Presseschau

NZZ vom 30.04.2009

Ermittlungen gegen FCZ-Fans abgeschlossen

Basler Staatsanwalt nimmt sich der Fackelwerfer vom Mai 2008 an

Acht FCZ-Fans müssen sich voraussichtlich vor einem Basler Gericht verantworten. Die Männer hatten im vollbesetzten St.-Jakob-Stadion Brandfackeln und Flaschen auf andere Zuschauer geworfen. Jetzt sind die Ermittlungen abgeschlossen, und der Fall liegt beim Staatsanwalt.

fsi. Die polizeilichen Ermittlungen gegen acht Zürcher Hooligans, die während des Spiels zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich vom 2. Mai 2008 brennende Magnesiumfackeln sowie Glasflaschen in den Familiensektor des St.-Jakob-Parks geworfen hatten, sind abgeschlossen. Laut Markus Melzl, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft, sind die Dossiers an einen Staatsanwalt weitergeleitet worden. Dieser muss nun entscheiden, ob allenfalls weitere Untersuchungen notwendig sind und ob es zu Anklagen oder eventuell zur Einstellung der Verfahren kommen wird.

FCZ ist Partei im Strafverfahren

Die acht bei der Visionierung von Videoaufnahmen identifizierten Rowdys sind zwischen 21 und 26 Jahre alt. Es handelt sich um fünf Schweizer, einen Italiener, einen Serben und einen Kroaten, die alle im Raum Zürich leben. Einige der Männer waren bereits mit einem Stadionverbot belegt. Sieben von ihnen sollen Fackeln geworfen haben, und einem wird vorgeworfen, eine Glasflasche in den Basler Zuschauersektor geschleudert zu haben. Den Fackelwerfern drohen Anklagen wegen Gefährdung des Lebens und Zuwiderhandlung gegen das Sprengstoffgesetz. Der Flaschenwerfer wird sich wohl wegen versuchter Körperverletzung mit einem gefährlichen Instrument vor dem Richter zu verantworten haben.

Der FC Zürich reichte nach den Vorfällen vom 2. Mai 2008 Strafanzeige ein. Der Klub war vom Schweizerischen Fussballverband mit einer Busse von 30 000 Franken sowie zwei Geisterspielen für das Verhalten seiner «Anhänger» bestraft worden. Als Partei in einem Strafverfahren werde der Verein seine Zivilansprüche bereits während des Prozesses und nicht erst nach einer rechtskräftigen Verurteilung geltend machen können, erklärte Marcel Rochaix, Generalsekretär des FC Zürich, am Mittwoch auf Anfrage. Den Einnahmenausfall durch die beiden Spiele vor leeren Rängen gegen die Young Boys und den FC Luzern beziffert er mit rund 400 000 Franken. Die Verbands-Bussen, die dem Verein wegen des Fehlverhaltens einiger militanter Fans auferlegt werden, addieren sich laut Rochaix in jeder Spielsaison zu sechsstelligen Beträgen. «Wir wollen auch künftig die Verursacher dieser dem FC Zürich entstehenden Schäden zur Rechenschaft ziehen und ihnen die Bussen konsequent überbinden», hält der FCZ-Anwalt fest.

Schlägerei unter Fangruppen

In einem solchen Rechtsstreit hat der Verein inzwischen einen Teilerfolg erzielt: Im Prozess gegen einen der vier nach den Ausschreitungen während des Spiels zwischen dem FC Sion und dem FCZ vom 15. April 2007 in Sion als Werfer von Feuerwerkskörpern identifizierten Männer erhielt der Verein seine Regressionsforderung bezüglich der Verbands-Busse von 10 000 Franken teilweise zugesprochen. Der Verurteilte legte allerdings Berufung ein.

Dem Vernehmen nach sind die in Basel identifizierten Fackel- und Flaschenwerfer Mitglieder der als besonders militant geltenden Fan-Gruppierung K 4 (abgeleitet von Kreis 4). Der K 4 hatte sich nach den Fackelwürfen vom Mai 2008 während mehrerer Spiele nicht mehr in der Südkurve des Letzigrunds sehen lassen. Seit einiger Zeit kamen seine Mitglieder wieder ins Stadion. Beim Spiel vom vergangenen Sonntag gegen die Young Boys allerdings blieb der K 4 erneut draussen. Laut Einträgen in einschlägigen Foren im Internet sowie einem Bericht des «Tages-Anzeigers» vom Mittwoch hatten Fans aus der Südkurve rund zwei Stunden vor dem Anpfiff eine wilde Schlägerei mit dem K 4 angezettelt und die mittlerweile auch in der Südkurve verhasste Gruppe am Matchbesuch gehindert. Während sich die Südkurve nach der Verhängung eines Stadionverbots vor zweieinhalb Jahren noch mit dem «Kreis 4» solidarisiert hatte, ist sie nun offenbar auf die Linie der FCZ-Leitung eingeschwenkt.

Die Polizei wurde laut dem Stadtpolizeisprecher Marco Cortesi von der Fangruppen-internen Auseinandersetzung überrascht und hatte zu wenig Personal vor Ort, um effizient eingreifen zu können. Eine erste Schlägerei lösten die Ordnungshüter mit Gummischrot auf, bei einer zweiten Prügelei machten sich die Teilnehmer beim Eintreffen der Polizei aus dem Staub. Drei Personen mussten ambulant behandelt werden.

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