Presseschau

Sonntag vom 30.11.2008

«Wenn man nur einen abholt, lohnt es sich»

Das FCB-Fanprojekt «Fanarbeit Basel» wollte von den Kantonen Basel-Stadt und Baselland mehr Geld – und blitzte damit ab

Von Bojan Stula

Wenn es im Umfeld eines FCB-Spiels wieder einmal klöpft und kracht, sind sie in der Regel die Prügelknaben: Die Sozialarbeiter Thomas Gander und Ornella Pessotto, die gemeinsam mit einem 130-Prozent-Pensum das FCB-Fanprojekt «Fanarbeit Basel» betreuen. Finanziert wird der vom Staat unabhängige Trägerverein von Subventionen der beiden Kantone Basel-Stadt und Baselland sowie durch Zuschüsse des FC Basel und der Christoph Merian Stiftung.

Nachdem soeben die Finanzierungsrunde für die nächste Drei-Jahresperiode 2009 bis 2011 über die Bühne gebracht worden ist, steht fest, dass sich «Fanarbeit Basel» mit den bisherigen Mitteln begnügen muss. Je 80 000 Franken schossen bisher Basel-Stadt und Baselland jährlich in das Projekt ein, 50 000 Franken der FCB. Dabei bleibt es auch. Doch um die Fanarbeit breiter abzustützen, hätte Fanarbeit-Präsident Markus Lehmann gerne je 100 000 Franken von den beiden Kantonen gehabt. Mit diesem Vorhaben blitzte der CVP-Grossrat ab. «Die zuständigen Stellen haben uns empfohlen, zusätzliche Gelder von privater Seite zu beschaffen», berichtet Lehmann, «doch das versuchen wir schon seit Jahren vergeblich.» Sponsoren zu finden, deren Name mit den nicht immer imagefördernden Aktvitäten von FCB-Fans in Verbindung gebracht werden könnte, sei beinahe unmöglich. Gleichwohl hält die Baselbieter Sicherheitsdirektion mehr Steuergelder für Fanarbeit für ein «falsches Signal», wie Sprecher Dieter Leutwyler bestätigt: «Eine Erhöhung könnte für mögliche neue Beitragsleistende das Zeichen bedeuten, dass es sie gar nicht wirklich brauche.»

Dabei sei eine Aufstockung des jetzigen Budgets überfällig, mahnt Lehmann. «Optimal wären 400 Stellenprozente. Mit der Beibehaltung des jetzigen Budgets bleiben unsere Möglichkeiten beschränkt», warnt der ehemalige NLA-Handballer. Schliesslich gehe es um die soziale Betreuung von bis zu 6000 potentiellen «Kunden» innerhalb der FCB-Fangemeinschaft. Lehmann macht keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die ausgebliebene Subventionserhöhung. «Falls wir dank der Fanarbeit nur einen einzigen Problemfan abholen und von der Gewaltanwendung abhalten können, zahlt sich diese Investition bereits um ein Mehrfaches aus.»

Die Gründe für die Ablehnung ortet der Vereinspräsident in der mangelnden öffentlichen Akzeptanz von Sozialarbeit im Zusammenhang mit FCB-Fans: «Man nimmt uns noch immer nicht ernst und erwartet, dass wir alle Ausschreitungen stoppen können.» Dabei finde erfolgreiche Fanarbeit vor allem zwischen den Spielen im Rahmen von Einzelgesprächen statt und nicht am Matchtag selber. Die Langzeitwirkung der eigenen Betreuungsarbeit liegt bei «Fanarbeit Basel» an erster Stelle. Lehmanns Vorbild in Sachen Fanarbeit ist der Bundesligist Werder Bremen. «Die haben dafür zehn Angestellte und seitdem keine Ausschreitungen mehr, keine Vorfälle, nichts.» Andere Vereine oder Verbände, die einzig auf harte Repression setzen, erreichen in der Regel bloss eine Verlagerung des Gewaltproblems in tiefere Ligen.

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