Presseschau

Basler Zeitung vom 10.05.2008

Vor dem Finale die Krawall-Abrechnung

26 Täter der Ausschreitungen vom 13. Mai 2006 kommen noch dieses Jahr vor Gericht
Markus Prazeller, PHILIPP LOSER

Just zur Neuauflage des Meisterschaftsfinales im St.-Jakob-Park wird bekannt, dass die Krawallbrüder, die vor zwei Jahren an den Ausschreitungen nach der verlorenen Meisterschaft beteiligt waren, dieses Jahr vor Gericht müssen.

Noch ein paar Stunden und alles ist entschieden. Entschieden, ob der FC Basel Meister wird. Entschieden, ob das Spiel ohne Nebenerscheinungen über die Bühne geht. Kein Zufall, redet dieser Tage alles vom 13. Mai 2006, dem einen nötigen Punkt und den schweren Krawallen nach dem verlorenen Meisterschaftsfinale gegen den FC Zürich vor zwei Jahren.

Auch nach dem heutigen Meisterschaftsfinale gegen die Young Boys wird der 13. Mai 2006 in der Stadt noch zu reden geben. Wie der «Tages-Anzeiger» in seiner Ausgabe vom Freitag berichtete, hat die Basler Staatsanwaltschaft beim Strafgericht Anklage gegen 26 Fussballfans eingereicht, die vor zwei Jahren an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein sollen. Die meisten von ihnen stammen aus der Region und sind 17 bis 30 Jahre alt. In der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft werden ihnen Landfriedensbruch und qualifizierte Gewalt gegen Beamte vorgeworfen, mehrere von ihnen müssen sich zudem wegen teils mehrfacher versuchter Körperverletzung, Sachbeschädigung, Gefährdung des Lebens und des «unbefugten Verkehrs mit pyrotechnischen Gegenständen» vor Gericht verantworten. Der Prozess ist auf Ende Oktober angesetzt und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Unbeteiligte angegriffen. Bei der sogenannten «Schande von Basel» kam es am 13. Mai 2006 im und vor dem Stadion zu wüsten Scharmützeln und Schlägereien zwischen Basler und Zürcher Fans und der Polizei. Dabei hätten sich vor allem die Basler Fans als sehr gewalttätig hervorgetan, heisst es in der Anklageschrift: «Teilweise vermummte Exponenten innerhalb des Mobs warfen unzählige gefährliche Gegenstände (vor allem Steine, Glasflaschen und Bierbüchsen) gegen Polizeibeamte und Medienschaffende oder feuerten Feuerwerkskörper gegen diese ab.» Einige «Basler Hooligans» hätten gar «unbeteiligte Passanten grundlos angegriffen und verletzt», heisst es weiter. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft forderten die Ausschreitungen 115 Verletzte und einen Sachschaden in der Höhe von über 300 000 Franken.

Nach der Auswertung von Videofilmen, Überwachungskameras, Fotos und Zeugenaussagen kommt die Staatsanwaltschaft nun knapp zwei Jahre nach den Ausschreitungen zum Schluss, dass die 26 Angeklagten – unter ihnen befindet sich auch eine Frau – massgeblich an der «Schande von Basel» beteiligt gewesen seien.

Besonders schwer wiegen die Vorwürfe gegen zwei Jugendliche, die nach dem Spiel eine Holzbank von der Stadionterrasse auf die Strasse geworfen haben sollen. Auf der Strasse befanden sich laut Anklage Polizeibeamte und sogar Kinder, die dadurch «auf skrupellose Weise in unmittelbare Lebensgefahr gebracht wurden». Ebenfalls angeklagt sind zwei Männer, die nach dem Spiel den ehemaligen FCZ-Spieler und Meisterschützen Iulian Filipescu «physisch attackiert» und «getreten» haben sollen. Dank der Live-Übertragung des Fernsehens erlangten diese Szenen über die Schweiz hinaus Berühmtheit. Ausgeteilt wurden die Schläge laut Anklage von einem 23-jährigen Polytechniker und einem 25-jährigen Studenten.

Scharfe Kontrollen. Die Sicherheitsbehörden sind vor dem heutigen Finalspiel gegen die Berner Young Boys bemüht, Szenen wie vor zwei Jahren tunlichst zu vermeiden. In einem Communiqué teilte Stadionbetreiberin Basel United mit, dass mit strengeren Eingangskontrollen zu rechnen sei. Dabei könne die einzelne Kontrolle bis zu fünf Minuten dauern – was aber nicht heisse, dass die fünf Minuten jedes Mal voll ausgeschöpft werden, sagt Christian Kern, Geschäftsführer von Basel United. Das Stadion wird bereits um 17.15 Uhr geöffnet und alle 40 Eingänge werden voll besetzt sein. Mit Wartezeiten hat auch zu rechnen, wer mit dem Auto an das Spiel fährt. Weil Parkplätze nur in beschränkter Zahl zur Verfügung stehen, bittet die Polizei, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in den St.-Jakob-Park zu kommen.

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