Basler Zeitung vom 14.08.2009
«Tiim Sport» litt unter der Euro 2008 und meldet nun Konkurs – neu soll es beim St.-Jakob-Park ein «Haus des Fussballs» geben
Manuel Bertschi
Den Sportartikelhändler «Tiim Sport» gibt es nicht mehr. Nachdem der eine Standort, das «House of Soccer», sieben Monate nach der Eröffnung bereits wieder schliessen musste, kündigt nun auch das Hauptgeschäft hinter dem «Joggeli» Insolvenz an.
René C. Jäggi ist zu 50 Prozent Inhaber des schmucklosen Geschäftshauses nahe des St.-Jakob-Parks. Bis vor acht Tagen befand sich dort «Tiim Sport», ein als Aktiengesellschaft (AG) eingetragener Sportladen. Was dem früheren FCB-Präsidenten momentan auf den Magen schlagen dürfte, ist die turbulente und vor allem finanziell erfolglose Zeit des Muttenzer Sportgeschäfts.
2003 übernahm der heutige FCB-U21-Trainer Patrick Rahmen (40) den «Gerspach-Sport» als Franchiselokal, gab ihm den Namen «Tiim Sport» und wurde Verwaltungsratspräsident. Mit dabei damals im Gremium waren Stefan Schindelholz (Präsident des SC Dornach), Bruno Rahmen (der Vater von Patrick) und Marco Balmelli (Basler Anwalt und Spielerberater). Abgesehen von Patrick Rahmen zogen sich diese Verwaltungsräte ein paar Jahre später alle zurück.
«Per 6. August hat ‹Tiim Sport› offiziell Konkurs angemeldet», bestätigt der Leiter des Konkursamtes Arlesheim, Otto von Deschwanden. «Zuvor haben die Verantwortlichen die Bilanzen hinterlegt», sagt er weiter. Doch was sind die Gründe für dieses Scheitern?
Zum einen funktionierte das am 19. Juli 2008 eröffnete «House of Soccer» an der Steinentorstrasse überhaupt nicht, die Kunden und der Umsatz fehlten. Zudem soll die hohe Ladenmiete (ca. 12 000 Franken monatlich) als weiterer «Genickbrecher» gewirkt haben. Bereits nach sieben Monaten schloss der Laden wieder. Der zweite Grund für die schlechte Finanzlage von «Tiim Sport» war die Fussball-EM 2008 in der Schweiz und in Österreich.
Rahmen und Co. pachteten zwei Verkaufsstände an den vermeintlichen Fanmagneten Pratteln und Bubendorf, um dort ihre Ware zu vertreiben. Weil Rahmen auf Aussagen der Organisatoren des 9. Stadions vertraute, wonach 80 Prozent der Tickets verkauft werden sollten, hoffte er auf ein lukratives Geschäft. Es kam (bekanntlich) anders: Die Zuschauer fehlten und «Tiim Sport» blieb auf seinen Produkten sitzen.
Interessenten. «Tiim Sport» soll aber nicht untergehen, finden die grossen regionalen Vereine. Sie (Concordia, Black Stars, Binningen, Amicitia Riehen) besitzen einen Kooperationsvertrag mit dem Sportgeschäft und sind mit rund 4000 ausgerüsteten Kickern verständlicherweise an einer Weiterführung interessiert. Am 20. August bestimmt die Konkursverwaltung den Nachfolger. Wobei «Nachfolger» an sich falsch klingt, denn mit dem gleichen Namen und den alten Angestellten soll es weitergehen.
Bis jetzt sind angeblich drei Bewerber im Spiel, die den Laden übernehmen wollen; der FCB-Fanshop, Visam Sport und eine Dreiergruppe von interessierten Käufern aus der regionalen Fussballszene. Die besten Chancen dürften die drei Sportkenner haben, zumal sie bereits eine konkrete Vorstellung einer Weiterführung haben.
Sie wollen nicht nur den Laden hinter dem St.-Jakob-Park übernehmen, sondern René C. Jäggi das ganze Haus abkaufen. An den Büros in den oberen Stockwerken sei der Nordwestschweizer Fussballverband ebenso interessiert wie der FC Concordia. Ausserdem wünschen sich die Käufer weitere Mieter aus den führenden Regionalclubs; ein «Haus des Fussballs» soll entstehen.
Der Name, jetzt auf Deutsch, erinnert zwar stark an das erfolglose «House of Soccer», der Geschäftsgedanke ist aber ein völlig anderer. Gleich bleibt nur die Arbeitsmöglichkeit für junge Fussballtalente aus den lokalen Vereinen.
Ziel ist eine Einkaufsgenossenschaft. Eine «Zentrale», in die besagte Grossclubs Geld einschiessen und als Gegenleistung Verbilligungen an den Produkten erhalten. Als Vorbild dient der Zürcher Sportbetrieb «Taurus», welcher in ähnlicher Form seit Jahren operiert.
Finanzielle Schräglage. Der FC Black Stars aus Basel etwa dürfte einer dieser zahlenden Clubs sein. Zwischen 80 000 und 100 000 Franken haben sie jährlich für die Ausrüstung von «Tiim Sport» aufgewendet. Klar, scheinen besonders sie an einer Kooperation interessiert. Aber auch «Black» konnte die finanzielle Schräglage der «Tiim Sport AG» nicht verhindern. Neben Verwaltungsratspräsident Patrick Rahmen, der in relativ kurzer Zeit eine Menge Geld einbüsste, sollen sich auch die am «House of Soccer» beteiligten FCB-Profis Marco Streller und Benjamin Huggel unter die Verlierer reihen, wenn auch in kleinerem Ausmass.
Verlierer soll es künftig keine mehr geben. Das hofft auch Patrick Rahmen, der sich aufgrund des laufenden Konkursverfahrens nicht konkreter äussern darf. Für ihn steht aber fest, dass er mit dem neuen «Tiim Sport» nichts mehr am Hut haben will.