Presseschau

Blick vom 12.11.2009

Zu Hause bei den Giganten

Von Michael Wegmann (Text) und Kathi Bettels (Fotos)

Haris Seferovic, Oliver Buff und Granit Xhaka legen in Nigeria Ehre ein für die Schweiz. BLICK besucht ihre Eltern und wirft einen Blick in die Zimmer der Youngsters.

Bei Xhaka in Basel

Die Eltern Ragip und Eli Xhaka sind Granits grösste Fans und härteste Kritiker. Auch wenn sie die Spiele ihres Jüngsten, Granits Bruder Taulant spielt in der U19-Nati, nur vor dem TV verfolgen. Stolz und unglaublich nervös, sässen sie jeweils vor der Glotze, sagt der Vater. «Gegen Italien im Viertelfinal musste ich meiner Frau sagen, dass sie nicht so laut schreien soll. Weil Granit sie nicht hören könne.»

Dass sich die beiden für heute freinehmen, stand nicht zur Diskussion. Ragip: «Egal ob unbezahlt, das Spiel müssen wir einfach sehen.»

Die Partie wird nicht nur angeschaut, sie wird auch aufgenommen. Für eine Video-Analyse. Ragip: «Wir werden die Spiele dann zusammen anschauen. Vielleicht kann ich ihm noch ein paar Tipps geben.»

Bis zu seinem 21. Lebensjahr war der Vater selbst Profi. Eine Verletzung bedeutete das Ende. Das Talent seiner Söhne hat der Fussball-Verrückte schon früh erkannt. «Eli hatte am Anfang keine Freude, dass wir in jeder freien Minute Ball gespielt haben», sagt er, «und jetzt ist sie ein Riesen-Fan.

Seit Granit in Nigeria so gross auftrumpfe, klingle sein Telefon fast im Minutentakt. Scouts suchen den Kontakt. Das Interesse erfülle ihn mit Stolz, nerve aber auch, sagt Ragip. «Sogar mitten in der Nacht rief einer an!» Dabei sei klar, dass Granit bei Basel bleibe. «Früher ging er sogar im FCB-Leibchen ins Bett.

Bei Seferovic in Sursee

Ihr Mann Hamza habe sich den ganzen Tag freigenommen, «damit er Haris gucken kann», erzählt Sefika Seferovic. Die Mutter von U17-Stürmer Haris Seferovic hofft, dass sie auch ein wenig früher von der Arbeit gehen kann. Sie wolle doch nichts verpassen, sagt sie. Schon beim Anschlagsbrett vor der Eingangstüre hängt ein Zeitungsartikel über die Schweizer Himmelsstürmer in Nigeria. Auf dem Esstisch liegen noch viele mehr. «Arbeitskollegen bringen mir Zeitungsausschnitte über ihn mit. Ich werde überall auf Haris angesprochen», erzählt Sefika und strahlt. «Wir sind sehr stolz auf ihn und auf die ganze Mannschaft.»

Mit Ausnahme von Schwester Azra (21), sie muss arbeiten, wird sich heute die ganze Familie Seferovic um den TV im Wohnzimmer scharen. Und Daumen drücken. «Es ist speziell, wenn ich Haris am Fernsehen sehe», sagt der kleine Bruder Adis. Der 11-Jährige spielt beim FC Sursee. «Haris ist mein Vorbild», sagt Adis und blättert mit Mama im Fotoalbum.

Das Vorbild seines grossen Bruders heisst unübersehbar Cristiano Ronaldo. Der Real-Star hängt als Poster im Zimmer, klebt als Abziehbildchen auf persönlichen Unterlagen. Mama Sefika setzt sich auf das Bett ihres Sprösslings. «Wir vermissen ihn schon ein wenig», sagt sie. Sorgen macht sie sich aber keine, denn sie ist überzeugt, dass er beim Verband in guten Händen ist.

Wie auch bei GC in Niederhasli, wo Haris von Montag bis Freitag wohnt. Über Sursee und Luzern ist Haris zu GC gekommen. «Eine gute Wahl», findet sie.

Eine gute Nachricht kommt selten allein. Jetzt durfte die Mama lesen, «dass Herr Sforza Haris nach der WM noch näher an die 1. Mannschaft heranziehen will». Sefika freuts. Der jahrelange Aufwand hat sich gelohnt. «Jede Arbeit zahlt sich irgendwann aus.»

Bei Buff in Geroldswil

Ihr Mann Peter müsse an eine Sitzung, sagt Claudia Buff. Deshalb wird sie sich den Halbfinal allein anschauen. Wohl wieder wie schon den Viertelfinal gegen Italien mit der Katze auf dem Schoss. «Beim Goal von Oliver habe ich so laut in die Hände geklatscht, dass sie geflüchtet ist», erzählt sie.

Claudia Buff ist stolz auf ihren Sohn: «Klar sind wir das. Aber die Geschichte ist noch lange nicht geschrieben. Oliver ist ja erst 17, da kann noch sehr viel passieren.» Deshalb ist es ihr auch so wichtig, dass ihr Sohn neben dem Fussball noch eine Ausbildung macht. Oliver besucht die «UNITED school of sports» in Zürich. «Er hat sogar Hausaufgaben nach Nigeria mitnehmen müssen», sagt die Mama. Erledigt er sie auch? Claudia Buff sagt schmunzelnd: «So wie ich gehört habe, setzt er sich schon manchmal dran.»

Vom Balkon aus zeigt sie auf den nahen Fussballplatz. Früher hat hier der FC Oetwil-Geroldswil seine Spiele ausgetragen. «Das war praktisch. Wir konnten hier sitzen, Kaffee trinken und Oliver beim Tschutten zusehen.»

Als 13-Jähriger wechselte Oliver aber zum FC Zürich. Trotz Angeboten von GC. «Er war schon immer FCZ-Fan», sagt die Mama.

Auch da sind die Eltern Buff zumindest an allen Heimspielen dabei. Nach Nigeria reisen sie aber nicht. «Wir würden ihn ja sowieso nur auf dem Platz zu Gesicht bekommen. Der Aufwand lohnt sich für diesen Ertrag nicht», sagt Claudia.

Sie informiert sich aber täglich über die Homepage des Verbandes, was in Nigeria gerade abgeht. «Die machen das super. Mit Oliver verkehre ich nur per SMS», sagt sie. Sorgen um ihren Bub macht sie sich keine. «Er ist selbständig. Zu Hause erledigt er alles selbst. Nur das Bett muss ich ihm ab und zu machen.»

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