Presseschau

Aargauer Zeitung vom 25.06.2009

Vereint gegen Gewalt in Stadien

Im Herbst möchte Regierungsrat Hanspeter Gass einen detaillierten Bericht vorlegen

Regierungsrat Hanspeter Gass sucht mit Zürich und Bern das Gespräch: Er möchte die Zusammenarbeit beim Kampf gegen die Gewalt in und um die Stadien intensivieren.
franz osswald

Der runde Tisch, an dem Vertretungen von Sportverbänden, Clubs, Polizei und Politik über die Möglichkeiten, Gewalt in und um Stadien verhindern zu können, diskutierten, hat in Basel mehrheitlich für enttäuschte Reaktionen gesorgt. Markus Lehmann, Präsident des Vereins «Fanarbeit Basel», hat vom runden Tisch nicht viel erwartet: «Von Beginn weg wurde ein Fehler gemacht, weil man die Betroffenen nicht berücksichtigt hat. Wenn man gute Resultate will, muss man mit beiden Seiten reden.»

Lehmann wie Adrian Grünig, Verantwortlicher für die Fanarbeit beim FC Basel, werten es aber als positiv, dass der Fanarbeit auch beim runden Tisch wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dies auch, weil von der Öffentlichkeit immer schnelle Schritte erwartet werden, was mit Fanarbeit nicht möglich sei. «Nachhaltige Fanarbeit braucht Zeit», sagt Grünig. Der FCB-Fanverantwortliche will nun abwarten, wie es weitergeht, denn bisher seien alles nur Worte, denen noch Taten folgen müssten.

Nicht abwarten möchte Regierungsrat Hanspeter Gass, bis eine Fancard realisiert werden kann, was frühestens 2012 der Fall sein wird: «Ich erachte die Fancard als sinnvolle Massnahme und beurteile es positiv, dass am runden Tisch diesbezüglich ein Konsens erreicht werden konnte. Beim letzten Fanpass, der scheiterte, war dies nicht der Fall.» Der Polizeidirektor möchte bis im Herbst drei Schritte unternehmen, um das Gewaltproblem anzugehen.

Bericht mit Kosten und Massnahmen

«Ich werde mit Kantons- und Stadtbehörden von Zürich und Bern das Gespräch suchen mit dem Ziel, unsere Zusammenarbeit intensivieren zu können», erklärte Hanspeter Gass. Mit einer Delegation der Konferenz der Kantonalen Polizei- und Justizdirektoren wird er in den Niederlanden und in Grossbritannien Modelle der Gewaltverhinderung in Stadien studieren und das Thema in der Konferenz nochmals thematisieren. «Im Herbst möchte ich dem Regierungsrat einen Bericht mit Kosten und Massnahmen vorlegen», stellt Gass in Aussicht.

Die Kosten stehen für den Regierungsrat ebenfalls auf der Traktanden- liste. «Das Geld, das wir für Einsätze nicht verrechnen können, fehlt uns im Departement für andere Aufgaben», stellt Gass fest. In Zürich werde dank dem neuen Polizeigesetz ebenfalls eine Kostenübertragung möglich, in Bern werde dies schon praktiziert. «Ich bin diesbezüglich mit FCB-Vize Bernhard Heusler im Gespräch», konstatiert Gass.

Punkto Kosten hat Markus Lehmann das Heu nicht auf der gleichen Bühne wie Hanspeter Gass. Lehmann: «Beim WEF wird dem Veranstalter auch keine Rechnung gestellt», argumentiert er. Zudem sei die Gewalt eher vor den Stadien als in den Stadien, also auch Aufgabenbereich der Polizei. Gass kontert: «Beim WEF handelt es sich um Demonstrationen, bei denen es sich um das Recht auf Meinungsäusserung handelt. Diese ist in der Bundesverfassung verankert. Bei einer Kundgebung können wir nicht im Voraus wissen, ob es zu Ausschreitungen kommt. Bei den Krawallen vor und in den Stadien handelt es sich aber nicht um eine Kundgebung, sondern um sinnlose Gewalt.»

Markus Lehmann spricht noch einen wunden Punkt an: «Der Fussballverband muss mehr Verantwortung übernehmen. Die Einnahmen aus Bussgeldern an die Clubs sollen auch für die Fanarbeit eingesetzt werden», fordert er.

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