Sonntag vom 25.07.2010
Erst 2012 werden die TV-Rechte der Swiss Football League neu abgeschlossen. Bis dahin macht der FCB die Faust im Sack
Von Bojan Stula
Nur etwas mehr als eine Million Franken pro Saison kassiert der FC Basel aus den nationalen Fernsehrechten. Bei der nächsten Runde im TV-Poker will er ein Wörtchen mitreden.
Als 2006 die Vereine über die Übertragungsrechte zwischen der Swiss Football League und dem Schweizer Fernsehen SF abstimmten, waren zwei Klubs dagegen: der FC Basel und der FC Winterthur. An der Basler Abneigung gegenüber dem von Liga-Präsident Peter Stadelmann im Alleingang ausgehandelten TV-Vertrag hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert. «Gemessen an den Leistungen, die wir erbringen, erhalten wir eindeutig zu wenig Geld aus den nationalen TV-Rechten», stellt FCB-Mediensprecher Josef Zindel nüchtern fest.
Rund 10 Millionen Franken im Jahr kassiert die Liga für die Live- und Teil-Übertragungen der Super-League-Partien im Schweizer Fernsehen, auf Teleclub und Swisscom-TV. Hinzu kommt noch ein unbekannter, aber eher geringer Betrag für die Challenge-League-Übertragungen im Schweizer Sportfernsehen SSF. Nur gerade 15 Millionen Franken pro Saison spielt die Liga mit dem Verkauf der TV- und Marketingrechte ein; ein Klacks im Vergleich zu Fussballländern wie Türkei (80 Millionen Franken), Dänemark (73 Millionen Franken) oder Österreich (25 Millionen Franken). Der Anteil, der an die zehn Super-League-Vereine geht, ist deshalb bescheiden: 450000 Franken Fixum plus eine «Rangprämie» werden pro Saison ausgeschüttet. Als Schweizer Meister kassierte der FCB gerade mal 1,3 Millionen Franken aus dem nationalen Fernsehmarkt. «Für die Schweizer Spitzenklubs ist das kein guter Vertrag», betont Zindel.
Erst recht nicht, wenn der FCB daran denken muss, wie weit das Mitspracherecht des Schweizer Fernsehens bei der Spielplangestaltung geht, das dem FCB in jüngster Zeit immer wieder zeitlich und terminlich unattraktive Spielansetzungen gegen Spitzenklubs einbrockte. Da das Schweizer Fernsehen gegen den Willen der Vereine weiterhin an der Ansetzung einer «Finalissima» zum Saisonabschluss festhält, musste zuletzt sogar die gesamte Terminplanung der Super League für die neue Meisterschaft über den Haufen geworfen werden. Frühestens in der Saison 2011/12, vermutlich aber sogar erst 2012/13, wird – wie von den Vereinen gewünscht – der gesamte Spielplan bereits zu Saisonbeginn feststehen.
Da der aktuelle TV-Vertrag noch bis Juni 2012 gilt, bleibt dem FCB nichts anderes übrig, als bis dahin die Faust im Sack zu machen. Wie schon in den letzten Jahren hat das Schweizer Fernsehen auch diesmal wieder das Vorrecht, zehn Spiele seiner Wahl live zu übertragen. Die Auswahl der betreffenden Spiele erfolgt mit einer Ankündigungsfrist von 12 Tagen. Alle anderen Partien darf der Pay-TV-Sender Teleclub live und in voller Länge zeigen.
Bereits zum Saisonbeginn machte das Schweizer Fernsehen von seinem Erstverwertungsrecht Gebrauch und brachte den Basler 3:2-Erfolg über den FC Zürich live auf SF 2. Den Klassiker zwischen den beiden Erzrivalen FCB und FCZ sahen am Dienstagabend 268000 Fernsehzuschauer (Marktanteil 22,5 Prozent), was eine eher durchschnittliche Quote darstellt.
Noch hat der Poker um die künftigen Schweizer TV-Rechte nicht begonnen. Sicher ist nur, dass die Klubpräsidenten der Super League diesmal ein grösseres Mitspracherecht fordern und die Liga entsprechend unter Druck setzen werden. «Wenn man bedenkt, dass derzeit fast jedes Super-League-Spiel von zwei TV-Equipen parallel produziert wird, sieht man, wie viel Geld da noch übrig sein muss», merkt Zindel mit einer Prise Sarkasmus an. Tatsächlich sind wegen eines Dauerstreits zwischen dem Schweizer Fernsehen und Teleclub-Betreiber Cinetrade ausser an SF-Livespielen stets zwei unabhängig voneinander arbeitende TV-Teams im Einsatz, die zweimal die fast gleichen Bilder herstellen. Während das Schweizer Fernsehen SF auf die Tochter-Produktionsgesellschaft TPC vertraut, lässt Cinetrade die günstigere schwedische Produktionsfirma Mediatec für sich arbeiten.
Das ist nur ein Beispiel von vielen, mit wie viel Konfliktpotenzial und Spitzfindigkeiten die nationalen Übertragungsrechte behaftet sind.
In Eigenregie kann der FC Basel in diesem Jahr lediglich über die internationalen TV-Rechte des Drittrunden-Qualifikations-Heimspiels in der Champions League bestimmen. Bereits die Playoffs und die anschliessende Gruppenphase werden von der Uefa zentral vermarktet. Das hat laut FCB-Marketingleiter Numa Frossard den grossen Vorteil, dass im Falle der Qualifikation für ein Champions-League-Gruppenspiel zwei bis drei Millionen Franken an TV-Geldern in die Vereinskasse fliessen, ohne dass «der FCB dafür einen Finger krümmen muss».
Eher schleppend verlaufen dagegen die Verhandlungen für die Bildrechte am Qualifikations-Heimspiel gegen Debrecen vom 4.August. Da die Ungarn offenbar nicht einmal im eigenen Land ein grösseres TV-Zugpferd darstellen, wird die vom FC Basel beauftragte Vermarktungsagentur Sportfive allenfalls einen fünfstelligen Betrag aushandeln können. Zwar liegen diverse Angebote von Auslandssendern vor, die dieses Spiel in voller Länge oder als Teilübertragung zeigen wollen, doch ist bisher noch kein Vertrag unterschrieben worden. «In der Regel werden solche Verhandlungen erst ein, zwei Tage vor Spielbeginn abgeschlossen», erklärt der beim FCB für die TV-Rechte zuständige Numa Frossard, «man pokert bis zum letzten Moment um den bestmöglichen Preis.»
Noch ein Nachtrag zum nationalen TV-Vertrag der SFL: Dieser ist offenbar so geheim, dass nicht einmal der FC Basel eine Abschrift davon besitzt.