Basler Zeitung vom 09.12.2000
Von Georg Heitz, Michael Martin, Daniel Schaub (Text) und Stefan Holenstein (Bilder)
Morgen steigt die Derniere: Nach insgesamt 39 Spielen verabschiedet sich der FC Basel mit einem Heimspiel gegen Lausanne-Sports (16.15 Uhr) von seinem Provisorium Schützenmatte. Die Zeit war reich an Toren, Penaltys und roten Karten - aber auch Nachdenklichem.
Basel. Warten. Vor dem Stadion, bis die Elektronik die gültige Dauerkarte erkennt. Warten. Vor den Verpflegungsständen. Warten. Auf die Pressekonferenz im Behelfscontainer. Warten. Auf das neue Stadion.
Und nun ist morgen Sonntag kurz nach 18 Uhr die Zeit auf der Schützenmatte endlich vorbei. Wehmütige wirds wenige geben; nicht bei den Anwohnern, nicht bei den Spielern und auch nicht bei den Zuschauern, die sich im Provisorium, so gut es eben ging, freie Sicht zu verschaffen hatten. Aber das half alles nichts: Selbst attraktive Spiele, eine Unzahl Basler Tore und Heimsiege reichten nicht aus, um mehr als den harten Kern der FCB-Fans anzulocken.
«Warum nur kommt ihr nicht auf die Schütze?», wollte René C. Jäggi bald einmal von den Fans wissen. Vielen waren die Eintrittskarten zu teuer, doch selbst nach einem beträchtlichen Preissturz blieben die Basler dem ungeliebten Stadion fern.
Die Beziehung der FCB-Trainer zur Schützenmatte war unterschiedlich. Derweil Guy Mathez kein gutes Haar am Ausweichstadion liess und stets abschätzig von der «Schützen-Mathez» sprach, fand Nachfolger Christian Gross einen positiveren Zugang zur Arena. «Wir haben zum Teil sehr schöne und gute Spiele erlebt», sagt er und erinnert an das 7:4 gegen den FC Luzern oder das 4:1 zum Saisonauftakt gegen den FC Sion.
Und Gross sagt heute auch, der Rasen auf der Schützenmatte sei dank der aufwändigen Arbeit des Sportamtes eines der besten Terrains in der Schweiz. Das war nicht immer so. Bei den ersten Spielen beklagten sich die Akteure noch über Unebenheiten, Löcher, zu wenig Sand und zu hohes Gras - das Sportamt geriet in die Kritik, fand aber die richtigen (Pflege-)Mittel.
Ob holprig oder eben, auf dem Rasen war einiges an Spektakel zu bewundern. Leistungen, von denen noch heute viele schwärmen würden, hätten sie nur vor 30'000 Menschen in einem Fussballstadion stattgefunden anstatt vor sechstausendundeinpaarhundert in einer Leichtathletik-Arena. Die magische Nacht etwa, als GC 2:0 besiegt wurde und der hitzige Mathez anschliessend bedrohlich auf einen Boulevardreporter zurannte.
Der Applaus von morgen gilt auch den Darbietungen von gestern. Ihn haben sich auch die Spieler verdient, die längst nicht mehr in Basel sind. Und auch wenn der Star die Mannschaft sein soll, tut es gut, auch nur für einen kurzen Moment unter hundert Müllers einen unbezähmbaren Wahnsinnigen wie den Sibirier Rytschkow zu sehen.
Zwei Jahre lang beherbergte die «Schütze» den FCB und seine Fans. Nun darf man Dankeschön sagen - aber vor allem auch: Aadie!