Presseschau

Berner Zeitung vom 15.12.2008

Zuschauerzahlensalat

Manch ein Zuschauer rieb sich gestern im Stade de Suisse verwundert die Augen: 16444 Leute sollen im weiten (und ziemlich leeren) Rund gewesen sein, das zumindest gab der Speaker bekannt. Anwesend waren gegen Bellinzona beim 3:0-Sieg allerdings bloss rund 13000 Besucher. Doch die Young Boys haben sich bekanntlich vor rund einem Monat entschieden, die Anzahl verkaufter Tickets bekannt zu geben und nicht mehr die Anzahl tatsächlich anwesender Leute.

16444 Billette also hatten die Berner für das Heimspiel verkauft. Das ist so oder so eine stolze Zahl, und man kann die rund 3500 Leute natürlich verstehen, die sich am bitterkalten Sonntag den Gang ins Wankdorf – trotz Eintrittskarte – ersparten. Immerhin sind es ja bald 11000 Saisonkartenbesitzer, die erfahrungsgemäss nicht alle 18 Heimspiele besuchen.

Leider herrscht in der Super League ein ziemlicher Zuschauerzahlensalat. Der FC Basel zählt stets (wie früher YB) nur jene Besucher, die am Matchtag ein Drehkreuz passiert haben. So sind Vergleiche zwischen den klaren Branchenleadern nicht zulässig. Schliesslich staunte man oft, dass der FCB im Vorfeld bekannt gegeben hatte, (zum Beispiel) 32000 Tickets verkauft zu haben, die Zuschauerzahl aber 24000 betrug.

Für YB ist die neue Regelung ein netter PR-Trick. Es ist kein Zufall, wendet der Klub die Regelung erst an, seit die Beteiligung an den Sicherheits- und Reinigungskosten der Stadt Bern mit einem Pauschalbetrag (60000 Franken jährlich) abgegolten wird. Nach der Vorrunde beträgt der YB-Zuschauerschnitt aus neun Heimspielen 17969 – er läge bei rund 20 000, wenn YB seit Anfang Saison die Anzahl verkaufte Tickets als Grundlage nehmen würde. Selbst das würde aber nicht reichen, um den FC Basel zu schlagen. Der Meister steht bei 21221 Zuschauern im Schnitt – die auch effektiv im St.-Jakob-Park dabei waren.
fdr

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