Solothurner Zeitung vom 28.06.2008
Fussball David Steiner spielt in der kommenden Saison bei den U21-Junioren des FC Basel
marie-christine Andres
Der 18-jährige Derendinger ist nicht nur einer der talentiertesten und erfolgreichsten Junioren des Kantons, er hat auch einen Koch, eine Putzfrau und bald ein Haus voll Kinder.
Einfühlungsvermögen, Ausdauer, taktisches Geschick und Übersicht. Diese Eigenschaften trainiert David Steiner, seit er fünf Jahre alt ist. Zuerst als kleiner Bub auf dem Tennisplatz, ein paar Jahre später dann auf dem Fussballrasen. Bald wird der rechte Verteidiger seine Stärken auch im Alltag einsetzen können, denn im August beginnt Steiner eine dreijährige Ausbildung zur Fachperson Betreuung in einer Basler Kinderkrippe.
Der erfolgreiche Fussball-Junior als Kinderbetreuer? «Ich bin sozusagen in einem Kinderheim aufgewachsen», sagt David Steiner zu seiner Berufswahl. «Meine Eltern leiteten früher ein Kinderheim in Derendingen, so bin ich mit dieser Aufgabe schon vertraut.» Verantwortung für sich selber zu übernehmen, musste David Steiner schon früh lernen. Als Junior des SC Derendingen spielte er einst in der Solothurner Auswahl. Bei einem Turnier gegen Auswahlteams aus anderen Kantonen wurde das damals 14-jährige Fussballtalent «entdeckt».
Auszug mit 14 Jahren
Remo Gaugler, gebürtiger Solothurner und Nachwuchstrainer des FC Basel, bot Stei- ner eine Fussballer-Ausbildung beim FC Basel an. So zog der Junge in den Kanton Basel, lebte in einer Pflegefamilie und besuchte die Schule in Therwil. Später wechselte er in die Sportschule nach Pratteln, die er diese Woche erfolgreich abgeschlossen hat.
Während der vergangenen vier Jahre feierte David Steiner mit den Nachwuchsteams des FC Basel den Gruppensieg bei den U15, zwei Schweizer-Meister-Titel bei den U16 und den U18 sowie am vergangenen 14. Juni den Gewinn des Cup-Finals bei den U18. Während dieser Zeit war David Steiner auch Nationalspieler U16 und U18. Der 18-Jährige kann also bereits auf eine beachtliche Laufbahn zurückblicken.
Der Sprung ins U21-Team
Nicht zurück, sondern vorwärts ist jedoch David Steiners Blick gerichtet. In der kommenden Saison spielt er im U21-Team des FC Basel. «Dort gehöre ich wieder zu den Jüngsten und muss versuchen, mich durchzusetzen.» Auch in der U19-Nationalmannschaft wird Steiner dabei sein und ab August um die EM-Qualifikation spielen. Auf dem Trainingsplatz beim Basler «Joggeli» begegnet er ab und zu den Spielern der ersten Mannschaft. «Wenn alles optimal läuft, will ich eines Tages dort spielen», sagt David Steiner.
Die Fussballer-WG
Damit optimale Voraussetzungen für die künftige Karriere gegeben sind, wohnt David Steiner seit zwei Jahren in einer Fussballer-Wohngemeinschaft. In der WG wohnen etwa zwölf Spieler, ein Koch, und einmal in der Woche kommt die Putzfrau. Ein Minimum an Hausarbeit verrichten die Nachwuchsprofis aber selber: «Wir haben einen Ämtliplan fürs Abwaschen und PET-Flaschen-Entsorgen.»
Auch Steiners zukünftige Chefin ist dem Fussball wohlgesinnt: die Leiterin der Kinderkrippe war einst Lehrerin von Ex-Nationalgoalie Pascal Zuberbühler. Steiner freut sich auf seine Lehre. «Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt», sagt er «der Fussball steht aber weiterhin klar im Vordergrund.» Zum Glück ist an seinem Ausbildungsplatz dafür gesorgt, dass er sich in Kinderbetreuung und Ballbehandlung gleichermassen in Richtung Profi entwickeln kann.