Presseschau

Basler Zeitung vom 19.01.2010

Brüderpaar mit starkem Fundament

Taulant und Granit Xhaka machen in Spanien ihre ersten Schritte im Profifussball
Florian Raz, Estepona

Sie sind die nächsten aus dem Talentschuppen des FC Basel, die zum Sprung ins Fanionteam ansetzen: Taulant (18) und Granit (17) Xhaka, Letzterer mit dem Titel eines U17-Weltmeisters geadelt.

Genau wissen es die beiden Brüder nicht. Aber es scheint, als ob die Eltern ihren Söhnen ein starkes Fundament mit auf den Lebensweg geben wollten, als sie sich für die Vornamen entschieden: Taulant, benannt nach einem Berg in Albanien, und Granit, nach dem Gestein – das verspricht schon mal einiges an Standfestigkeit.

Vor allem der Jüngere, der 17-jährige Granit, hat zuletzt wohl alles nötig gehabt, was die Bodenhaftung verbessert. Nach dem Weltmeistertitel mit der Schweizer U17 war der Rummel um den feinen Techniker riesig: «Drei Wochen lang musste ich praktisch jeden Tag Interviews geben oder für Fotos posieren.» Zu viel – gerade für einen, für den sich zuvor ziemlich exakt null Journalisten interessiert hatten: «Aber inzwischen hat es sich wieder normalisiert. Und ich kann mich auf neue Ziele konzentrieren.»

Das ist genau das, was ihm sein um ein Jahr älterer Bruder Taulant nach dem WM-Titel geraten hatte: «Ich habe ihm gesagt, dass es immer weitergeht.» Das nächste Ziel gehen die beiden nun gemeinsam an: Fuss zu fassen in der ersten Mannschaft des FC Basel. Wobei sie derzeit im Trainingslager an der Costa del Sol feststellen, dass der Schritt vom Nachwuchs ins Fanionteam kein kleiner ist.

«Über 90 Minuten könnten wir noch kein Spiel mitmachen», befindet etwa Granit mit Blick auf den höheren Rhythmus. Und Taulant stellt fest: «Bis jetzt waren unsere Gegner Jugendliche. Jetzt spielen wir gegen Männer.» Was nichts daran ändert, dass die zwei an ihre Chance glauben.

Dass Xherdan Shaqiri im Sommer auch als 17-Jähriger ins Trainingslager einrückte und nun auf dem Weg zum Stammspieler ist, blieb im Hause Xhaka natürlich nicht unbemerkt. «So etwas pusht», sagt Taulant zum Aufstieg seines Freundes Shaqiri. Und Granit ist überzeugt, dass das von Trainer Thorsten Fink bevorzugte Flachpassspiel den Jungen eher entgegenkommt als der unter Christian Gross beliebte weite Ball auf Marco Strellers Kopf, gefolgt von der physisch anspruchsvollen Hatz auf den Abpraller: «Weil im Nachwuchs mehr im Technikbereich gearbeitet wird.»

Profivertrag. Einen ersten Schritt haben die beiden, die in Basel geboren und aufgewachsen sind, bereits gemacht: Sie haben beide einen bis 2012 laufenden Profivertrag beim FCB, mit Option auf ein weiteres Jahr. Trotzdem wollen sie beide geduldig bleiben, wenn ihr Weg zunächst über Einsätze in der U21 verlaufen sollte. Und auf eine Ausbildung neben dem Fussballplatz haben sie auch nicht verzichtet: Taulant hat eine Lehre als Büroassistent absolviert, Granit fehlen auf demselben Beruf noch eineinhalb Jahre bis zum Abschluss.

Auf dem Rasen ist klar, dass die Talente in der Vorbereitung dort spielen müssen, wo es Platz hat. Beide kommen sie aus dem zentralen Mittelfeld, Granit als Spielgestalter, Taulant in eher etwas defensiverer Rolle. Unter Fink kommt Granit aber, wie bereits bei der U17-WM, meist auf dem Flügel zum Einsatz. Und Taulant gibt in Testspielen und taktischem Training seit Samstag den Rechtsverteidiger. Eine Position, über die er sagt: «Das wäre schon was für mich. Bisher fühle ich mich dort recht wohl.»

Einzelkritik zu hause. So, wie sich beide Brüder derzeit auch durchaus gut fühlen in einer Mannschaft mit gestandenen Spielern wie Alex Frei, Marco Streller oder Benjamin Huggel. «Respekt» müsse man den Leadern entgegenbringen und «auf ihre Ratschläge hören», sind sie sich einig. Das kennen sie schliesslich von zu Hause. Dort nimmt ihr Vater, der vor 20 Jahren von Pristina nach Basel gekommen ist, gerne mal am Familientisch die Einzelkritik seiner Söhne vor.

Eines aber, sagt Taulant Xhaka, habe ihr Vater immer betont: «Am Ende gilt nur die Meinung des Trainers.» Und der sagt derzeit in Person von Thorsten Fink: «Granit ist ein hervorragender Techniker, muss aber noch lernen, dass bei uns alles etwas schneller geht. Und Taulant hat mir bewiesen, dass er sehr vielseitig einsetzbar ist und das Spiel versteht, dass seine Stärken aber nicht in der Offensive liegen.» Mit dieser Einschätzung dürfte Papa Xhaka derzeit ganz gut leben können.

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