Presseschau

Basler Zeitung vom 14.07.2009

Der Krampf mit dem ersten Spiel

Ein Sieg beim Debüt eines FCB-Trainers – das gab es letztmals 1995
Florian Raz

Beim ersten Spiel des FC Basel unter Thorsten Fink lief wenig bis nichts zusammen. Doch er ist nicht der erste Basler Trainer, dem es so ergeht.

Der erste – mässig repräsentative – Eindruck in den Basler Cafés am Tag danach: Staunen, Kopfschütteln, leichte Schockgefühle, Frotzeln. Nein, Basel hat nicht damit gerechnet. Damit, dass der heimische FC sich beim FC St. Gallen, dem Aufsteiger, eine diskussionslose 0:2-Niederlage abholt. Besonders witzige Menschen hätten gerne die Situation im Abstiegskampf erläutert («Der FCB ist doch jetzt Letzter, oder?»). Und der «Blick» geht bei seinem Titel schon mal unter die Gürtellinie: «Forte frickt Fink».

Keine Frage, das Projekt Fink ist so gestartet, dass von einem «Worst Case» gesprochen werden kann. Das hat nicht mit dem Resultat allein zu tun, sondern vor allem mit der Art, wie sich das Team in St. Gallen präsentiert hat. «Die Rückreise trat der FCB mit der Erkenntnis an, dass er in dieser Formation, in dieser Verfassung zu jenen Teams gehören wird, die in naher Zukunft noch mit so manchen Problemen zu kämpfen haben werden», notierte das «St. Galler Tagblatt». Und der «Tages-Anzeiger» stellte enttäuscht fest: «Der FCB-Auftritt war eine Leistung ohne Spass.»

Kein Wunder. Bloss: Hatte das im ersten Spiel unter einem neuen Trainer erwartet werden dürfen? Der Blick in die FCB-Annalen jedenfalls müsste jeden Clubvorstand abschrecken, der sich von einem neuen Trainer eine Art Wunderheilung verspricht. Der letzte Basler Coach, der sein erstes Spiel als Verantwortlicher der Rotblauen gewinnen konnte, war Karl Engel. Im November 1995, 48 Stunden nach seiner Inauguration, gewann der FCB unter Engel in Lugano 1:0. Siegtorschütze war mit Alex Nyarko jener Mann, der 14 Jahre später dem neuen FCB-Rechtsverteidiger Samuel Inkoom zum Wechsel nach Basel geraten hat.

Seither gab es – Fink eingeschlossen – acht Debüts. Und für alle Trainer war ein Unentschieden das höchste der Gefühle (vgl. Tabelle). Ganz deftig erwischte es den letzten deutschen Coach vor Fink, Jörg Berger, der im Juli 1997 einen «Schiffbruch über dem Genfersee» (BaZ) erlitt. Ein 0:3 gab es bei Lausanne-Sports und Berger konstatierte: «Jeder hat unter seinem Level gespielt, und wir werden sehr schnell Ansätze finden, um dies wieder in die richtigen Bahnen zu bringen.» Die Geschichte sollte ihn Lügen strafen.

Bergers Abgang. Berger war damals mit neuem Abwehrchef aus der Bundesliga, Oliver Kreuzer, und neuem Spielmacher aus der Bundesliga, Maurizio Gaudino, in Basel angetreten. Und da dürften die Parallelen zur Gegenwart – neuer Spielmacher aus der Bundesliga, Antonio da Silva, neuer Abwehrchef aus der Bundesliga, Cagdas – aus Sicht des FCB auch gerne enden. Bergers gewiefte taktische Ansprachen («Wir haben Gaudino und Zuffi, wir haben Huber – wen haben die?») führten nämlich geradewegs in die damalige Abstiegsrunde. Und zu Bergers vorzeitiger Entlassung nach Runde 14 und einem 1:2 bei Etoile Carouge.

Da allerdings ist man beim FCB guten Mutes, dass sich die Dinge in der Gegenwart anders entwickeln werden. Im Fall von da Silva etwa, befindet Georg Heitz, müsse bedacht werden, dass der Brasilianer nach drei Wochen Ferien erst zehn Tage im Training sei. «Heilsam», so der neue sportliche Koordinator beim FCB, könne die Niederlage in St. Gallen sein: «Die neuen Spieler haben gesehen, was es für jeden Gegner bedeutet, gegen den FCB zu spielen.»

Rot zum Einstand. Sicher weniger gut war, dass Benjamin Huggel in St. Gallen wegen einer provozierten Unsportlichkeit Rot sah. Wobei es zur unschönen Tradition zu werden scheint, dass sich Basler Spieler zum Einstand eines neuen Trainers des Feldes verweisen lassen. Am 22. Februar 1998 wurde Fabrice Henry bei Guy Mathez’ Startspiel mit Gelb-Rot frühzeitig duschen geschickt. Von Massimo Busacca übrigens, demselben Schiedsrichter, der am Sonntag auch Huggel Rot zeigte. Im aktuellen Fall geht Heitz von einer Spielsperre für den Mittelfeldspieler aus.

Auch bei Finks Vorgänger Christian Gross ging es zum Start nicht ohne Platzverweis. Am 7. Juli 1999 wurde Oliver Kreuzer für eine Notbremse bestraft. Trotzdem durfte der Zürcher mit einem 1:1 in Lugano starten. Wobei die BaZ gnadenlos konstatierte: «Der FCB war im Aufbau nahezu inexistent, nicht nur im Zentrum mit Perez und Huggel.» Auch die Ära Gross also startete mit einigem Verbesserungspotenzial im Spielverständnis der Mannschaft.

Ja, und Letzter war der FCB unter Gross nach einer Startrunde auch mal. Nach einer 1:8-Klatsche in Sion am 4. Juli 2001. Was am Ende der Saison folgte, ist bekannt: der Gewinn des Doubles.

Gratiseintritt zum Europacup

Freie Wahl. Weil der FC Basel um die eingeschränkte Attraktivität des FC Santa Coloma weiss, und weil er dennoch auf eine ansprechende Kulisse hofft, gewährt der Club am Donnerstag Gratiseintritt zum Qualifikations-Hinspiel in der Europa League gegen den Gast aus dem Fürstentum Andorra. Anpfiff ist 19.30 Uhr, geöffnet wird der St.-Jakob-Park um 17.30 Uhr. Fans können sich dann ausserhalb des VIP-Bereichs und des Gästesektors in den Stadionbereichen B, C und D Parkett einen Platz ihrer Wahl aussuchen. Nicht zugänglich sind hingegen die Sektoren A1 bis A6 Balkon sowie die Sektoren A3 und A4 Parkett. Eintrittskarten gibt es keine, zur Erfassung der Zuschauerzahl gibt es jedoch eine Drehkreuzpassage und Sicherheits- kontrollen. cok

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