Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 26.06.2010

Die ganze Familie fiebert mit

Wie die Familie Shaqiri die Stunden vor dem WM-Spiel Schweiz gegen Honduras erlebte

Sie wohnen seit Januar 2010 in Kaiseraugst in einer Neusiedlung. Sie, das sind die Shaqiris, die Eltern, Brüder, Schwester und Familienangehörigen von FCB- und Neo-Nationalspieler Xherdan Shaqiri.

Georges Küng

«Den ganzen Tag war ich nervös und angespannt; und je näher der Anpfiff rückte, umso unruhiger wurde ich. Das ist doch normal», sagt Hafije Shaqiri. Sie wurde in Kreuzlingen geboren, gebürtige Kosovarin, in Zürich wohnhaft und mit dem Cousin von Xherdan verheiratet. Sie symbolisiert den Zusammenhalt, den die Familie Shaqiri vorlebt. In der aktuellen Schweizer Nationalmannschaft sind mit Albert Bunjaku und Valon Behrami zwei weitere Kosovaren mit von der Partie.

Erdin Shaqiri, der Bruder der rot-blauen Nummer 17, ist in Südafrika vor Ort. Seit ein paar Monaten kümmert er sich auch um die administrativ-geschäftlichen Angelegenheiten des «Shooting-Stars», den vor einem Jahr nur Insider, die den Nachwuchsfussball verfolgen, kannten.

Xherdan hofft auf einen Teileinsatz

Genau um 16.53 Uhr erhielt Arjanit (21), der älteste der drei Shaqiri-Brüder, von Xherdan eine SMS in perfektem Schweizerdeutsch. Darin schrieb der FCB-Spieler: «Wenn ich reinkomme, macht es päng». Und damit meinte der Nationalspieler mit der Nummer 23, dass er auf einen Teileinsatz im dritten und entscheidenden WM-Gruppenspiel hofft. «Xherdan ist zuversichtlich, dass er von Trainer Ottmar Hitzfeld im Laufe der Partie eingesetzt wird», so die stolzen Eltern Hisen (56) und Mama Fatima.

An der Wohnzimmer-Wand hängen zwei Leibchen; ein FCB-Trikot mit der Nummer 17 und das Dress mit dem Schweizer Kreuz (Nummer 23). Mächtig stolz auf ihren Bruder ist Nesthäckchen Medina. Die zehnjährige Primarschülerin tippte auf einen 2:0-Erfolg der Schweizer und verriet, dass «die meisten Buben und Mädchen meiner Klasse ein Autogramm von Xherdan wollten. Sogar die Lehrerin hat nach einer Autogrammkarte gefragt. Ich habe den Wunsch natürlich erfüllt».

Je näher der Anpfiff rückt, desto nervöser wird die zehnköpfige Runde. Man hat genügend Mineralwasser und Süssgetränke aufgetischt; dazu viele Früchte. Aber auch Nüssli und Chips. «Je nach Ablauf und Spielstand wird mehr oder weniger geknabbert», erklärt die Runde.

Der Balkon ist mit vielen Schweizer Fähnchen geschmückt. Die Shaqiris stehen zu ihrer kosovarischen Heimat; Emrush Sadriu aus Oberwil ist ein Cousin zweiten Grades und könnte viel über die politische Situation in der Heimat erzählen. Als Xherdan ein kleiner Junge war, hat Emrush Sadriu dem heutigen Nationalspieler die Haare geschnitten.

30 Minuten vor Anpfiff nimmt die Runde ihre Plätze auf der Couch ein. Die Frauen diskutieren auf dem Balkon, die Männer fachsimpeln. Arjanit, beim SC Binningen wie Xherdan im rechten Mittelfeld tätig, verrät, dass sein Bruder am liebsten in einem 4-3-1-2-System die Rolle des Spielgestalters hinter den beiden Spitzen wäre. Ein Wink an FCB-Trainer Thorsten Fink sei hier erlaubt.

2:0 oder 3:1. Das sind die beiden Resultate, welche die Familie Shaqiri tippt. Und als die beiden Mannschaften einlaufen, greift Naser Shaqiri aus Zürich zu einer Vuvuzela und «gibt den Takt an». Die Augen leuchten bei den Shaqiris, sie suchen und finden auf dem grossen Flach-Bildschirm ihren Xherdan Shaqiri. Aus dem kleinen Jungen aus Augst ist ein Nationalspieler mit grosser Zukunftsperspektive geworden. Eine Geschichte, wie sie nur der Fussball schreiben kann.

Zurück