Basellandschaftliche Zeitung vom 08.12.2010
Hooligans 800 FCB-Fans reisten in der Nacht nach München. Die deutsche Polizei will gewaltbereite Fans herausfiltern
LEIF SIMONSEN
Die Basler Kantonspolizei verfasste kurzfristig noch eine «dringende Medienmitteilung». Die Botschaft sollte auch die rund 800 FCB-Fans erreichen, welche mit dem gestrigen Nachtzug vom Badischen Bahnhof nach München abfuhren. Die deutsche Bundespolizei beabsichtige nach eigenen Angaben, strenge Einreisekontrollen schon am Badischen Bahnhof durchzuführen.
«Wir glauben, dass die Basler Fans dank dieser Botschaft ihre verbotenen Gegenstände zu Hause lassen», sagte Klaus Mannhart, Sprecher der Basler Polizei. Er wollte damit auch seine Mitarbeiter vor der unangenehmen Arbeit bewahren, die zurück- gewiesenen Fansam Badischen Bahnhof zu besänftigen. Ob solche Kon-trollen (schon an der Grenze) verhältnismässig sind, dazu mochte er nichts sagen: «Wir wollen den deutschen Polizisten nicht ins Handwerk pfuschen. Schliesslich ist das deutsches Hoheitsgebiet.»
Kontrollen schon in Basel
Kein Zweifel darüber herrschte seitens der Deutschen. «Dass ein Teil der Basler Fans Hooligans sind, ist bekannt», sagte Helmut Mutter, Sprecher der Polizeiinspektion Weil am Rhein. Deshalb wolle man die Gewaltbereiten schon in Basel aus dem Verkehr ziehen.
Wer Pyros oder Waffen mit sich trage, dem könne die Einreisebewilligung bis nach dem Fussballspiel entzogen werden. Dabei wurden die Kontrollen am Badischen Bahnhof nicht flächendeckend, sondern «verdachtsabhängig» durchgeführt, wie Mutter sagte.
«Teilweise sind die Beamten szenekundig und kennen die Gesichter der Fans.» Dies sei insbesondere von Vorteil, weil ein paar Schweizer Fans in Deutschland schon registriert sind. «Einige haben in Deutschland von WM- oder Bundes-ligapartien her Stadionverbot», führt Mutter aus.
Um zu verhindern, dass einige dieser Unbelehrbaren in der Nähe des Stadions Krawall machen, könnte auch ihnen die Einreise verweigert werden. Die Gewalt im Keim zu ersticken, hat sich schon als bundespolizeiliche Massnahme bei Bundesligaspielen bewährt. «Bei besonders verfeindeten Fangruppierungen durchsucht die Polizei die Fussball-Anhänger schon, bevor sie in den Zug steigen», sagt Mutter.
Dass Untersuchungen von einreisenden Fanscharen auch in der Schweiz nichts Aussergewöhnliches sind, bestätigt Patrick Gantenbein, Informationsbeauftragter der Grenzwacht- region Basel. «In enger Zusammenarbeit mit den Behörden des grenznahen Auslands können auch wir Kon-trollen durchführen. Bei der EM oder beim Schweizer Spiel gegen England wurden beispielsweise ebenfalls Kontrollen bei der Einreise durchgeführt», sagt Gantenbein.
Basler Fans verständnisvoll
Auch die meisten Basler Fanklubs, sonst polizeilichen Repressalien nicht immer zugeneigt, zeigten sich verständnisvoll. Einige verwiesen jedoch darauf, dass die «Art und Weise» der Durchsuchungen wichtig sei. Explizit begeistert vom Vorgehen der Deutschen zeigte sich indes Meinhard Freyers vom «Fanclub Lörrach des FC Basel 1893». «In Deutschland wird hart durchgegriffen, und das ist gut so», findet er. Die einzelnen Radaubrüder müssten früh aus dem Verkehr gezogen werden, was in der Schweiz viel zu selten passiere.