Basler Zeitung vom 08.12.1998
Basel. Ohne Helmut Benthaus wäre der FC Basel nicht der FCB, der heute zu Basel gehört wie die Fasnacht, das Spalentor oder der Bluemefritz.
Und das Stadion?
Auch jene Sportstätte zu St. Jakob, diese für die WM 1954 erbaute Arena, würde am Sonntag nicht mit grossem Echo und - geben wir es zu - ein bisschen Wehmut verabschiedet werden.
Mit Helmut Benthaus wurde der Fussballsport in dieser Stadt in eine andere Dimension erhoben. Wer nicht über den FCB orientiert war, der war am Stammtisch in der Beiz, aber auch in den Lokalitäten der Kulturszene «out».
Benthaus sei Dank.
Der Landhof wurde nun zu klein. Nach dem Herbst 1967 strömte das Volk deshalb nicht mehr in Richtung Mustermesse, sondern nach St. Jakob.
Die herrlichsten FCB-Zeiten werden immer mit dem Stadion und Helmut Benthaus verbunden bleiben. Während 55 Meisterschaftsspielen, vom Frühjahr 1968 bis in den Spätsommer 1972, vier lange Jahre dauerte die Ungeschlagenheit des FCB im Stadion.
Wer als Gegner mit Selbstvertrauen nach Basel kam, dem wurde es spätestens kurz vor dem Anpfiff in den Katakomben der Tribüne mulmig. Der «Geist von St. Jakob» wurde zum FCB-Ehrenmitglied...
An vielem war Helmut Benthaus schuld. Das FCB-Palmarès während seiner Zeit: Siebenmal Meister und sechsmal im Cupfinal.
Gut, der FCB war auch vor Benthaus nicht einfach ein unbeschriebenes Blatt. Mit Trainer Georges Sobotka gewannen die Rotblauen 1963 immerhin den Schweizer Cup. Und zuvor war man schon 1933 und 1947 Cupsieger sowie 1953 Meister geworden.
Doch erst Helmut Benthaus, von Präsident Lucien Schmidlin vom 1. FC Köln als Spielertrainer zum FCB gelotst, brachte Struktur und Ordnung in Training und Spiel der Basler.
Ein kleines Beispiel gefällig?
Unvergessen bleibt folgender Schachzug des Helmut Benthaus: Ankick für den FCB. Mit dem Anspiel spurtet Walter Balmer an der Seitenlinie Richtung gegnerisches Tor. Der lange Pass von Karl Odermatt erreicht die Nummer 7 des FCB jeweils mit traumwandlerischer Sicherheit. Zehn Sekunden gespielt, und immer schon ein Goal, eine Torchance oder zumindest ein Corner für den FCB - und schon war Stimmung im Stadion.
Mit 29 Jahren war Helmut Benthaus nach Basel gekommen. In der Zeit des grössten Erfolges wurde aus dem Spielertrainer der Trainer Benthaus. Doch in der Übergangszeit, wenn's dem FCB einmal auf dem Feld nicht lief, da wechselte sich Benthaus oftmals doch noch ein und führte sein Team zum Sieg. In kritischen Phasen galt so der FCB-Bank das grössere Interesse als dem Treiben auf dem Rasen. Wenn sich dann «der Trainer» erhob, um sich warmzulaufen, ging stets ein zufriedenes Raunen durch das Stadion.
Im Geschichtsbuch «Stadion St. Jakob» half der heute in einer Versicherung tätige Helmut Benthaus federführend mit, vor allem von 1965-1982 und (weniger erfolgreich) von 1985-1987 die schönsten Kapitel zu schreiben.