Presseschau

Basler Zeitung vom 26.09.2009

Eine Schule ohne Hausaufgaben

Wie der FCB seinen ausländischen Spielern Deutsch beibringt
christoph kieslich

Es wird ernst gemacht beim FCB: Der Deutschunterricht, den Trainer Thorsten Fink zur Pflicht für alle Spieler mit mangelnden Sprachkenntnissen erhoben hat, läuft.

Am Mittwoch, nach dem Heimsieg gegen St. Gallen, kam die Rede mal wieder auf die mannschaftsinterne Kommunikation. David Abraham, der der FCB-Abwehr neue Stabilität verleiht, verstehe sich prächtig mit Cagdas, berichtete Thorsten Fink. Auf die Frage, wie sich der ausschliesslich spanisch sprechende Argentinier mit dem Englisch und etwas Deutsch beherrschenden Türken verständige, zuckte der FCB-Trainer mit den Schultern und sagte mit dem ihm eigenen Grinsen: «Gar nicht.»

Die Kommunikation in der Innenverteidigung scheint bis dato ein Beleg dafür zu sein, dass es im internationalen Fussball und seinem Sprachengewirr eine nonverbale Verständigungsebene gibt. Am Deutschunterricht beim FCB wird deshalb aber nicht gerüttelt. Mit ein bisschen Verspätung – weil es der Spielplan nicht früher zuliess – werden die Lektionen nun abgehalten.

Über das Sprach- und Lernzentrum «Academia» hat der FCB Béla Riethausen engagiert. Der arbeitet als freier Regisseur, Autor («Sprachbefall») und daneben als Sprachlehrer. Der Deutsche spricht nicht viel Spanisch, Französisch, Englisch oder Portugiesisch, um sich mit seinen Schülern – David Abraham, Federico Almerares, Cabral, Jacques Zoua, Samuel Inkoom oder Carlitos – unterhalten zu können. Die Methodik basiert vielmehr auf Bildern.

Mittwochs und freitags widmet sich Riethausen nun in – je nach personeller Situation – unterschiedlichen Besetzungen seiner FCB-Klasse. Gestern, am Tag vor dem Aarau-Spiel (heute, 17.45 Uhr), waren lediglich drei Argentinier anwesend, wobei Franco Costanzo sich nicht zum Fotoshooting gesellen wollte. «Die Motivation ist gut», sagt Béla Riethausen über seine Schüler. Hausaufgaben gibt es keine. Und von Strafen, die Trainer Fink für Schwänzer angedroht hatte, ist bislang nichts bekannt.

einzelunterricht. Scott Chipperfield geniesst übrigens Einzelunterricht. «Er ist viel weiter als die anderen», erklärt Riethausen. Was ein wenig verblüfft, gibt sich der Australier doch – was Deutsch sprechen anbelangt – ziemlich maulfaul. Und das nach neun Jahren FC Basel und Heirat mit einer Schweizerin.

Thorsten Fink ist so weit zufrieden und freut sich etwas darüber, dass Franco Costanzo ebenfalls an den Lektionen teilnimmt – «obwohl er ja eigentlich schon ganz gut Deutsch kann». Das deute, so Fink mit Blick auf jüngste Irritationen, auf den Charakter Costanzos und somit der gesamten Mannschaft hin: «Der ist gut, und da lasse ich mir auch nichts einreden.»

Fink selbst befleissigt sich bei aller Deutschdoktrin übrigens, die Kommunikation speziell mit den Spielern südamerikanischer Herkunft in deren Muttersprache zu ergänzen. Er tut das auf der Grundlage von zwei Spanisch-grundkursen. Den ersten belegte er in München, aus Solidarität mit seinem Freund und damaligen Teamkollegen Hasan «Brazzo» Salihamidzic, der mit einer Spanierin liiert ist. In Salzburg wiederholte Fink den Einstieg ins Spanische. Am guten Willen, die Verständigung zu vertiefen, fehlt es allen Seiten also nicht.

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