Presseschau

Blick vom 04.12.2010

Wie fühlt man sich als Überläufer?

Von Heiko Ostendorp , Andreas Böni (Text) und Georgios Kefalas (Fotos)

Der Ex-Berner Gilles Yapi (28) und der Ex-Basler David Degen (27) treffen heute aufeinander. Für BLICK sitzen sie an einem Tisch, diskutieren Vergangenheit und Zukunft – und Unterschiede zwischen FCB und YB.

Yapi kommt leicht verspätet zum Treffpunkt. Trotzdem wird er von seinem Ex-Kollegen freundlich begrüsst: «Salü Eichhörnli.» So nannte Degen Yapi immer in Bern. «Weil er so klein und so geschmeidig ist.» Yapi nennt Degen «Zegen» – nach einem Fischgericht von der Elfenbeinküste.

Herr Degen, würden Sie noch gerne beim FCB spielen?

Degen (lacht): Ich fühle mich im Moment sehr wohl in Bern. Auch wenn ich die Zeit beim FCB nie vergesse. Basel ist meine Heimat und wird es immer bleiben.

Herr Yapi, würden Sie Degen zum FCB holen?

Yapi: Auf jeden Fall. Ich habe David auch schon gesagt, dass er zu uns kommen soll. Mit ihm wären wir noch besser.

Degen: Und wir hätten Gilles nie ziehen lassen dürfen. Er ist ein Spielmacher, wie man sich ihn auf der Aussenbahn wünscht. Wir haben uns blind verstanden.

Haben Sie es verstanden, wie man mit Yapi in der letzten Rückrunde umgegangen ist?

Degen: Ich habe damals schon meine Meinung gesagt und bin sogar zum Trainer gegangen. Ich sage heute noch, man hätte voll auf ihn setzen müssen. Auch im letzten Spiel gegen den FCB. Gilles ist ein Profi, der sich bis zuletzt für YB zerrissen hätte. Vielleicht wären wir mit ihm Meister geworden. Aber die Verantwortlichen haben das anders entschieden.

Sind Sie gegen YB deshalb besonders motiviert, Herr Yapi?

Yapi: Natürlich ist es ein spezieller Match. Ich habe noch viele Freunde bei YB. Aber auf dem Platz gibt es keine Freunde. Wir wollen Meister werden, und dazu müssen wir YB schlagen.

Degen: Auch ich wünsche meinem Ex-Klub international immer alles Gute. Da geht es um den Schweizer Fussball, der im Ausland oft schlechter gemacht wird, als er ist. Wir sind nicht mehr die kleine Schweiz. Das sieht man auch daran, dass jetzt zwei Teams europäisch überwintern. Vielleicht sehen wir uns ja im Halbfinal der Europa League (lacht).

Ein Punkt heute wäre für YB fast zu wenig.

Degen: Ich würde das Unentschieden sowieso abschaffen. Dann hört auch diese Schachspielerei auf, die die Fans nur langweilt. Natürlich gibts heute für uns nur eins: den Sieg.

Warum wohnen Sie noch in Basel, Herr Degen?

Degen: In Oberwil fühle ich mich wohl, habe eine tolle Wohnung und viele Freunde dort. Ausserdem habe ich kein Problem damit, eine Stunde nach Bern zu pendeln.

Was ist besser in Basel, Herr Yapi?

Yapi: Meiner Meinung nach wird in der Stadt mehr Fussball gelebt, die Leute sind emotionaler und leidenschaftlicher als in Bern. Und für mich ist die Nähe zu Frankreich auch ein Vorteil. In Mulhouse gibt es einen Shop mit Spezialitäten von der Elfenbeinküste.

Degen: Man muss aber auch sagen, dass Bern neben YB noch einen Eishockey-Klub hat mit einem Schnitt von fast 17 000 Zuschauern. Auch zu uns kommen immer mehr Leute. Es liegt an uns, Titel zu holen, damit es noch besser wird. Die Emotionen müssen von uns auf die Zuschauer rüberspringen. Auf jeden Fall gibt es noch viel Luft nach oben.

Wann ist YB da, wo der FCB heute ist?

Degen: Unsere neue Führung hat dieses Ziel ausgegeben, auch wenn es bis dahin noch viel Arbeit ist. Der FCB hat das beste Kader der Schweiz, spielt fast immer um den Titel. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.

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