NZZ vom 19.04.2010
Der FC Basel überfordert den FC Luzern von A bis Z, siegt 5:0 und steht erstmals in dieser Saison an der Tabellenspitze
cov. Basel ⋅ Es brodelte seit langem an der Spitze der Super League. Der Seismograf hatte schon zu Beginn der Woche eine tektonische Plattenverschiebung angekündigt, als YB dem GC unterlegen und Basel gegen St. Gallen siegreich geblieben und dem Berner Leader nähergerückt war.
Am Sonntag war es so weit. Am Wochenende, an dem der isländische Vulkan Eyjafjallajökull die Schlagzeilen dominierte, ordnete auch der Vulkan St. Jakob die Machtverhältnisse der Schweizer Fussballsaison neu. Der FC Basel stiess mit einer explosiven Leistung und einem 5:0-Sieg gegen den FC Luzern an die Spitze der Liga vor.
Shaqiri hier, Shaqiri da
Es krachte schon zwanzig Minuten vor Anpfiff, als der Stadionsprecher über das Führungstor des FC Sion gegen YB informierte. Die Eruption folgte prompt. Nach den ersten zwei FCB-Chancen stand es in der 14. Minute bereits 2:0 für den Platzklub, kurz vor der Halbzeit stieg der Vorsprung des FC Basel auf drei Tore an. An allen Goals war Xherdan Shaqiri beteiligt. In der 10. und in der 43. Minute leitete er die Spielzüge ein, die Antonio Da Silva und Valentin Stocker zum 1:0 und 3:0 abschlossen. In der 14. Minute eroberte er sich den Ball und traf aus 25 Metern selber zum 2:0. «Ich spüre das Selbstvertrauen meiner erfahrenen Kollegen», sagte der bullige Youngster, «deshalb traue ich mir auf dem Platz mehr zu.» Mut bewies nicht nur er. Der FC Basel beeindruckte durch Abgeklärtheit, hohen Rhythmus und Aggressivität. «Meine Mannschaft ist konzentriert und hat Freude am Fussball», sagte der FCB-Trainer Thorsten Fink später. «Wir spielten 90 Minuten lang hervorragend.» Der Coach übertrieb nicht.
Sogar einen gewichtigen Ausfall steckte der neue Leader spielend weg. Denn nichts deutete darauf hin, dass der FC Basel ohne die besten drei Stürmer angetreten war. Nach Alex Frei und Marco Streller, der immerhin wieder auf der Bank Platz nehmen konnte, fiel für das Spiel gegen Luzern auch Federico Almerares wegen einer Oberschenkelverletzung aus. Mit Assists und Toren hatte der Italo-Argentinier den FCB nach den Ausfällen der Nationalstürmer auf Meisterkurs gehalten und in den Cup-Final geschossen. Für ihn nominierte Fink den 19-jährigen Jacques Zoua, der sich allerdings kaum in Szene setzte. Die Tore schossen auch nach der Pause die Mittelfeldspieler: Stocker schob einen zweiten Treffer zum 4:0 nach (56.), und der eingewechselte Carlitos zirkelte vor 30 571 Zuschauern einen Freistoss unter die Latte zum 5:0-Schlussresultat (75.).
Zum hohen Sieg des FCB trug auch Luzern bei. Im Gegensatz zu den Baslern konnten die Gäste die Absenzen nicht kaschieren. Ohne den verletzten Hakan Yakin besassen sie keinen Anhaltspunkt im Mittelfeld, keinen Mann, der den Ball hätte halten und Ideen hätte einbringen können. Burim Kukeli blieb auf Yakins Position wirkungslos. Die Mannschaft Rolf Fringers zeigte auch keinen Biss, als Davide Chiumiento für kurze Zeit ins Zentrum rückte; der Topskorer Cristian Ianu sah fast keinen Ball. «Wir waren heute alle schlecht», sagte der Rumäne, «ich weiss nicht, ob die Präsenz Hakan Yakins daran etwas geändert hätte.» Dennoch ist klar, dass der FCL mit seinem Kader an Grenzen stösst. «Wir sind ausgeblutet, und einige Spieler brauchen eine Pause», sagte Fringer, «gegen diesen euphorischen FCB waren wir von A bis Z überfordert.» Es gelte nun, die Kräfte für die letzten Spiele zu bündeln.
Auf heissem Pflaster gegen GC
Die Basler Spieler bildeten nach dem Sieg einen Kreis, zerrten auch den Trainer Fink hinein und hüpften vor Freude. 13 Punkte betrug der Rückstand auf YB im Spätsommer – fünf Runden vor Schluss ist der FCB erstmals in dieser Saison Leader. Der feurigen Aufholjagd folgt nun eine heisse Schlussphase. «Wir werden zeigen, dass wir Meister werden wollen», sagte Fink. Am kommenden Wochenende fährt der Spitzenreiter zu GC in den Letzigrund. Auch das ist ein heisses Pflaster, an dem sich Leader verbrennen können – das weiss YB seit Dienstag nur zu gut.