Sonntag vom 30.01.2011
Für den 19-jährigen Marco Aratore ist der FC Aarau ein Sprungbrett in Richtung Super League
von Ruedi Kuhn aus Kapstadt
Innerhalb des Aarauer Kaders fehlt es bei den Routiniers an einer Hierarchie. Anders ist es bei den vielen Talenten: Der 19-jährige Marco Aratore gilt als Leader der jungen Wilden. Er setzt sich hohe Ziele und sagt: «Ich will in die Super League.»
Ein talentierter Basler Kicker beim FC Aarau? Gibt es nicht. Gibt es doch. Das Fussball-Abc hat Marco Aratore zwar beim FCB gelernt, momentan aber verstärkt der Mittelfeldspieler die Aarauer. Der junge Mann zählte in der Vorrunde zu den auffälligsten Spielern, erkämpfte sich dank eisernem Willen und viel Ehrgeiz einen Stammplatz und schoss Ende August beim 2:1-Sieg in Winterthur den wichtigen zweiten Treffer.
Danach gab es allerdings weder für den Super-League-Absteiger noch für Aratore Grund zum Feiern. Der FCA blieb neun Spiele sieglos. Aratore zog sich Ende Oktober eine Meniskusverletzung im linken Knie zu und musste eine zweieinhalbmonatige Zwangspause einlegen. Nach der Operation ging er während sechs Wochen an Krücken und absolvierte danach ein Aufbautraining unter der Führung des bewährten und fachlich hoch qualifizierten Rehabilitations- und Krafttrainers Reto Jäggi.
«Es war eine schwierige Zeit, in der meine Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde», blickt Aratore zurück. «Jetzt aber greife ich voll an und will mithelfen, den FCA aus dem Tabellenkeller zu schiessen.» Aratore fühlt sich wohl beim Verein vom Brügglifeld. Langfristig setzt er sich aber höhere Ziele: «Natürlich würde ich gerne in der nächsten Saison in der Super League spielen. Läuft es in der Rückrunde aber gut, bleibe ich vielleicht auch in Aarau.»
Beim Trainingslager in Kapstadt teilt Aratore das Zimmer mit David Marazzi. «Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden», sagt Aratore. Wer die zwei Freunde während der Trainingseinheiten beobachtet, der spürt ihre Leistungsbereitschaft. Nach dem Transfer von Shkelzen Gashi haben sie im Mittelfeld allerdings Konkurrenz bekommen. Das stört Aratore nicht. Er gibt sich selbstbewusst, lächelt schelmisch und sagt: «Es ist doch die Konkurrenz, die das Geschäft belebt.» Aratore ist das erste Mal in Südafrika und vom Land, den Leuten, dem Klima und der Kultur begeistert. «Es ist immer interessant», sagt er, «etwas Neues kennen zu lernen. Das Wetter und die Temperaturen sind sehr angenehm. Für mich ist es aber fast ein wenig zu heiss.» Etwas Mühe bereitete ihm auch die weite Reise mit den langen Flügen von Kloten nach Dubai und von Dubai nach Kapstadt.
Aratore ist in Basel aufgewachsen und hat schon während der Zeit als Junior beim FCB gespielt. Seinen ersten Profivertrag bei den Rotblauen unterschrieb er im Alter von 16 Jahren. Im Sommer 2009 feierte er seine Premiere in der ersten Mannschaft. Aratore erinnert sich und sagt: «Ich durfte damals mit Alex Frei, Marco Streller und Benjamin Huggel zusammen spielen. Das hat natürlich grossen Spass gemacht.»
2010 schaffte er mit dem FC Thun den Aufstieg in die Super League. Sein Vertrag mit dem FCB dauert bis 2013. Das Talent Aratores entdeckten nicht nur die Basler, sondern auch die Verantwortlichen des Schweizerischen Fussballverbandes frühzeitig. Aratore spielt seit der U16 für die Schweiz. Momentan zählt er zum Kader der U20-Auswahl, die von Martin Trümpler gecoacht wird. Der Aarauer Sport-Koordinator Urs Bachmann schätzt an Aratore vor allem eine Eigenschaft: «Marcos Einstellung zum Fussball ist hoch professionell.» Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.