Baslerstab vom 07.12.2000
Marco Tschopp hat am Neuenburgersee Schiffbruch
erlitten: Der Bubendorfer gehört mit Xamax zu den
Prügelknaben der Nation.
Dass er mit Xamax nächste Saison kaum in der
Champions League spielen würde, wusste Marco
Tschopp (23), als er sich im Sommer vom FCB
ausleihen liess. Aber er dachte nicht im Traum
daran, dass er bei den Neuenburgern nur selten
spielen würde. «Die Idee war, dass ich bei Xamax
als rechter Verteidiger Erfahrung sammle»,
erinnert sich Tschopp. Um dann irgendwann einmal
in Basel Massimo Ceccaroni (32) zu ersetzen.
Zoff mit dem Trainer
Bisher ging der Plan nicht auf. Nach zehn Spielen
und dreissig Gegentoren hatte Xamax-Coach Alain
Geiger im September erkannt: So kann es nicht
weitergehen. Ein Opfer dieser Erkenntnis war
schliesslich Tschopp. Der Stammspieler wurde zum
Joker degradiert. Als Geiger im Oktober dann auch
noch Edy Barea von Lugano holte und vom 4-4-2 auf
ein 3-5-2 umstellte, wurde Tschopp total
überflüssig. «Der Trainer sagte mir, ich sei kein
Manndecker. Aber er sieht mich offenbar auch fürs
rechte Couloir im Mittelfeld nicht als geeignet»,
sagt Tschopp. Er selber sieht das anders: «Ich
könnte mir gut vorstellen, im Mittelfeld zu
spielen. Auch auf der linken Seite.» Dort setzt
Geiger aber auf andere Leute. Folge: In den
letzten acht Spielen dieses Herbstes stand
Tschopp bloss 51 Minuten auf dem Platz.
Xamax hat in der NLA die rote Laterne, Tschopp
keinen Stammplatz. Wen wunderts, dass da Frust
aufkommt. Er wolle zum FCB zurück, sein Wechsel
zu Xamax sei ein Fehler gewesen. Mit diesen
Worten wurde Tschopp im Oktober im «Blick»
zitiert. Geiger hats gelesen. «Ich habe das nie
so gesagt», wehrt sich die FCB-Leihgabe.
Und: «Ja, wegen diesen zwei Sätzen hatte ich
Ärger mit dem Trainer.» Aber da das Thema
mittlerweile vom Tisch sei, blicke er nun
optimistisch in die Zukunft: «Im Frühling fangen
alle wieder bei Null an.»
«Träume von der Nati»
Da er vom FCB nichts gehört hat, geht Tschopp
davon aus, dass er mit Xamax auch die
Abstiegsrunde bestreiten wird. Sein Leihvertrag
läuft erst im nächsten Sommer aus, danach kann
der einstige U-21-Natispieler ablösefrei
wechseln. Zuvor will er aber noch mit Xamax den
Ligaerhalt schaffen. Was nicht so einfach sein
wird. Auf die Frage, was er in Neuenburg gelernt
habe, antwortet Tschopp: «Dass man mit Teamgeist
sehr weit kommen könnte. Um Exploits zu schaffen,
muss die Kameradschaft stimmen. Bei uns kämpft
nicht jeder für den anderen.» Wie kann man dem
Abhilfe schaffen? Tschopp: «Dafür ist der Trainer
verantwortlich. Ich weiss nicht, weshalb es uns
nicht gelingt, auf dem Platz zusammenzuhalten.»
Es ist nun aber keineswegs so, dass Tschopp
seinen Trainer für unfähig hält. Ganz im
Gegenteil: «Geiger kann sehr gut mit Jungen
umgehen. Er hat 112 Länderspiele gemacht und
deshalb eine Riesenerfahrung. Unter ihm habe ich
auch mein Defensiv-Verhalten stark verbessert.»
So stark, dass es bald für die Nati reicht? «Wie
jeder Fussballer», sagt Tschopp, «träume auch ich
von einem Aufgebot für die Nati.»
Omar Gisler