.

Doch T.I.F.O hilft seinen Schweizer Kunden gerne. «Wir versenden Pyro-Artikel, die in die Schweiz gehen sollen, üblicherweise an Adressen in grenznahen Orten. Dort könnt ihr die Ware dann abholen», sagt T.I.F.O. auf eine Kaufanfrage durch BLICK. Präsentiert wird gleichzeitig eine ganze Liste von Stellen, wo die heisse Ware deponiert werden könnte.

Die meisten Fussballrandalierer nutzen diesen Vetriebsweg, bestätigt ein Basler Fussball-Chaot. «Das ist das normale Prozedere.» Und ein grosser deutscher Ultra-Händler weiss: «Wenn Schweizer Fackeln oder Böller wollen, lassen sie sich das Zeug von T.I.F.O an einen italienischen Grenzort liefern. Dort holen sie es ab und schmuggeln es in die Schweiz.» Damit sich der Weg aus Basel, Bern und Zürich auch lohnt, decken sich die Ultras gerne mit Grossbestellungen ein.

Etwas hilflos mutet da die Aussage des Tessiner Grenzwachtsprechers Clemente Milani an. Er habe zwar schon von diesem Schmuggel gehört: «Es hiess, dass nach Ponte Tresa geliefert würde. Doch wir haben nie etwas gefunden.»

Das soll sich nun ändern: Wegen der Euro 2008 sind die Post-Zollstellen und Grenzwachtposten aufgefordert worden, besonders stark auf den Schmuggel von Pyro-Artikeln zu achten.

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