Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 27.08.2009

Der Lehrling aus der 1. Liga

Verteidiger Serkan Sahin hat den Sprung ins FCB-Kader geschafft › zu seinem eigenen Erstaunen

Wird ein Nachwuchsspieler vom FCB an einen anderen Verein ausgeliehen, kehrt er meistens nicht zu den Rot-Blauen zurück. Nicht so Serkan Sahin.
William Kong

Wenn der FC Basel heute Abend gegen den FK Baki antritt, wird Serkan Sahin auf der Tribüne das Geschehen auf dem Rasen ganz genau verfolgen. Der Rechtsverteidiger verpasst nämlich wegen einer Gelbsperre dieses Playoff-Rückspiel der Europa League. «Natürlich würde ich gerne spielen. Aber ich kann nun viel lernen, indem ich beobachte, wie sich die Spieler taktisch verhalten», sagt der 21-Jährige.

Lernen und das Beste daraus machen › diese beiden Grundsätze hat der 21-Jährige in seiner Fussballkarriere stets verfolgt. So beispielsweise vor vier Jahren, als ihm Patrick Rahmen vor der Saison 2005/06 eröffnete, dass er im Kader der U18 des FC Basel keinen Platz habe und deshalb bei einem anderen Verein Spielpraxis sammeln solle. Der Nachfolger von Stefano Ceccaroni schlug dem Bretzwiler vor, zum SC Dornach in die 2. Liga regional zu wechseln. Der damals 17-Jährige tat wie geheissen, und liess sich mit den beiden FCB-Junioren Yannick Rahmen und Marc Troller an die Solothurner ausleihen. Beim ersten Meisterschaftsspiel des SC Dornach verletzte sich Abwehrspieler und Zuzug Shtjefen Frrokaj am Kreuzband, FCB-Leihspieler Sahin ersetzte den Breitenbacher auf der linken Seite. Der Türke tat dies bis zum Saisonende und klassierte sich mit dem SC Dornach auf Platz zwölf in der 1. Liga. Roland Sorg, der nun den FC Oberdorf trainiert, hat für Sahin nur lobende Worte übrig: «Serkan hat einen starken Willen und die richtige Einstellung. In jedem Training hat er hart gearbeitet.» Während seiner Zeit auf dem Gigersloch absolvierte Sahin individuelle Trainings › er ging alleine joggen und arbeitete mit dem Ball, da «drei Trainings in der Woche für mich zu wenig waren».

Nach der Saison mit dem SC Dornach kehrte der Rechtsfuss mit Yannick Rahmen 2006 zum FCB zurück. In der U21-Mannschaft bestritt Sahin unter Trainer Heinz Hermann 20 Meisterschaftsspiele in der 1. Liga.

In der darauf folgenden Spielzeit übernahm Patrick Rahmen das älteste Nachwuchsteam der Rot-Blauen. So traf der 1,75 Meter grosse Defensivspieler auch beim Fussball wieder auf seinen früheren Trainer. Denn in der Zwischenzeit hatte Sahin eine Lehre als Sportartikelverkäufer begonnen › beim mittlerweile in Konkurs gegangenen tiim-Sport, dessen Geschäftsführer Patrick Rahmen war. Heute ist er seinem früheren Trainer doppelt dankbar. «Er hat mir eine Chance in der U21 und eine Lehrstelle gegeben», sagt der frühere Realschüler. In der Spielzeit 2007/08 bestritt Sahin unter seinem Lehrmeister 23 Meisterschaftspartien im defensiven Mittelfeld und in der Verteidigung.

Mit seinen Leistungen in der 1. Liga machte er auch Christian Gross auf sich aufmerksam. Zu Jahresbeginn erhielt er nach den Verletzungen von Reto Zanni und Michel Morganella einen Platz auf der rechten Seite im Testspiel gegen den FC Solothurn. Konkurrent Morganella wechselte daraufhin zu Palermo, Sahin rückte ins Fanionteam nach. Am 15. Februar gab der Spieler mit der Nummer 33 sein Debüt in der Super League. «Es ist alles sehr schnell gegangen», staunt Sahin, der es als einer der wenigen Nordwestschweizer und FCB-Nachwuchsspieler mit den Jahrgängen 87 bis 89 in den Kader der ersten Mannschaft geschafft hat. Denn ausgeliehene FCB-Junioren mit diesen Jahrgängen schafften es selten zurück oder zu mehreren Meisterschaftseinsätzen in der Oberklasse. Der Ex-Dornacher Sahin bezeichnet hingegen seine Jahre in der 1. Liga als «wichtige Lehrzeit». «Früher hat mein Vater gesagt, dass er mich wenigstens einmal im St. Jakob-Park im FCB-Dress sehen will», erzählt der Bretzwiler. Nun sind es bereits neun Meisterschaftsspiele und drei Partien in der Europa League.

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