Presseschau

Tages-Anzeiger vom 12.05.2011

Basler Fans stürmten Stadioneingang

Mehrere Hundert Fans strömten vor dem Spitzenspiel gegen Basel unkontrolliert in den Letzigrund. Dort wurden Wurststände und sogar die Kasse geplündert. Die Taten wurden auf Video festgehalten.

Von Stefan Hohler

Zürich – Bereits vor dem Anpfiff beim Hochrisikospiel FC Zürich gegen den Erzrivalen FC Basel kam es beim Gästesektor zu tumultartigen Ausschreitungen. Die Basler Fans, welche mit einem Sonderzug beim Bahnhof Altstetten ankamen – nachdem Chaoten noch im Bahnhofbereich die Notbremse gezogen hatten –, formierten sich zu einem lautstarken Zug Richtung Letzigrundstadion. Zuvorderst zogen die vielen schwarz gekleideten, vermummten und militanten Fans, die lauthals «FCZ-Hurensöhne» und «Zürich muss fallen» skandierten und Knallkörper und rote Leuchtpetarden zündeten.

Auch der plötzlich einfallende Platzregen konnte die Gemüter der bereits schon ziemlich angetrunkenen Basler nicht beruhigen. Ansonsten verlief der Umzug ohne Probleme. Die Polizei und die Bahnpolizei hielten sich zurück und geleiteten den Zug zum Gästesektor an der Baslerstrasse.

Feuerwerk über Zaun geworfen

Beim Eingang des Gästesektors kam es kurz vor 20 Uhr zu einem Gerangel. Laut Peter Landolt, Sicherheitschef des Stadions, hatten Basler Fans von aussen einen Rucksack mit Feuerwerkskörpern über den Zaun ins Stadion hinein zu ihren Komplizen geworfen. Damit wollten sie die Sicherheitskontrollen umgehen. Als die Sicherheitsleute im Stadion den Rucksack ergriffen, wurden sie von den Basler Fans angegriffen. Die Sicherheitsleute und die Stewards am Drehkreuz wurden überrumpelt und mussten sich zurückziehen. Der Eingangsbereich sowie die angrenzenden Notausgangstore blieben rund eine Viertelstunde unbewacht offen. Einige Hundert Besucher konnten unkontrolliert ins Stadion ziehen. Eine solche Stürmung des Eingangs hat es im Letzigrund bisher noch nie gegeben.

Gratisbier und -würste für Fans

Die Polizei, welche die Baslerstrasse von beiden Seiten mit Gitterwagen und Wasserwerfern absicherte, rückte vor und wurde von den Fans im Stadion mit Bierflaschen und Einrichtungsgegenständen beworfen. Die Polizei antwortete mit einigen kurzen Wasserwerfereinsätzen und Tränengasspray, zog sich aber wieder zurück, damit die angeheizte Situation im Stadion nicht noch weiter eskalierte. Im unkontrollierten Gästesektor beschlagnahmten die Basler Fans zwei Essstände und zerstörten einen davon. Vermummte Chaoten, aber auch ganz «normale» Fans, bedienten sich mit Gratisbier und -würsten an zwei Ständen und warfen Gegenstände herum. Einige gingen hinter die Theke und stellten weitere Bratwürste auf den Grill und reichten sie den hungrigen Fans.

Nach Aussage von Peter Landolt haben die Chaoten sogar die Kassen geplündert. Man habe die Plündereien jedoch mit Video gefilmt und sei überzeugt, dass man die Randalierer zur Rechenschaft ziehen könne.

Tränengaseinsatz nach Spiel

Nach dem Spiel blieb die Stimmung aufgeheizt. Der Stadtpolizei gelang es mit einem Grossaufgebot, die Fangruppen auseinanderzuhalten. Der Marsch der Basler zum Bahnhof Altstetten verlief zuerst relativ gesittet. Um 22.45 Uhr griffen Basler Fans dann aber zivile Polizisten an. Die Polizei reagierte mit Tränengas und Gummischrot und riegelte den Bahnhof kurzfristig ab.

Zurück