Presseschau

Basler Zeitung vom 04.12.2001

Zwischen Leistungsdruck und Talentförderung

Die U20 des FC Basel überwintert in der 1.-Liga-Fussballmeisterschaft als Tabellensiebenter. Damit ist Trainer Stefano Ceccaroni grundsätzlich zufrieden, zumal er in den letzten Spielen steigende Tendenz erkannt hat. Personelle Korrekturen werden im Winter dennoch erfolgen.

Basel. Mit einer Mannschaft, die viele Abgänge, im Sommer einen Trainerwechsel und die Anpassung an eine höhere Liga zu bewältigen hatte, ist die U20 des FC Basel im Sommer in die 1.-Liga-Meisterschaft gestartet. Und sie hat sich, nach den erwarteten Anlaufschwierigkeiten, etablieren können, ihr neuer Verantwortlicher, Stefano Ceccaroni, hat in den letzten Partien gar «steigende Tendenz» festgestellt.
Diese Entwicklung ist aus vielerlei Gründen nicht selbstverständlich: Der Aufstiegsmannschaft von letzter Saison gehörten noch Spieler wie Silvan Aegerter (heute mit Thun in der NLB), Marco Perez (Vaduz), Marco Streller (Concordia), Cetin Güner (Türkei), David Meyer (Delémont) oder Pierluigi Spallino an, alles Spieler, die tragende Rollen im Nachwuchs des FCB eingenommen hatten. Adäquat ersetzt werden konnten die Spieler nicht auf Anhieb - im Gegensatz zu anderen Erstligisten ist der FCB auf die Ressourcen in den eigenen Reihen angewiesen, sprich: er musste vornehmlich auf Akteure zurückgreifen, die der eigenen U17 entsprangen. Sandro Burki ist einer, Orazio Ferranti ein anderer, Alessandro Iandoli ein weiterer, Spieler, die 16-, 17-jährig sind und in der 1. Liga bereits hohe Verantwortung tragen müssen. Spieler auch, die nun auf höherem Niveau in rund dreieinhalb Monaten 21 Ernstkämpfe (inklusive Schweizer Cup) zu bestreiten hatten. Und obwohl Ceccaroni sagt, dass sein Team in der Endphase «vor allem psychisch müde» wurde und «wir alle froh sind, dass jetzt Pause ist», so hat das Team in den letzten sechs Partien doch zwölf Punkte geholt.

Iandoli und Degen

Das war nicht nur wichtig, es zeigte auch, dass sich Talente schneller und einfacher an die Anforderungen einer höheren Liga anpassen können, dass die Qualitäten, die in der 1. Liga gefordert werden, bei der Mehrheit der Kadermitglieder vorhanden sind. Ceccaroni streicht insbesondere die rasante Entwicklung seines zentralen Mittelfeldspielers Alessandro Iandoli (Jahrgang 1984) heraus, der als einer der jüngsten Spieler im Kader und auf einer entscheidenden Position bei hoher Belastung - er spielte fast immer durch - zu einem Leistungsträger gewachsen ist. «Er hat die Voraussetzungen für höhere Aufgaben und ist ein eher ruhiger Typ, der sich auch richtig einschätzen kann», schwärmt der Trainer.
Auch Philippe Degen, der am Sonntag im NLA-Kader einen halbstündigen, durchaus gelungenen Einsatz gegen die Grasshoppers geleistet hat, gehört zu den auffälligen Spielern in Ceccaronis Kader. Der Trainer sagt aber, dass er mit den Leistungen seines Rechtsverteidigers nicht immer zufrieden gewesen sei, auch weil er in den Spielen mit dem Nachwuchs öfter mal die nötige Konzentration vermissen liess. «Das ist ein Handicap für ihn, aber von den Möglichkeiten her bringt er alles mit. Ihn kann man ohne Bedenken in die NLA integrieren.»
Generell bezeichnet Ceccaroni die Zusammenarbeit mit dem Fanionteam als etwas, das «positiv am Wachsen» sei. Man müsse allerdings bedenken, dass der Schritt für einen Nachwuchsspieler ins Team des aktuellen Leaders der Schweizer Meisterschaft sehr gross sei. Hin und wieder konnte die U20 auch auf die Unterstützung von Spielern aus der NLA zurückgreifen, doch mit Ausnahme von Ivan Knez waren dies meist Akteure mit ausländischem Pass (Tchouga, Aziawonou und zuletzt auch Goalie König) - und das ist bei der Beschränkung in der 1. Liga meist nicht unproblematisch.

Defensivspieler von Concordia?

Das nicht eben breite Kader soll in der Winterpause leicht umgestaltet werden. Ceccaroni wünscht sich vor allem mehr Alternativen in Mittelfeld und Verteidigung. Theo Disseris, neben dem Goalie (zunächst Marcel Herzog, zuletzt Miroslav König) der einzige Spieler, der altersmässig nicht als U20-Spieler gilt, liebäugelt mit einem Wechsel zum NLB-Club AC Bellinzona, und auch die Torhüterfrage muss studiert werden, da der Verbleib von König ungewiss ist. Bei möglichen Zugängen denkt Ceccaroni naheliegenderweise an Spieler des FC Concordia, obs Daniel Stucki oder Beat Huber, diese Namen nennt Ceccaroni, sind oder andere - Gespräche der sportlichen Verantwortlichen beider Clubs sind ohnehin für die nächsten Tage und Wochen anberaumt, so dass die U20 des FCB darauf bauen kann, mit einem leistungsfähigen Kader auch ins Frühjahr zu starten.
Am primären Saisonziel, «nicht in den Abstiegskampf verwickelt» zu werden, möchte Ceccaroni grundsätzlich festhalten, denn der 7. Zwischenrang täuscht ein wenig darüber hinweg, dass der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz lediglich sechs Zähler beträgt. Insgeheim hat sich der Trainer allerdings eine Rechnung aufgestellt: Aus den Vorrundenpartien holte der FCB 18 Punkten, dieser Wert soll in der Rückrunde gesteigert werden, am liebsten auf 22 Punkte. Sechs davon sind bereits eingespielt, von den zwölf Spielen im Jahr 2002 müssten demnach noch mindestens fünf gewonnen werden - das klingt nicht utopisch. Daniel Schaub

Zurück